Kategorien

Archive

Kalender

April 2021
M D M D F S S
 1234
567891011
12131415161718
19202122232425
2627282930  

Album der Woche

8. April 2021, 18:16 Uhr von Uwe

Wir bleiben in Skandinavien (allerdings nicht in Schweden) und widmen uns wieder schwermetallischeren Klängen. Die Band der Woche gehört zu den eher experimentierfreudigeren und hat ihren Stil im Laufe der Jahre mehrfach gewaltig verändert, weswegen in dieser Woche zwei Alben besprochen werden müssen, die beide runden Geburtstag feiern.

Heavy Metal made in Finnland ist ja nun beileibe nix ungewöhnliches, Truppen wie Nightwish, Children Of Bodom oder Sentenced haben das Land der 1000 Seen fett auf der Landkarte vermerkt. Die Band der Woche gehört ebenfalls in diese Auflistung, denn die waren sehr früh dran, früher noch als Sentenced. Die Rede ist von Amorphis und deren Alben „Elegy“ (1996) und „Am Universum“ (2001).

Zum Beginn ihrer Karriere spielten die Jungs lupenreinen Death Metal, wie er damals groß angesagt war (und mit dem ich nicht allzuviel anfangen kann, ich verstehe gern was der Sänger ins Mikro grunzt). Allerdings bewegten sich die Stücke hier einen großen Schritt weg von diesem Sound und eher hin zu klassischerem Rock – viel Klargesang mit starken Melodien, ein Keyboarder der sich auf der Hammond-Orgel austobt, und große Kompositionskunst weit jenseits von Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Solo-Refrain-Schluss – hier werden in vielen Stücken musikalische Leitthemen definiert, die dann im Verlauf des Songs aufgegriffen und variiert werden. Das ist in dieser Form ein echtes Alleinstellungsmerkmal von Amorphis.

Wirklich gegrowlt wird zumindest streckenweise in vielen Nummern, beispielsweise in On Rich And Poor (hier kann man auch die Kompositionstechnik schön studieren, sofern man auf sowas steht), instrumentalmusikalischen Overkill in Form erhabener Melodien findet sich hingegen bei The Orphan. Die anderen Songs beackern ein ähnliches stilistisches Spektrum, wobei zum Beispiel Against Widows mit seinen schnellen Gitarrenläufen hervorsticht und der Titelsong ausgesprochen elegisch daherkommt.

Fünf Jahre später hat die Band ihren Sound radikal verändert. Nix mehr mit Death Metal, nix mehr mit grunz-growlenden Gesangslinien, stattdessen noch mehr Hammond-Orgel und metal-untypische Instrumente wie Saxophon, und außerdem jede Menge Gitarreneffekte. „Am Universum“ ist möglicherweise die experimentellste und für den restlichen Bandsound untypischste Platte – danach gingen sie dank Sängerwechsel wieder verstärkt in die metallischere Richtung inklusive Growling. Hier hingegen gibts nicht mal Metal, das ist eher psychedelische Rockmusik.

Für aufgeschlossene Hörer, die eher aus progressiveren Richtungen kommen, oder auch solchen die vom Stoner-Rock aus neue Horizonte erschließen wollen, ist dieses Album sogar relativ einfach zugänglich – Stücke für Captured State, Grieve Stricken Heart oder Goddess (Of A Sad Man) sind relativ geradlinige Rocker. In Veil Of Sin ist das Saxophon prominent zu hören, was nicht unbedingt jedermanns Sache sein könnte. Viel mehr kann man zu diesem Album nicht sagen – die Gesangsmelodien spannen große Bögen, musikalisch wird allerhand schräges Zeugs geboten, aber wer sich drauf einlässt kann hier einen sehr vielschichten Klangkosmos entdecken.

Die restlichen Alben der Band sind übrigens genauso empfehlenswert, egal obs nun um den Death Metal der Frühwerke („Tales From The Thousand Lakes“) geht oder um Melodic-Death des 21. Jahrhunderts – wo Amorphis draufsteht ist meistens gute Qualität drin.

Einen Kommentar schreiben