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Album der Woche

15. April 2021, 18:50 Uhr von Uwe

Gestern abend sah ich in den Weiten des Weltweiten Wartens (dieses ganz neue Dings namens Internet) einen langhaarigen Typen mit einem coolen Shirt. Auf dem waren Nikola Tesla und Thomas Edison abgebildet. Und damit sind wir auch schon beim Album der Woche.

Tesla und Edison lieferten sich im ausgehenden 19. Jahrhundert einen großen Streit, ob Wechselstrom oder Gleichstrom die Zukunft sei. Im Englischen heißt das alternating current bzw direct current, und genau deswegen darf ein alter Typ namens Angus Young auch dieses T-Shirt tragen – immerhin benannte sich AC/DC ja genau danach (und macht seit 45 Jahren Starkstrommusik). Ihr Debütalbum erschien in Australien 1975, wurde aber erst ein Jahr später mit quasi komplett anderer Tracklist international vermarktet – und hat passenderweise den schönen Titel „High Voltage„. Und genau um dieses Album gehts.

Eigentlich brauch man wie bei AC/DC üblich überhaupt nix über die Musik sagen – sie haben (Stand heute) 16 Alben international veröffentlich, die eigentlich alle gleich klingen (sagen die Kritiker). Das ist ähnlich wie bei Motörhead, man weiß genau was man erwarten kann – High Voltage Rock’n’Roll eben. Allerdings enthält dieses Album mal eben vier bis fünf ganz ganz große Klassiker und ist damit für Neueinsteiger eher geeignet als zum Beispiel „Powerage“ – wobei man ja vermutlich eh mit „Highway To Hell“ anfängt und sich dann sowieso alle Alben mit Bon Scott zulegt (und zusätzlich natürlich auch mindestens noch „Back In Black“ sowie „The Razor’s Edge“).

Das Album enthält insgesamt neun Stücke, allesamt im handlichen Format zwischen dreieinhalb und sechs Minuten. Sämtliche Trademarks der Band sind bereits vorhanden: ein stoischer Groove von Bass und Schlagzeug, die unnachahmlich präzisen Riffs von Malcolm, furiose Soli von Angus und natürlich Rock’n’Roll-Texte von Bon Scott. Die etwas längeren Stücke finden sich auf der ersten Seite, auf der B-Seite gehts etwas kürzer zu, dafür mit fünf Stücken statt nur vieren wie auf der A-Seite.

Das Album beginnt gleich mal mit einem der Überklassiker, nämlich It’s A Long Way To The Top (If You Wanna Rock’n’Roll) – gleichzeitig einer der längsten Songtitel der Bandgeschichte. Sehr kultig ist das Musikvideo dazu, gedreht auf einem Laster in einer australischen Großstadt. Hervorzuheben sind hier auch die Dudelsäcke(!), gespielt von Bon Scott. Zwei weitere Highlights finden sich ebenso auf der ersten Seite, das eher langsame, gefährliche The Jack sowie das schwerstens groovende Live Wire mit seinem mörderisch pumpenden Bass. Auf der zweiten Seite geht man direkt mit T.N.T. in die vollen, während das Album mit She’s Got Balls (angeblich von Bon Scott über seine Ex-Ehefrau getextet) und High Voltage ausklingt. Die nicht genannten drei Songs gehören dann doch eher in die Kategorie Füllmaterial, aber das ist verschmerzbar.

Langer Rede kurzer Sinn: Mindestens die Hälfte des Albums gehört zum metallischen (oder rock’n’rolligen) Weltkulturerbe, und ich werd mir genau diese Teile jetzt erstmal reinziehen und den Bass ein bissl aufdrehen – wozu hat man nen ordentlichen Subwoofer unterm Schreibtisch stehen?

So – und weil wir schon dabei sind müssen wir natürlich noch zwei weitere Alben kurz besprechen, die ebenfalls Geburtstag feiern: „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“ (1976) und „For Those About To Rock (We Salute You)“ von 1981. Ersteres ist nur unwesentlich schlechter als sein direkter Vorgänger und enthält nicht nur den längsten Titel (Ain’t No Fun Waiting Round To Be A Millionaire – siebeneinhalb Minuten), sondern auch ungefähr vier bis fünf weitere Klassiker der Bandgeschichte: Dirty Deeds Done Dirt Cheap, Big Balls (der Text ist der Knüller!), Problem Child, Rocker und das ruhige Ride On. Das andere Album kann man hingegen ruhigen Gewissens auf seinen Titelsong reduzieren, der ebenfalls zu den großen Bandklassikern gehört (und einen schönen Grund darstellt, 21 Kanonen auf die Bühne zu stellen um Salut zu schießen). Der Rest des Albums ist zwar insgesamt sehr solide, steht aber im Schatten des Vorgängeralbums „Back In Black“ (was ja mal eben als bestes Hardrockalbum aller Zeiten gilt)

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