Kategorien

Archive

Kalender

Juli 2018
M D M D F S S
 1
2345678
9101112131415
16171819202122
23242526272829
3031  

Urlaub Tag 2: Seeuferspaziergang

27. Juli 2018, 14:40 Uhr von Uwe

Die erste Wanderung des Urlaubs war zur Eingewöhnung gedacht und führte schön im Schatten am Seeufer entlang, bevor es am Aussichtspunkt eines Wasserfalls nach oben ging. Das war jedenfalls der Plan. Und der war gar nicht mal so doof.

Etappe 0: Ohne Mampf kein Kampf

Der Tag begann gegen 3 Uhr morgens, denn da schaffte es mein schnarchnasiger Bruder, mich mit seinen rasselnden Atemgeräuschen zu wecken. Die schwankten zwischen Kettensäge und schnaufendem Rhinozeros, je nachdem auf welche Seite er sich gerade gedreht hatte. Ich wälzte mich daher relativ schlaflos im Bett herum, bis dann kurz nach sechs irgendwas großes schweres ausm Bett fiel – nein, nicht ich, sondern mein Lieblingsbruder. Der wollte aufstehen und kriegte grade in diesem Augenblick einen Krampf im Bein, so dass er formvollendet aus dem Bett kippte, weil er das Gleichgewicht nicht halten konnte. Außer Schrammen am Ego war aber nix passiert.* Irgendwann gegen 6:30 Uhr kletterte ich dann auch aus der Koje, fotografierte den Blick aus dem Hotelzimmer (Eigerwand bei wolkenlosem Himmel im Sonnenaufgang) und dann gings kurz nach sieben zum Frühstück.

*Einschub hier: Mein Bruder ist der verschärften Meinung, dass er den Krampf bereits im Bett bekam und er dann aus dem Bett hüpfte um eine angenehmere Körperhaltung einnehmen zu können. Naja, kann er haben, die Meinung, ich glaub ihm das nicht wirklich.

Unsere Eltern standen schon am Buffet an, und vor ihnen stand eine asiatische Reisegruppe an, so dass das Buffet ziemlich restlos geplündert war, bevor wir überhaupt an der Reihe waren. Die Kaffeeversorgung dauerte auch ein bissl, so dass insbesondere meine Eltern das Frühstück eher kritisch beäugten. Man darf das aber alles nicht zu eng sehen, bei Aussicht auf eine tolle Wanderung schmeckt die Wurst auch ohne Butter, und der Kaffee kam ja dann später auch noch (wenn auch arg knapp bemessen). Außerdem hatten wir ja auch noch Äpfel und Bananen und einen Haufen anderen Proviantkrempel dabei, und abends sollte es ja ohnehin wieder ins Restaurant gehen, also warum schon beim Frühstück Stress machen?

Kurz nach acht hatten dann alle was gegessen und die Wanderschuhe geschnürt, so dass wir bei allerbestem Wetter die unheimlich schwere erste Etappe in Angriff nehmen konnten. Die führte uns ungefähr 250 m von der Hoteltüre bis zum Bahnsteig, wo sich bereits Touristenhorden versammelten, um den Zug Richtung Jungfraujoch zu stürmen. Wir wollten in die andere Richtung, nämlich nach Interlaken, und konnten dem ganzen Gewusel daher relativ gelassen zuschauen.

Etappe 1: Grindelwald – Interlaken Ost – Iseltwald (30.5 km, 52.5 m, 542 m)

Die Etappe bestand im wesentlichen aus drei Teilen: Erst vom Zugfenster aus die Landschaft bestaunen, dann in Interlaken ungefähr 150 m vom Bahnsteig zum Schiff umsteigen und dann vom Schiff aus die Landschaft bestaunen. Und da gibt es ja einiges zu bestaunen. Das beginnt beim unheimlich kurzen Bahnsteig in Burglauenen, was in jedem Zug mehrfach über Lautsprecherdurchsagen kundgetan wird („Reisende nach BurgLAUenen steigen in den ersten Wagen“ – Betonung hervorgehoben). Außerdem gibts natürlich links und rechts Berge, ein Elektrizitätswerk, zwei Zahnstangenabschnitte und natürlich das Betriebsgeschehen in Zweilütschinen mit Kuppeln des Zuges aus Lauterbrunnen. Das GPS konnte die Strecke auch überraschend gut mittracken, bis wir dann den einzigen Tunnel der Strecke erreichten, ab da wars dann ziemlich vorbei.

In Interlaken hat man dann wie in der Schweiz üblich Anschluss nach Überall, egal ob mit Zug, Schmalspurbahn, Postbus oder Schiff – man hat je nach Richtung zwischen 7 und 15 Minuten Zeit, das richtige Verkehrsmittel zu finden und einzusteigen. Optimal geregelt, das – kann sich Deutschland mehrere Scheiben von abschneiden. Wir bestiegen dann jedenfalls die Jungfrau (ha wasn blöder Witz, aber das Schiff heißt nunmal so) und nahmen auf dem Sonnendeck Platz. Die Sonne brummte auch ordentlich, so dass ordentlich Lichtschutzfaktor angesagt war, bevor wir ganz entspannt über den türkisblauen See geschippert wurden.

Ich konnte dann schön erklären, wo ich letztes Jahr herumgelaufen war (die Kirche da oben, die Ortschaft da hinten, und die Hängebrücke da oben), während wir die unterschiedlichen Zwischenhalte anfuhren. Da sind dann auch Ecken dabei, wo man mit dem Auto nur schwer bis überhaupt nicht hinkommt. Nach einer knappen Stunde lustiger Seefahrt stiegen wir schließlich in Iseltwald aus und begannen mit der eigentlichen Wanderung.

Etappe 2: Iseltwald-Giessbachfälle-Brienz (12,6 km, 415 m, 412 m)

Diese Wanderung führte nun immer schön am Seeufer entlang, und zwar auf der südlichen Seite des Brienzersees. Das bedeutet dass man da bis Mittag schön im Schatten ist, weil die Sonne noch gar nicht hoch genug steht und die Bergflanken noch im Weg stehen. Der Weg selbst ist leicht zu gehen und enthält keine nennenswerten Höhenunterschiede. Dafür hat man immer wieder Ausblicke auf das in der Sonne glitzernde Wasser. Nach ungefähr sieben Kilometern erreicht man dann die Schiffsstation der Giessbachfälle. Wir waren auf dem Weg anfangs recht alleine unterwegs, das änderte sich ungefähr ab der Hälfte, weil offenbar viele Wanderer die Gegenrichtung von den Giessbachfällen Richtung Iseltwald liefen, bzw. von Brienz aus mit dem Schiff dort angelandet waren.

An der Schiffsanlegestelle machten wir dann erstmal Pause, so mit Banane essen und Wasser trinken und Kaffee wegtragen und so. Letzteres kann man ja in der Schweiz relativ problemlos, entsprechende Anstalten gibts quasi überall, und zumindest für Herren ist es üblicherweise auch kostenlos. Nachdem wir genug pausiert hatten begann ein kurzer Anstieg über ungefähr 100 Höhenmeter hinauf zum Grandhotel, was dort am Berghang über dem Seeufer steht. Und weil man den hohen Herrschaften die da vor 130 oder so Jahren da logierten den Aufstieg vom Seeufer nicht zumuten konnte gibt es da sogar eine Standseilbahn.

Am Grandhotel angekommen war man nun auch aus dem Schatten heraus, und die Sonne brannte zur Mittagszeit schon recht ordentlich. Ich hatte schon bei der Pause die langen Hosenbeine abgeschnallt (Reißverschluss am Hosenbein ist schon arg praktisch), und nun ging es noch ein paar Meter weiter den Berg hinauf. Am Hotel traf man auch diverse Gäste aus fernen Ländern, die jetzt eher nicht so mitteleuropäisch-westlich gewandet waren. Sowas gibts in der Schweiz, und das nicht mal selten. Auf jeden Fall führte der Weg dann entlang der Straße über den Berg, um auf der anderen Seite steil abzufallen. Beim Abstieg begegneten uns neben zahlreichen Autofahrern auch einige Fahrrad-Bergabfahrer, E-Bike-Bergaufradler und sogar einige echte Sportradler, die ihr Mountainbike den Berg hochtraten. Da muss man dann schon ziemlich fit sein dafür, für Familien mit Kindern ist das definitiv nix, nicht nur weil es arg steil hochgeht, sondern auch weils eine schmale Straße mit ordentlich Autoverkehr ist. Eine Radtour entlang der Aare Richtung Meiringen wäre da erheblich entspannter.

Auf der anderen Seite am Fuße des Berges angekommen ist man dann schon fast in Brienz, da muss man „nur noch“ rund zwei Kilometer in der Ebene am Seeufer durch den Ort zurück zum Bahnhof oder Schiffsanleger. Da merkte man dann schließlich die Hitze erstmal so richtig, weil man nun direkt in der prallen Sonne unterwegs war und sich die Wärme im Talkessel natürlich auch staut wie in einer Bratpfanne.

Es war erst gegen halbdreiviertel ein Uhr nachmittags oder so, wir hatten also noch viel Zeit und in dem Augenblick vor allem Durst und Bock auf ein Eis. Leider ließ sich an der gesamten Uferpromenade nix derartiges finden, erst die Intervention meiner Mutter und der Weg zur zentralen Dorfstraße brachte uns in ein gemütliches kleines Restaurant, wo wir dann erstmal was trinken konnten (meine Mutter trank irgendeinen komischen mit Mineralwasser verdünnten Wein, mein Vater ein Bier, ich ein Rivella und mein Bruder Cola oder so – genau hab ichs mir nicht gemerkt). Danach folgte je ein Eisbecher, für mich mit Nüssen, für Mutter mit Schokoladensoße, die auch prompt Flecken auf der Kleidung hinterließ…

Pünktlich zum Ablegen des Schiffs zurück nach Interlaken hatten wir dann das Eis genossen und bezahlt und uns die paar hundert Meter zurück zum Schiffsanleger begeben.

Etappe 3: Brienz-Interlaken-Grindelwald (38.7 km, 563 m, 44 m)

Viel gibt es hier jetzt eigentlich nicht zu erzählen – Sonnenschein, 30° Celsius, türkis schimmerndes Wasser mit Badegästen (trotz eisiger Wassertemperaturen), einzelne Quellwolken am Himmel, mein Vater trank ein zweites Bier und so verging auch die zweite Schiffsreise des Tages schön geruhsam. In Interlaken stiegen wir dann wieder völlig problemlos (das mit den Anschlüssen hatte ich ja bereits erwähnt) in den Zug nach Grindelwald ein und so waren wir ziemlich exakt 24h nach der Anreise wieder in Grindelwald angekommen. Der relevante Unterschied war das Wetter – mehr Sonne, mehr Aussicht, weniger Wolken.

Mein Vater und ich gingen dann erst noch in den örtlichen Supermarkt zwecks Getränkenachschub, bevor man den Nachmittag mit Duschen und Sport im TV glotzen ausklingen ließ – ach nee, ging ja gar nicht, war ja Ruhetag bei der Tour de France. Also nur Duschen und über das doofe TV-Programm schimpfen.

Die letzte Aktion des Tages war dann das Abendessen, statt Rumpsteak gabs diesmal Schnitzel, und was die anderen da aßen hab ich mir weder notiert noch gemerkt. Auf jeden Fall wurde was gegen akute Unterhopfung unternommen, und ich bin mir ziemlich sicher dass meine Mutter ein Glas Wein getrunken hat.

Einen Kommentar schreiben