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Hier könnte ein Titel stehen

11. April 2014, 12:34 Uhr von Uwe

Da der folgende Beitrag wieder etwas länglicher wird, hier die Kurzfassung vorab, damit der geneigte Leser entscheiden kann, ob er das restliche Geschwafel auch noch lesen mag: Ich bin gestern früh nach Berlin gefahren, habe mir dort zwei Museen von innen angeschaut, bin zwischendrin mehrfach U-Bahn gefahren und abends wieder in den Zug nach Hause eingestiegen.

Geplant war ein Besuch im Deutschen Technikmuseum (wo ich 2003 schon mal war) und im Computerspielemuseum. Dazu setzte mich mein Vater mitten in der Nacht (so kurz nach sechs) am Magdeburger Hauptbahnhof ab. Dort trat ich dann eine knappe Stunde in der Gegend herum, bis sich der Regionalbummelzug Richtung Frankfurt/Oder in Bewegung setzte. In der ersten Klasse hatte ich da noch den ganzen Waggon für mich und konnte schön weiterpennen. Das änderte sich in Brandenburg schlagartig, da wurde der Zug von Berufspendlern gestürmt, die auch vor der ersten Klasse nicht Halt machten. Scheinbar haben die im dortigen Verkehrsverbund ein gutes Angebot für die erste Klasse, anders als die DB, bei der man immer erst Haus und Hof verpfänden muss, nur um dann in unbequemen Ledersesseln mit der gleichen Verspätung herumkutschiert zu werden wie der Pöbel in der überfüllten stoffsitzbestuhlten zweiten Klasse.

Anyway, der Zug kam pünktlich am Bahnhof Zoo an und ich folgte dem allgemeinen Pendlerstrom zur U-Bahn. Dort wurde ich gleich mit einer Berliner Besonderheit konfrontiert, nämlich einem Typen, der in der U-Bahn erstmal die Gitarre auspackte und sich so erhoffte ein paar Euronen zu erschnorren (ich hätte ihm was gegeben, wenn er dann aufgehört hätte in die Saiten zu greifen…) Da war die Fahrt mit der U-Bahn aber auch schon vorbei und ich lief die letzten paar Meter bis zum Deutschen Technikmuseum – wo bereits das Grauen in Form mehrerer Schulklassen auf mich wartete…

Durch die Abteilungen für Schiffahrt und Luftfahrt konnte ich mich dann noch vor den Schulklassen durchmogeln, in der Eisenbahnabteilung war der Spaß dann aber vorbei – eine Horde Grundschüler, deren Grammatikkenntnisse sich auf „Boah, ist das $Ausstellungsstueck geil, alder!“ beschränkt und die wild schreiend durch die Räume flitzen, sind einfach mal ’n bissl fehl am Platze.

Im Extrabereich der Autoabteilung (sehr übersichtlich als solcher) tummelten sich eine Horde holländischer Schüler(innen) bei dem Versuch festzustellen, wie viele Leute in einen Trabbi reinpassen, und im Spectrum (mit vielen Experimenten zum Anfassen, also wirklich auch was für Kinder) war eh alles zu spät. Allerdings hilft es auch nicht wirklich, wenn man an den Experimenten zwar rumspielen kann, aber keine Erklärung dabei ist, was man eigentlich da experimentell feststellen kann. Und grundsätzlich ist das Problem des Museums ja, dass man von allem ein bissl was hat, aber nix wirklich kohärentes. Mir ist zum Beispiel nicht klar, warum es eine riesige Abteilung für Hochseeschiffahrt gibt, wo Berlin ja so einen weltbekannten Hochseehafen hat…

Egal, weiter gings mit der U-Bahn in Richtung Alex und von dort noch ein Stück weiter. Dabei saß ich neben einer Mitarbeiterin der Uni Berlin (welcher auch immer), konkret der philosophischen Fakultät. Und diese (also die Mitarbeiterin, nicht die Fakultät) war dabei, Hausarbeiten aus dem Proseminar „Kochen“ zu bewerten. Da kommen dann so Themen bei raus wie „Spezialitäten der ghanaischen Küche als Bereicherung des veganen Speiseplans“ oder so. Ich halte von Philosoffen nicht allzuviel, aber übers Essen kann man immerhin ganz gut philosophieren, und man kann aus dem Kochen natürlich und selbstverständlich völlig problemlos eine Wissenschaft machen. Ich bleib dann aber doch lieber bei konkreten schwarzweißen Wissenschaften, wo eine große Null immer noch keine kleine Eins ist.

An der Karl-Marx-Allee angekommen schaute ich mir nun das Computerspielemuseum von innen an. Für den deftigen Eintritt war das Gebotene zwar nett, aber nicht überragend. Da wurde zwar schön über die prähistorische Entwicklung von Computerspielen informiert (Pong und Co), Zork konnte man auch spielen, jede Menge Videos und Klangbeispiele waren auch da, aber das meiner Meinung nach wichtigste kam zu kurz: Das Spielen. Da gab es nur eine Handvoll Arcade-Automaten und ein paar Beispiele für alternative Eingabegeräte (Tanzmatten und Bewegungssteuerung), aber ein einfaches Tetris fehlte mir ziemlich konkret. Das ganze Thema Computerspiele und seine Bedeutung in der heutigen kulturellen Landschaft (inkl. aller Diskussionen um Jugendschutz und blabla) könnte man noch wesentlich umfangreicher aufziehen. Immerhin ist mir jetzt aber klar, dass sich der gemeine Pirat aus Monkey Island und der der gemeine Berliner sehr ähnlich sind – man wird mit einem freundlichen „Ey, wat willste?“ begrüßt…

Und damit ging es zurück zum Alex, wo ich die Wartezeit bis zur Rückfahrt mit einem Besuch im lokalen Elektronikgroßmarkt überbrückte und mir noch eine Rostbratwurst reinschob. Anschließend folgte die Rückfahrt im erst sehr vollen (siehe oben) Abteil, welches ab Brandenburg ziemlich leer wurde. Den Rest der Fahrt verpennte ich dann ohnehin größtenteils.

Fazit: Berlin ist immer eine Reise wert, Kinder gehören auf den Abenteuerspielplatz und nicht ins Museum, und Museen ansich sollten sich auf Kernkompetenzen konzentrieren – und irgendwann muss ich mal noch ins Naturkundemuseum und ins Deutsche Historische Museum, mal abgesehen von den zig sonstigen Sehenswürdigkeiten, die es da so gibt.

3 Kommentare zu “Hier könnte ein Titel stehen”

  1. Weasel

    Und, hast Du die Telefonnummer von der Mitarbeiterin der PhilFak der Uni Berlin?

  2. Uwe

    Warum? Wolltest du mit ihr übers Essen diskutieren?

  3. indeed

    Nach der Kurzfassung hatte ich entschieden, dass die für mich ausreichend wäre … und dann habe ich Björns Kommentar gelesen … 😀

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