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Konzertbericht

4. April 2014, 13:39 Uhr von Uwe

Ich besuchte gestern erstmals seit längerer Zeit wieder ein Konzert, und eben deswegen gibts es nun einen mehr oder minder ausführlichen Bericht dazu. Das Konzert fand in Chemnitz statt, aufgetreten ist „The Australian Pink Floyd Show„.

Die Band besteht, wie der Name zutreffend beschreibt, aus Musikern aus diesem komischen Kontinent rechts unten auf der Weltkarte, bei dem man in erster Linie an übergroße Hoppelhasenderivate und alle möglichen und unmöglichen Arten giftigen Getiers denkt. Der zweite Namensteil, Pink Floyd, beschreibt die Musik, denn gespielt wird ausschließlich Musik von Pink Floyd – und da die nicht mehr auftreten (können) hat man als zu spät geborener nur diese Möglichkeit, um eine Show in der Art zu sehen, wie sie Pink Floyd zuletzt vor 20 Jahren aufgeführt haben, komplett mit zahllosen Licht- und Lasereffekten.

Entsprechend mittelalterlich war dann auch der Zuschauerschnitt, alles so im Bereich Mitte 50, mein Bruder (der die Karte als Geburtstagsgeschenk von mir bekam) und ich waren wohl so ziemlich die jüngsten da. Aber in der Stadthalle zu Chemnitz wird auch sonst quasi nur Rentnerprogramm geboten, mit Volksmusik und so. So viel also zur Vorrede, nun zum eigentlichen Bericht.

Dieser beginnt entgegen aller Gepflogenheiten mit dem negativen Teil, weil ich nämlich eigentlich nur einen klitzekleinen Kritikpunkt habe und der Rest dann ziemlich lobhudelig wird… Was also negativ auffiel war das Fehlen der wichtigsten 7/8 des Floyd’schen Œuvre. Das ist bekanntermaßen die Taktart von „Money“, was ebensowenig gespielt wurde wie „Brain Damage/Eclipse“. Damit hat es sich dann aber auch schon mit den negativen Punkten.

Kommen wir also zum überaus positiven Rest des Berichtes: Das Konzert begann pünktlich um 20 Uhr mit „Shine On You Crazy Diamond“ (gewidmet dem schon vor längerer Zeit verstorbenen Floyd-Keyboarder Rick Wright) und einem ziemlich trippigen „Welcome To The Machine“. Hier waren die Licht- und Showeffekte noch etwas zurückhaltend, es gab Videoeinspielungen auf eine kreisrunde Leinwand ähnlich zur PULSE-Tour der originalen Pink Floyd. Bei den folgenden neueren Stücken aus der Division Bell-Phase („What Do You Want From Me“ und „Take It Back“) wurden dann erstmals Lasereffekte in den Saal gefeuert, was gleich zu größerem Applaus führte.

Das erste echte Highlight des Konzertabends war das Intro zu „Time“ mit Lasereffekten synchron zu den Toms und einem enorm druckvollen Bass, der die Magengegend vibrieren ließ. Beim folgenden „The Great Gig In The Sky“ rückten die Background-Sängerinnen in den Vordergrund und bekamen extra Applaus, was nicht nur dem schnieken Aussehen (dunkelblaues Minikleid und High Heels) geschuldet war. Die restliche Band rannte eher rum, wie man sich als Laie den typischen Australier vorstellt: kurze khakifarbige Hose und Schlapphut. Den Abschluss des Dark Side Of The Moon-Parts bildete schließlich „Us And Them“. Es folgten Hubschraubergeräusche, am Bühnenrand wurde ein aufgeblasener Leerkörper sichtbar, dann gabs Lichtblitze und ein drohendes „stand still laddy!“ – logisch, „The Happiest Days Of Our Lives“ als Intro zu „Another Brick In The Wall“, letzteres garniert mit einem extralangen Gitarrensolo.

Damit war der erste Konzertteil beendet, es folgte eine zwanzigminütige Pause, die zahlreiche Besucher nutzten, um sich vor der aufgeblasenen Lehrerfigur (geschätzte 8m hoch) fotografieren zu lassen. Der zweite Konzertteil begann mit „Pigs“, passend dazu gabs Videoeinspieler diverser Schweine von Nixon über Thatcher bis Bush. Als Kontrastprogramm wurde danach der psychedelische Trip „Set The Controls For The Heart Of The Sun“ zelebriert. Als nächster Hakenschlag durch die Geschichte Pink Floyds folgten „Young Lust“ und „Hey You“, mit denen ich nun eher nicht gerechnet hätte, bevor es nach dem folgenden „High Hopes“ auch schon ans große Finale ging.

Dieses begann mit einem Bass und viel Echo, bevor ein überdimensionales Känguruh in der Bühnenmitte aufgeblasen wurde, welches dann zu „One Of These Days“ über die Bühne hüpfte, flankiert von grellen Lichteffekten und zuckenden Lasern. Anschließend begann auf der Videoleinwand das Zappen durchs australische Fernsehprogramm: Crocodile Dundee *zapp* Skippy das Känguruh *zapp* der sexy Knackarsch von Kylie Minogue *zapp* Men At Work-Down Under *zapp* AC/DC *zapp* akustisches Gitarrenintro zu „Wish You Were Here“ und spontane Jubelausbrüche im Publikum.

Den Abschluß des Konzerts bildete eine rundum abgefeierte Version von „Comfortably Numb“ mit einer packenden Version eines der besten Gitarrensoli der Musikgeschichte (nicht meine Einschätzung, sondern die der Musikpresse, mit der ich da aber ausnahmsweise übereinstimme), die das Publikum von den Stühlen riß, bevor das allgemein abgefeierte „Run Like Hell“ den Schlußpunkt des Abends markierte.

Man kann also sagen, dass sich der Besuch absolut gelohnt hat, es gab weit über zwei Stunden Spielzeit, eine enorme Lightshow und eine große Bühne voller Musiker (Sänger, zwei Gitarristen, Bassist, Saxofonfritze, Keyboarder, Schlagzeuger und drei Backgroundsängerinnen) und viele nette Kleinigkeiten, die deutlich machten, dass echte Fans am Werk sind und die Stücke nicht einfach nur nachgespielt werden: Statt dem Prisma von Dark Side Of The Moon kam eine stark vereinfachte Silhouette des australischen Kontinents zum Einsatz, aus den Roboterhänden aus dem Artwork zu Wish You Were Here wurde ein Roboterkänguruh, im Intro von High Hopes machte sich die Fliege breit, die ursprünglich irgendwo auf Ummagumma oder Atom Heart Mother ihr Unwiesen trieb, und im Mittelteil von Hey You kam der Ping aus Echoes zum Einsatz. Mein Bruder und ich kamen jedenfalls aus dem 360-Grad-Grinsen nicht mehr raus und meinem Vater (der keinen Bock hatte) kann ich nur sagen „Ätsch, du hast echt was verpaßt“.

Wer sich selbst ein bewegtes Bild von der Show machen möchte, wird übrigens bei den einschlägigen Videoportalen fündig.

Ein Kommentar zu “Konzertbericht”

  1. indeed

    Okay, nach dem Bericht wäre ich gern auch dabei gewesen. 🙂

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