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Dienstliches Reisen

21. Juni 2018, 21:08 Uhr von Uwe

Ich durfte diese Woche dienstlich verreisen wegen eines Workshops. Das ist ansich nix besonderes, Workshops werden viele abgehalten, Dienstreisende gibts auch wie Sand am Meer, aber für mich war es die erste Dienstreise seit zwei Jahren, und die erste ins europäische Ausland überhaupt. Es ging nämlich nach Frankreich, genauer gesagt nach Toulouse.

Toulouse liegt im äußersten Südwesten Frankreichs, ungefähr 100km nördlich der Pyrenäen. Das liegt also nicht so mal eben um die Ecke, so dass man da mit Bahn oder Auto hinkommen würde, da muss man schon in einen Flieger steigen. Und weil Fliegen ohne Umsteigen langweilig ist, muss man von Nürnberg aus zwischendurch noch von einem Fluggerät ins andere wechseln. In der ersten Planung wäre das in Paris gewesen, aber dann wurde da ein Flug gestrichen und wir mussten über Amsterdam fliegen (was zwar ein ordentlicher Umweg ist, aber wenn es nicht anders geht ist das eben so). Wir, das waren mein Kollege und ich, ersterer mit deutlich mehr Flugerfahrung (gut, das ist nicht schwierig, aber es war ausgesprochen hilfreich).

Hinflug

Und so begann unsere schicke Dienstreise am Montag abend gegen 17 Uhr am Flughafen Nürnberg. Wir hatten online eingecheckt und konnten somit direkt zur Sicherheitskontrolle – was selbst wenn man nur mit Handgepäck unterwegs ist (zwei Tage Dienstreise, also brauchts eigentlich nur Zahnbürste und ein paar Klamotten zum Wechseln, aber dann schleppt man ja auch noch Laptop und Zeugs mit herum…) ätzend ist. Wie nicht anders zu erwarten piepte der Detektor bei mir auch prompt auf – beim Entleeren der Taschen hatte ich die Uhr am Handgelenk übersehen… Tja, kommt vor. Danach saßen wir dann noch gemütlich in der Gegend herum und warteten auf das Flugzeug, was da kommen sollte.

Das kam aber nicht. Das heißt, es kam irgendwann doch, aber mit ungefähr 20 Minuten Verspätung, was ein eher ungutes Bauchgefühl ergab, da wir in Amsterdam nur 45 Minuten von Ankunft bis Abflug des anderen Flugzeuges hatten. Irgendwann stand die Maschine (Embraer 175, KLM Cityhopper) bereit und der Kapitän zerstreute auch gleich alle Bedenken und kündigte eine pünktliche Ankunft für Amsterdam an. Danach gings auch schon an den Start (nur echt mit Stewardessen-Ballett), die Wolkenlücken erlaubten auch einen recht schönen Blick auf Erlangen, obwohl ich nicht mal am Fenster saß. Der restliche Flug war dann unspektakulär (bei so einer Kurzstrecke von etwas über einer Stunde Reisezeit kaum verwunderlich, die Maschine erreicht ja kaum die Reisehöhe bevor schon der Landeanflug beginnt). Und zwischendrin müssen die Stewardessen auch noch Getränke und Snacks verteilen. In diesem Fall bestand der Snack aus einem dicken Schwarzbrot mit einem Aufstrich aus irgendwas mit Ei. Taugte zumindest mal als Abendessen.

In Amsterdam landeten wir tatsächlich so gut wie pünktlich und hatten somit auch keine Mühe, den Anschlussflug zu erreichen. Der Flughafen Amsterdam ist natürlich ein paar Nummern größer als Nürnberg (viele Nummern größer, um genau zu sein). Vom Flieger aus gings erstmal in einen Elektrobus, der uns zum Ankunftsgate brachte, aber wir brauchten dann immerhin nicht mehr durch irgendwelche Kontrollen und auch nicht das Terminal wechseln, so dass wir nur knapp 10 Minuten bis zum Abfluggate unterwegs waren. Dort angekommen standen wir uns noch einige Minuten die Beine in den Bauch bevor wir das Flugzeug (Embraer 190, KLM Cityhopper, als Snack gabs eine Art süßes Brötchen) besteigen konnten – wozu man erstmal wieder mit dem Bus zum Flugzeug gefahren wurde, weil das irgendwo jwd („janz weit draußen“) geparkt war. Mein Kollege hatte mir für diesen Flug den Fensterplatz angeboten, weil er sowieso ein E-Book las, und so erhaschte ich einen wirklich sagenhaften Ausblick auf die Küste Hollands mit der Rheinmündung von Rotterdam im Sonnenuntergang und wenig später einen ebenso sagenhaften Blick auf die Schleifen der Seine in Paris (das Foto ist leider gegen den Sonnenuntergang geknipst und damit nix geworden).

Rotterdam im Gegenlicht

Irgendwann nach 22 Uhr gings dann zum Landeanflug in Toulouse, inzwischen wars dann auch recht dunkel geworden, so dass man außer vielen Lichtern nicht mehr viel erkennen konnte. Die Franzosen kontrollierten dann erstmal unsere Pässe bzw. Personalausweise, bevor es daran ging ein Taxi zu finden. Das einzige verfügbare Taxi war ein AMG Mercedes, dessen Fahrer offensichtlich die französischen Taxi-Filme inspiriert hatte. Tempolimits und Ampeln waren nur Empfehlungen, wer später bremst ist länger schnell und Tempo 80 in der Innenstadt bringt einen viel schneller ans Ziel als die erlaubte Höchstgeschwindigkeit. Der Trip war also nicht unbedingt geeignet, Vertrauen ins Taxifahrergewerbe zu haben. Auf jeden Fall waren wir dann gegen 23 Uhr im Hotel in der Innenstadt angekommen und fielen ins Bett.

Landeanflug Toulouse

Der nächste Tag

Die Nacht war arg kurz (ungewohntes Bett, viel Betrieb auf dem Flur, dünne Wände und überhaupt – Prinzessin auf der Erbse und so). Gegen halb acht begab ich mich zum Frühstück, traf auf dem Flur meinen Kollegen und im Frühstücksraum unseren Gesamtprojektleiter, der den Workshop organisiert hatte. Das Frühstück selbst war ok, aber nicht weltbewegend – Kaffee, Orangensaft, Croissants, Weißbrot und Wurst, passt. Gegen acht Uhr gings dann auf zur Arbeit. Dazu mussten wir erstmal 400m zur nächsten Metrostation marschieren – auf der vierspurigen Hauptstraße war Stau in alle Richtungen, so dass man nur mit Motorrollern oder als suizidaler Radfahrer vorwärts kommen konnte. An der Metrostation trafen wir einen weiteren am Workshop teilnehmenden Kollegen einer anderen Firma, wir erstanden Fahrscheine und begaben uns zum Bahnsteig.

Das war nun endlich was für mich als Bahnfahrer. Das heißt, eigentlich ist die Métro Toulouse ja keine Eisenbahn, sondern ein VAL-System (rollt auf Gummirädern und einer Betonfahrbahn mit Führungsschienen wie eine Achterbahn, Fahrer gibts keinen). Die Bahnsteige sind von den Fahrbahnen durch Glastüren getrennt, die sich nur öffnen, wenn ein Zug dort steht (quasi wie beim Fahrstuhl auch). Bahnsteigzugang erfolgt nur mit gültigem Ausweis, alles nicht besonders spektakulär, aber in Deutschland in der Form halt unüblich. Die Bahn selbst war dann eher eine Sardinendose, zumal es schön sommerlich warm war.

Manège de la place Jeanne d'Arc

Am Zielbahnhof angekommen hatten wir noch ein paar hundert Meter Fußweg vor uns, die uns bereits ins Schwitzen brachten (Südfrankreich und Hochsommer…), bevor es dann in den klimatisierten Besprechungsraum ging. Da blieben wir dann auch den ganzen Tag, vom Kantinengang mittags abgesehen. Gegen 17:30 Uhr hatten wir dann alle das Gefühl genug gearbeitet zu haben und machten uns auf den Weg zurück ins Hotel – wieder mit der Metro, wieder proppenvoll, diesmal aber noch ein paar Grad wärmer.

Place Saint Pierre

Die französischen Kollegen hatten zum gemeinsamen Abendprogramm in eine Bar in der Altstadt eingeladen. Vom Hotel zur Bar waren es ungefähr 2km Fußweg. Wir hatten noch Zeit und machten uns nach dem kurzen Zwischenstop im Hotel auf und liefen ein wenig ziellos durch die Innenstadt. Diese ist durch rot geziegelte Altbauten geprägt, vier- bis fünfstöckige Bauten aus dem 19. Jahrhundert säumen viele Straßen, dazwischen verstecken sich dann zahllose Kirchen und andere Bauten, die teilweise bis ins 13. Jh. oder noch weiter zurückreichen. Wir hatten nicht wirklich eine Ahnung davon, sondern liefen frei Schnauze in die ungefähre Richtung, vorbei am zentralen Marktplatz am Rathaus und dann weiter zum Ufer der Garonne. Die Stadt wimmelte nur so von Menschen (klar, viertgrößte Stadt Frankreichs oder so), viele junge Leute waren unterwegs, überall Cafes, Bars und kleine Kneipen – aber weit und breit kein Baum. Dafür ist bei der engen Bebauung schlicht kein Platz mehr.

Quai Lucien Lombard

Von der Garonne aus ging es dann weiter in südlicher Richtung, bis wir irgendwann mit ungefähr fünf Minuten Verspätung (naja, darf man alles nicht so ernstnehmen) ankamen. Es gab Bier (schmeckt in Franken besser) und danch Rotwein (schmeckt in Frankreich besser). Dazu hatten die Kollegen dann verschiedenste Snacks zum Dippen und so bestellt. Da war dann für alle was dabei. Auf diverse Spezialitäten wie Gänsestopfleber verzichtete ich aber lieber. Reichlich drei Stunden und ebenso viele Gläser Wein später gabs dann noch eine Sightseeing-Tour durch die Altstadt, die im Prinzip den gleichen Weg nahm wie unser Fußmarsch am Abend. Einige Kollegen wollten dann noch in irgendeine Bar, wo es lokal gebrautes Bier geben sollte, mein Kollege und ich seilten uns dann aber ab, es war ohnehin schon kurz vor Mitternacht.

Pont Neuf

Tag 2

Die Nacht war wieder sehr kurz – dreimal irgendein dussliger Alarm auf der Straße und so… Den Kollegen gings nicht viel besser, unser Projektobermufti erzählte beim Frühstück, dass sie echt Mühe hatten, noch eine Bar mit lokalem Bier aufzutreiben. Die ersten beiden hatten geschlossen, und bei der dritten kam man wohl nur mit der Begründung rein, dass man Gäste aus Deutschland dabei habe, die das Bier unbedingt probieren wollten. Aber auch da guckte wohl der Wirt schon beim Servieren auf die Uhr und stellte sicher, dass man auf Zug austrank.

Chapelle Saint-Joseph de la Grave, Pont Sain-Pierre de Toulouse, fotografiert vom Quai Lucien Lombard

Nach dem Frühstück checkten wir aus und begaben uns wieder zur Metro. Das war nun schon bekannt, bis hin zum Füllgrad der Sorte Sardinenbüchse. Gearbeitet wurde im Anschluss trotzdem, bevor der Workshop dann gegen 16 Uhr endete, damit man rechtzeitig wieder am Flughafen ankommen könnte. Zu diesem Zwecke wurde ein Taxi bestellt, welches diesmal von einem besonnenen Fahrer gesteuert wurde. Idioten waren trotzdem unterwegs, so ein Motorradfahrer auf einer lauten Sportmaschine, der jede Lücke als Aufforderung zum Überholen ansah, ohne zu Blinken quer über alle Spuren schoss und sich in die Kurven legte als sei er Valentino Rossi. Selbst der Taxifahrer machte eine universelle Geste für „durchgeknallt“ und murmelte was von wegen „le soleil…“. Wir kamen trotz nachmittäglichem Rush-Hour Stau problemlos zum Flughafen.

Place de la Trinité

Nach dem Checkin (zum Glück gibts Automaten, die Warteschlangen waren schön lang) gings erneut zur Sicherheitskontrolle (diesmal piepte nix), bevor wir unter dem schicken Banner „Ihre Reise beginnt hier“ (meine fast nicht mehr vorhandenen Französischkenntnisse halfen dann doch ganz gut beim Lesen) ein… Kaufhaus betraten. Der Weg zu den Gates führt direkt durch den Duty Free-Shop, wo man allerhand Tand, von Tassen über Parfüm bis hin zu Käse kaufen konnte. Da hatte ich weniger Interesse dran, aber zumindest mal gucken kann man ja, zumal wir noch viel Zeit bis zum Boarding hatten. Die Maschine (Airbus A321, Air France, als Snack gabs ein kleines Stück Kuchen) Richtung Paris Charles de Gaulle war auch sehr gut gefüllt, wobei sich das Füllen durch die Passkontrolle am Gate ordentlich verzögerte.

Rue des Filatiers, Café Chouchou

Mein Kollege hatte vor dem Abflug noch so zu mir gemeint, dass es in Paris eng wird mit dem Umsteigen, weil 30 Minuten inklusive Terminalwechsel schon recht sportlich seien. Aber gut, das wollten wir mal auf uns zukommen lassen. Kurz vorm Landeanflug kam dann eine Stewardess und lotste uns und einige andere Fluggäste nach vorne, so dass war nach der Landung möglichst schnell aus dem Flieger würden steigen können. Da hatte also irgendjemand mitgedacht. Mein Kollege war auch schon mehrfach in Paris umgestiegen und wusste wo es langgeht. Vom Ankunftsterminal aus in den Bus zum anderen Terminal, eine Flughafenrundreise später am anderen Terminal wieder aussteigen und dann feststellen, dass noch nicht mal das Gate des Folgefluges angezeigt wurde… Viel Lärm um Nix sozusagen, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich das ohne dieses Umsetzen nach Vorne auch so würde sagen können.

Pont Neuf

Der Flughafen Paris CDG ist halt schon arg groß, und wir starteten dann vom östlichsten Terminal, da ist man gefühlt schon näher an Strasbourg als am Stadtzentrum von Paris. Jedenfalls klappte das Umsteigen auch hier wieder problemlos, das Boarding ebenso (nur echt mit erneuter Passkontrolle). Das Flugzeug (Embraer 170, Hop!) machte dann auch erst noch einmal eine Flughafenrundreise, bevor man Richtung Westen abhob und danach einen weiten Bogen Richtung Osten beschrieb. Das mit dem Fensterplatz war da auch nicht so ganz relevant, da der Sitzabstand (natürlich) nicht zum Abstand der Fenster passt und man somit auch einfach nur schön die Wand angucken kann. Zumindest einen Blick auf einen Fluß (es könnte der Rhein gewesen sein, aber sicher bin ich mir nicht) war zu erhaschen.

Hôtel-Dieu de Saint-Jacques

Gegen 22 Uhr erreichten wir dann wieder Nürnberg, da hatte man dann im Landeanflug nochmal einen schönen Blick auf Erlangen. Das Flugzeug parkte dann am äußersten Ende der Rollbahn, so dass man mit einem Bus zur Halle gebracht werden musste. Dort holte uns die Frau des Kollegen ab, ich wurde in meinem Kuhkaff abgesetzt und fiel dann gegen 22:30 Uhr ziemlich todmüde ins Bett.

Garonne in Höhe Park La Daurade

Fazit

Fliegen ist nicht wirklich meins – viel Firlefanz mit Gepäckregeln (wobei das für Interkontinentalflüge ja alles nochmal eine Spur schlimmer ist), von der Landschaft sieht man auch nicht viel, und im ICE hab ich deutlich mehr Beinfreiheit. In dem Fall gings halt nicht anders. Toulouse ansich ist sehenswert, man kommt dort auch mit sehr rudimentären Sprachkenntnissen und Englisch gut zurecht, das liegt aber natürlich an der internationalen Ausrichtung mit Airbus als größtem Arbeitgeber der Stadt. Über Sinn und Unsinn von Kurzstreckenflügen kann man reden, wirklich umweltfreundlich war die ganze Aktion mit Sicherheit nicht. Rein von der Arbeitsseite war es aber gut, mal alle Beteiligten in einem Raum zu haben.

Flug nach Paris, irgendwo über Frankreich

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