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Eine Seefahrt die ist lustig…

31. August 2014, 21:44 Uhr von Uwe

Wir sind urlaubstechnisch beim Sonntag, dem 17.8., angekommen. An diesem schönen Tage war ich zwar den ganzen Tag unterwegs, allerdings eher auf die gemächlich Tour, nämlich erst mit dem Schiff, dann zu Fuß und am Ende doch noch mal mit der Bahn. Aber der Reihe nach…

Ich hatte mich ja bereits am ersten Tag in Koblenz darüber informiert, wann und wo die Schiffe für Rheintouren ablegen. So machte ich mich also kurz nach acht Uhr morgens auf durch die menschenleere Stadt in Richtung Rheinufer. Unterwegs wurden noch ein paar Fotos gemacht, bevor ich mich am Anlegeplatz einfand. Dort lag das Schiff, der Raddampfer Goethe, es standen auch einige Leute herum, allein mir fehlte noch der Fahrschein. Und wer keinen Fahrschein hat, wird auch gerne mal aus dem Zeppelin geschmissen. Und Lust auf ein Bad im Rhein hatte ich dann doch nicht.

Gegen dreiviertel acht (bzw. viertel vor acht, was inhaltlicher Blödsinn ist, weil das Glas auch dreiviertel voll und nicht viertel vor voll ist, weswegen man sich auch auf 8:45 Uhr einigen kann), machte dann aber der Fahrkartenschalter für 10 Minuten auf, so dass ich die notwendigen Papiere zum Betreten des Schiffes erhalten konnte, indem ich mich von anderen Papieren aus meiner Brieftasche trennte. Tauschgeschäft wird sowas allgemeinerweise genannt. Mit dem Fahrschein in der Hand durfte ich nun das Schiff entern (früher brauchte man für sowas noch Enterhaken und so Zeugs) und mir einen schönen Platz auf dem hinteren überdachten Aussichtsdeck sichern. Und gegen neun Uhr gings los den Rhein hinauf in Richtung Rüdesheim.

Da saß ich nun auf der Holzbank, genoß die hinter den Hügeln hervorkriechende Sonne und stellte schnell fest, dass es auf hoher See mächtig zieht. Ein Pullover mit Kapuze wäre praktisch gewesen, hatte ich nur nicht dabei, so dass das Hochklappen des Kragens der Jacke reichen musste.

Hinter mir saß ein Großelternpaar mit zwei Grundschulkindern, welches sich die Zeit mit Stadt, Land, Fluß vertrieb und sehr schnell anfing sich zu streiten, ob der Bruder nun noch was hinschreiben durfte, wenn die Schwester schon fertig war, oder ob „Einbrecher“ ein gültiger Beruf sei oder eben nicht. Man könnte es ja auch mit Elefantenwärter im Zoo probieren 😉 Ob nun das Sauerland ein Land ist war nicht so wichtig, da man sich immer mit Spanien und Schweden zu behelfen wusste. Es war auf jeden Fall lustig da mal mit einem halben Ohr hinzuhören.

Das Schiff tuckerte als gemächlich den Rhein entlang und klapperte die einzelnen Orte ab, angefangen bei Boppard, gefolgt von Kamp-Bornhofen, St. Goar und St. Goarshausen und so weiter. Überall wurde kurz angelegt, bevor man sich wieder in den dichten Verkehr einsortierte. Einige Frachter überholten wir so ein halbes Dutzend mal auf der Tour. Ebenfalls wichtig waren die Hinweise auf die unzähligen Burgen und Schlösser auf den Hängen links und rechts, wobei sich ja kein Mensch merken kann, was da wo steht, und warum es Burg Katz und Burg Maus gibt (scheint ein vererbter Sprachwitz zu sein). Am Loreley-Felsen wurde es dann kulturell bedeutsam, dort wurde das Loreley-Lied gespielt (und anschließend noch auf Englisch, Italienisch, Spanisch und Französisch anmoderiert, was zeitformtechnischer Blödsinn ist).

Weiter ging es dann über Oberwesel, Kaub (mit seiner Zollstation mitten im Rhein) und den Weinort Bacharach, bis wir schließlich gegen 15:30 Rüdesheim erreichten. Ja, über sechs Stunden für rund 60 Kilometer Rhein. Was mich auf der Tour etwas irritierte war der Zugverkehr. Da hat man nun am linken und rechten Ufer zwei Bahnstrecken, die zu den meistbefahrenen Strecken Deutschlands gehören, und dann war nur auf der einen wirklich was los. Mein persönlicher Höhepunkt war der südwärts fahrende IC mit der musealen 103 an der Spitze, den ich leider nicht geknipst hab. Immerhin fuhren auf der linken Rheinstrecke aber zahlreiche weitere Personen- und auch Güterzüge, auf der rechten Rheinstrecke war hingegen ziemlich tote Hose, gerade mal ein Güterzug kam durch, gezogen von einer Class 66. Dafür kamen minütlich andere Schiffe in Sicht, es wurde also nicht langweilig.

In Rüdesheim angekommen fasste ich den Entschluss, mir mal den Ort anzuschauen, der über eine sehr sehenswerte Altstadt verfügen soll. Das wiederum war jedoch mit einigen Hindernissen verbunden. Zunächst einmal musste vom Schiffsanleger aus die Rechte Rheinstrecke überquert werden, um in die Stadt zu gelangen. Und weil das Gesetz von der Erhaltung der Gemeinheit zutrifft passierte genau das womit man extrapolierend aus den vorherigen sechs Stunden nicht rechnen konnte: Es kam ein Güterzug, gezogen von zweimal BR 151, wenn ich mich recht entsinne ein Ganzzug von Schüttgutwaggons. Danach gingen die Schranken hoch und ich in die Stadt.

Gehen ist hierbei ein dehnbarer Begriff, man wurde mehr geschoben. Auf dem Marktplatz standen jede Menge Buden, wo die verschiedenen Winzer ihre aktuellsten Weine zum Probieren und Kaufen feilboten. Überall nur Menschenmassen, und keine Chance irgendwo mal in Ruhe zu verweilen. Das war also mal überhaupt nix für mich. Wie ich später feststellte, war gerade an diesem Wochenende Weinfest in Rüdesheim. Kann man halt nix machen, muss man durch.

Irgendwie landete ich aus dem Gedränge heraus vor dem Eingang zum Foltermuseum. Die größte Folter daran war der Eintrittspreis von 5.50 EUR für dreieinhalb Kellerräume, in denen es dann thematisch um die Spanische Inquisition und die Hexenverfolgung ging. Dort wurde dann einiges an Folterwerkzeug ausgestellt, ebenso wurde über die rechtlichen Hintergründe und die entsprechende Gesetzgebung informiert, so sonderlich spannend wars aber auch nicht. Das Kriminalmuseum in Rothenburg ob der Tauber soll in der Hinsicht deutlich sehenswerter sein, muss ich mir bei Gelegenheit dann auch mal anschauen. Theoretisch gibt es in Rüdesheim auch noch ein Spielzeugmuseum mit Modellbahn der Rheinstrecke (so hatte ich es gelesen), allerdings hatte ich dann keinen Bock mehr, weiter durch die Stadt geschoben zu werden.

Trotzdem ging es mit Schiebung weiter, nämlich durch die bekannte Drosselgasse und von dort aus zum Bahnhof. Dort kam als erstes ein… Güterzug durch (Containerzug mit irgendeiner modernen Drehstromlok). Dann kam der Zug Richtung Frankfurt und die Leute stapelten sich im Zug. Runde fünf Minuten später wiederholte sich das Spiel beim Zug Richtung Koblenz. Die Leute drängelten in den Zug, so dass ich aus der dritten Reihe hinter der Türe erstmal ein „Aussteigen lassen!“ in die Menge brüllte, denn in einen vollen Zug mehr Leute reinquetschen wollen geht nun mal nicht. Mir konnte die Hektik ja auch völlig Bockwurst sein, denn ich stieg ganz gemütlich als fast Letzter ein, und während sich alle rechts wüste Kämpfe um die Klappsitze im Fahrradabteil lieferten, wandte ich mich nach links und hatte die freie Auswahl aus 16 Plätzen der ersten Klasse… Direkt nach Fahrtbeginn kam auch prompt der Schaffner und wollte den Fahrschein sehen. Klar, kein Thema, er grinste mich nur an und meinte dann so: „Na das hat sich ja für Sie doppelt gelohnt, da haben Sie jetzt hier das große Los gezogen.“ Ich weiß schon, warum ich an der Stelle den Snob raushängen lasse.

Die Fahrt selbst verlief dann total ereignislos, ich stellte lediglich fest, dass man von der Rechten Rheinstrecke aus einen schönen Blick auf die zahlreichen Schlösser auf der linken Rheinseite hat und ebenso natürlich einen guten Blick auf die relevanten Orte wie Bacharach, Oberwesel und Boppard. Außerdem führt die Strecke unverbaut direkt am Rhein lang (die Linke Rheinstrecke durchquert die ganzen Orte), so dass man sogar einen noch besseren Blick auf den Rhein hat. Jedenfalls purzelte ich dann eine Stunde später in Koblenz-Stadtmitte aus dem Zug und musste so nur einmal über die Straße zurück ins Hotel.

2 Kommentare zu “Eine Seefahrt die ist lustig…”

  1. Weasel

    „dreiviertel acht“ == „8:45“? Hmmm… Hast Du nun 75 oder nur 15 Minuten auf das Ablegen des Schiffs warten müssen? „Kurz vor acht“ hast Du Dich ja zumindest in Richtung Schiff aufgemacht…

    Und wieso willst Du Zeitangaben nicht mit gefüllten Gläsern vergleichen? Lasse das Glas ne Sanduhr sein und man kann schön Viertel, Halb, Dreiviertel usw. erklären.

  2. Uwe

    Du hast sowas von recht. Das kommt davon wenn man mitten in der Nacht bloggt. Der Schalter machte natürlich dreiviertel Neun bzw. viertel vor Neun bzw. 8:45 auf.

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