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Album der Woche

6. November 2020, 18:23 Uhr von Uwe

Wieso sagt mir eigentlich keiner dass die Woche schon wieder fast rum ist und es noch keinen Beitrag fürs Album der Woche gab? Sauerei, muss ich wieder selbst an alles denken. Und dabei ist diese Woche ein ganz großer Meilenstein dran, der am Sonntag 40 Jahre alt wird. Reden wir also ein bissl über Gott und die Welt…

Eigentlich reden wir heute nur über Gott. Jener hört im metallischen Paralleluniversum auf den Namen Lemmy und war Bassist, Sänger (so man sein charaktistisches Knarzen als Singen bezeichnen mag…), Texter und allgemeiner Chef vons jannze bei Motörhead. Und eben jener bastelte 1980 zusammen mit Phil Taylor und Fast Eddie Clarke sein Magnum Opus zusammen. Dabei ist basteln der falsche Ausdruck, denn da gings sicherlich nicht filigran zu Werke, bei Motörhead wird aus dem Vollen gemeißelt.

Im Vorjahr hatte das Trio mit „Overkill“ und „Bomber“ bereits zwei Klassiker vorgelegt, und nun sollte der nächste ganz große Schritt folgen. Und der hört auf den Namen „Ace Of Spades“ und ist berechtigterweise das Album der Woche.

Die Platte besticht schon mal mit dem coolsten Covermotiv überhaupt: die drei bösen Buben als böse Cowboys in der Wüste, komplett mit Westernstiefeln, Fransenjacke und Cowboyhüten. The Good, the Bad & the Ugly – stilecht aufgenommen in irgendeinem englischen Steinbruch. Man muss dazu sagen, dass Motörhead damals ungefähr als das bösartigste galten, was irgendwo auf einer Bühne auftreten konnte – ein Image, was die Band entsprechend kultivierte, weil sich Sprüche wie „Wenn Motörhead neben dir einziehen, wird dein Rasen eingehen“ nun mal gute Publicity sind.

So, und nun kommen wir zum eigentlichen Inhalt. Zwölf Songs, allesamt um die drei Minuten lang und purer Starkstrom-Rock’n’Roll. Das Album wird eröffnet mit dem Titelstück, und das ist oft auch der einzige Song, den die Leute von Motörhead überhaupt kennen. Und Lemmy war dav0n schon nach der ersten Tour zu Tode gelangweilt, musste es aber trotzdem bis zum bitteren Ende bei jedem Konzert spielen. Es ist eben der Signature-Song der Band. Inhaltlich gehts um Glücksspiel, Poker und Würfeln – „That’s the way I like it baby, I don’t wanna live forever“. Was sich ja 35 Jahre später dann auch bewahrheitete…

Nächstes Highlight ist Shoot You In The Back (daher die Westernthematik des Covers), eine knackige Hommage an böse Schurken aus noch böseren Wildwestfilmen. An sechster Stelle (und damit am Ende der ersten Seite der LP) folgt (We Are) The Roadcrew – textlich für mich eins der Highlights der Platte. Die Nummer ist eine Hommage an all die armen Schweine, die Tag für Tag die Bühne auf- und abbauen, den ganzen Krempel ein- und ausladen, Licht und Sound einstellen, und am Ende steht dann ein blasierter „Künstler“ anderthalb Stunden auf der Bühne und kriegt den ganzen Applaus ab.

Das kürzeste Stück der Platte ist Bite The Bullet, eine kurze Abrechnung mit einer gescheiterten Beziehung – „bite the bullet, I’m leaving you“. Als Kontrast dazu folgt das längste Stück, das auf den schönen Titel The Chase Is Better Than The Catch hört und zu den ganz großen Hits der Band gehört. Zum ersten Mal auf dem ganzen Album wird das Gaspedal hier nicht bis zum Bodenblech durchgetreten, dafür groovt man sich unwiderstehlich durch vier Minuten zum Thema Flachlegen. Das Thema zieht sich eh durch die ganze Platte, wie auch bei den Stücken Fast And Loose und Jailbait. Sowas ging damals noch ohne große Kritik durch.

Den Abschluss der Scheibe bildet das alptraumhafte The Hammer, und danach ist man dann auch wirklich geplättet. Zwölf Stücke ohne großen Schnickschnack, mindestens ein Überhit, dazu mindestens zwei der besten Songs der nicht gerade kleinen Diskographie der Band, und die restlichen Stücke halten den hohen Standard. Nicht umsonst verkaufte sich die Scheibe wie geschnitten Brot, stieg bis auf Platz 4 der britischen Charts und wird heute zu den einflußreichsten und besten Scheiben der Genregeschichte gezählt. Es steht ebenso in der Liste der 1001 Alben die man in seinem Leben mal gehört haben muss wie auch auf Platz 14 der 500 besten Metalscheiben im Magazin meines geringsten Unvertrauens.

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