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HH – Hamburger Hektik

23. Juni 2019, 14:28 Uhr von Uwe

Im schönen Süden war ja letzte Woche ein Feiertag und dadurch auch einen Brückentag. Diesen nutzte ich für einen Kurztrip ans nördliche Ende Deutschlands, weil es da die weltgrößte Modelleisenbahnanlage zu bestaunen gibt. Da war ich zwar vor vier Jahren schon mal, aber inzwischen gibts einen neuen Bauabschnitt zu bewundern.

Donnerstag, 20.6.

Aufgrund von akutem Feiertag begann der Tag nicht mit einer Busfahrt zum Bahnhof Erlangen, sondern mit einer Taxifahrt zum Bahnhof Nürnberg. Nachdem der Taxifahrer die richtige Straße gefunden hatte, klappte das dann auch ohne weitere Probleme. Die Fahrt selbst war insofern unterhaltsam, als das der Taxifahrer u.a. den Verkehrsminister Scheuer bescheuert nannte (Stichwort Ausländermaut) und sich über die Blödheit potentieller Fahrgäste ausließ. Nuja. In Nürnberg begann dann die eigentliche Reise, schön mit der Kuh ums Dorf.

Also weniger mit der Kuh ums Dorf als vielmehr mit dem Zug um Mitteldeutschland herum. Ich hatte mir nämlich die scenic route ausgesucht, mit dem IC via Frankfurt, Koblenz und Ruhrgebiet nach Hamburg (quasi genauso wie vor vier Jahren, siehe hier – allerdings fuhren wir diesmal von Dortmund über Hamm nach Münster). Mit dem ICE unter den Kasseler Bergen durchrauschen kann ja jeder, da gibts ja nix zu sehen, und manchmal ist der Weg das Ziel. Ich hingegen wurde gemütlich in einem fast leeren Wagen durchs Rheintal kutschiert, kam mal wieder am Kölner Dom vorbei, in Solingen füllte sich plötzlich der Zug mit einer größeren Männertruppe bevor dann schließlich auch das schöne Wetter über die Wupper ging. Weiter gings dann via Dortmund und Münster, bevor ich dann schön am Nachmittag im sonnigen Hamburg eintraf.

Ich musste mit der U-Bahn in Richtung St. Pauli nehmen, hatte mich entsprechend informiert wie und wo und welche Bahn. Was mir als Info fehlte war die Tatsache dass die U-Bahn wegen Bauarbeiten nur einen Teil der Strecke fährt. Aber wer 20 km durchn Wald laufen kann, der schafft auch knapp zwei Kilometer und zottelt dabei einen Koffer hinter sich her. Ich kam somit also ein paar Minuten später und mit ein paar mehr gelaufenen Metern als gedacht im Hotel an, aber was solls.

Einen Check-in später lief ich dann noch eine Runde Richtung Landungsbrücken. Wat ’ne Hektik, so mitten im Berufsverkehr. Die Hamburger Autofahrer sind ja mal sowas von gestresst… absolut unklar. Da wird gehupt, dass es eine Freude ist, und zwischendrin klingeln sich Kampfradler den Weg frei. Zumindest gibts allerlei komische Autos zu sehen, z.B. einen McLaren (der aber auch wie jeder popelige Golf an der roten Ampel steht), pinke Stretch-Limos und andere Kuriositäten.

Ich lief also von den Landungsbrücken in Richtung Speicherstadt und suchte mir dann ein gemütliches Plätzchen an einer gemütlichen Theke, orderte ein craft beer (lecker) und ein Schnitzel mit Bratkartoffeln (auch lecker), spülte das dann noch mit einem Pils runter (nicht wirklich lecker) und marschierte dann den Weg zurück den ich gekommen war. Im Hotelzimmer angekommen fiel ich noch gemütlich in die Badewanne und dann ins Bett, schließlich hatte ich für den nächsten Tag noch viel vor.

Freitag, 21.6.

Der Tag begann mit Frühstücksbuffet und Kaffee, und dann gings ziemlich pünktlich wieder in Richtung Speicherstadt – nur echt mit viel Gehupe im morgendlichen Berufsverkehr, unglaublich wie verspannt die an einem Freitag morgen sein können. Unterwegs entstanden noch ein paar Bilder von „Hamburger Hafen am frühen Morgen“ noch mit ohne Touristenmassen. Im Miniatur-Wunderland gabs auch noch keine Warteschlange, und ich begann mein ausgedehntes Sightseeing, angefangen beim neuen Bauabschnitt Italien, den ich noch nicht gesehen hatte.

Da gibts dann ungefähr 1001 Details zu entdecken, ich hab natürlich nur einen Bruchteil davon gefunden. Da bricht alle paar Minuten der Vesuv aus, die Mafia rührt Betonschuhe an, in Vendig gibts Karneval und auf Knopfdruck einstürzende Altbauten, in Rom stehen öchzig Sehenswürdigkeiten inkl. Petersdom und Papst (und fußballspielenden Kardinälen und getuntem Papamobil), irgendwo unterhalb der Toskana werden Western gedreht (und irgendeiner hat die Figur von Bud Spencer geklaut, Sakrileg!) und überhaupt haben sich die Modellbauer in dem Abschnitt echt selbst übertroffen.

Die anderen Abschnitte kannte ich zwar schon, aber beeindruckend und voll mit Easter Eggs sind sie alle, egal obs Homer Simpson im Amerika oder Pippi Langstrumpf in Schweden ist. Inzwischen wars natürlich auch mächtig gut besucht, es gibt natürlich auch genug Idioten, die da mit Kinderwagen oder dicken Rucksäcken herumlaufen. Zum Glück bin ich ja einer von der Sorte der auch aus der zweiten Reihe noch was sehen kann. Nach ungefähr sechs Stunden war die Reizüberflutung dann komplett, ich war nicht mehr so richtig fähig noch mehr Eindrücke zu verarbeiten.

Zur Stärkung gabs dann ein Eis und ich lief angesichts bedrohlicher Gewitterwolken erstmal zurück ins Hotel und holte noch etwas Schlaf nach. Abends gings dann wieder in Kneipe des Vortags, denn das Bier von gestern löscht ja nicht den Durst von heute, und damit war auch dieser Tag gegessen.

Samstag, 22.6.

Nach einer eher kurzen Nacht gabs ein eher hektisches Frühstück, weil ich ja noch zum Bahnhof musste und die U-Bahn ja nur einen Teil fuhr. Dachte ich. Tatsächlich fuhr die U-Bahn nämlich gar nicht, weil Wochenendsperrung. Könnte man ja kommunizieren… So stand ich also ein bissl doof da. Aber wenn man bei der Anreise die halbe Strecke zu Fuß gehen kann, kann man eben bei der Abreise auch die ganze Strecke zum Bahnhof laufen, ist ja ein guter Frühsport und hatte auch den Vorteil, dass ich nur noch zehn Minuten auf meinen Zug warten brauchte. Aber wirklich brauchen tut man die Hektik auch nicht.

Besagter Zug kam dann auch an, ich suchte mir meinen Platz und wunderte mich nur ein bissl dass es ein Platz im Abteil war, wo es laut Fahrplan im Großraum sein sollte. Das Rätsel löste sich dann kurz darauf mit einer hanseatisch launischen Ansage: Eigentlich sollte ein ICE 4 fahren, tatsächlich fuhr ein ICE 1. Der hat rund 100 Plätze weniger, weswegen diverse Leute ihre reservierten Plätze gar nicht finden konnten. Dadurch gabs dann ordentlich Hektik mit „Fahrgäste deren Sitzplatzreservierung nicht passt begeben sich bitte in Wagen x“. Kommt natürlich gut in einem Zug von Hamburg nach München an einem Samstag mit Ferienreiseverkehr. Mir konnte es zum Glück egal sein, und die Sessel im ICE 1 sind ohnehin sehr viel bequemer als die im ICE 4. Die Fahrt ansich war dann wieder ereignislos, zwischen Hannover und Göttingen gings wegen Bauarbeiten über die alte Strecke (alle zwei Minuten ein Güterzug in Gegenrichtung), und in Göttingen gabs dann nochmal ein Kuriosum – doppelt reservierte Plätze (also tatsächlich gleicher Zug mit gleichem Waggon und gleichem Sitzplatz). Da musste dann der Schaffner schlichtend eingreifen.

Und so kam ich schlußendlich ohne weitere Probleme wieder daheim an – und nutze den heutigen Tag für Urlaub vom Urlaub…

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