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Betriebsausflug

2. August 2013, 20:29 Uhr von Uwe

Unser Team war heute in Ingolstadt bei der Firma mit den vier Ringen und guckte sich da die Autoproduktion an, wo ja unter anderem auch das von uns entwickelte Navi eingebaut wird. Dazu gehörte eine Führung durch die Produktionshallen, ein Besuch im Museum und danach ein Mittagessen und ein kurzer Waldspaziergang bei brütender Hitze… Aber der Reihe nach.

Wir trafen uns um 7:30 Uhr vor dem Firmeneingang in Erlangen (was mal eben gefühlt mitten in der Nacht war, vor allem da das für alle Teilnehmer ein Urlaubs- und kein Arbeitstag war) und fuhren dann nach Ingolstadt. Dort begann dann um 9 Uhr die Führung mit einem kurzen Werbeclip zum Thema „Vorsprung durch Technik“ (was wir intern im Projekt auch oft genug schon in „Vorprung durch Hektik“ umgedichtet haben, wenns mal wieder irgendwo klemmt). Danach erfuhren wir ein paar Grundlagen über Standorte und Werke und wo welche Modelle gebaut werden, bevor es zum ersten Rundgang durch die Karosseriefertigung des aktuellen A3-Modells ging. Da sah man eine klinisch saubere Halle, in der n+1 Roboter damit beschäftigt waren, aus zahllosen Blechen unterschiedlichster Form und Beschaffenheit die Karosserie zu fertigen. Da gings dann um verschiedenste Verfahren, die Teile miteinander zu verbinden, von Punktschweißen bis Kleben ist da so ziemlich alles dabei.

Interessant ist dabei die modulare Bauweise, so dass auf einer Produktionsstraße die unterschiedlichsten Varianten (Drei- und Fünftürer, mit oder ohne Schiebedach, Coupe, Kombi, Links- und Rechtslenker, Benziner, Diesel, Gasantrieb, …) gebaut werden können. Gebaut wird auch nur nach Bestellung, d.h. kein Audi wird auf Halde produziert, es gibt immer einen konkreten Auftrag, in dem das genaue Modell mit der exakten Ausstattungsauflistung aufgeführt ist. Die Produktionsstraße wird über entsprechende Logistiksysteme passend angesteuert und mit den jeweils notwendigen Materialien und Baugruppen beliefert. Am Ende des Zusammenbaus folgt eine automatische Prüfung der Spaltmaße, bevor die Karossen in die Lackiererei und von dort in die Endmontage gehen.

Der zweite Teil des Rundgangs führte uns durch eben diese Endmontage, bei der aus der lackierten Rohkarosserie durch Einbau von Motor, Fahrwerk, Sitzen, Scheiben, Armaturenbrett, Lenkrad usw. usw. ein fertiges Auto entsteht. Allein auf dieser Produktionsstraße rollt da alle 87 Sekunden ein neues Auto aus der Halle, insgesamt werden in Ingolstadt täglich eine mittlere vierstellige Anzahl Blechkaleschen produziert. Auch hier ist dann sehr interessant zu sehen, wie man die Arbeitsabläufe optimiert hat, damit die Bandarbeiter ergonomisch arbeiten können und keine unnötigen Bewegungen mit Zeitverlusten ausführen müssen. So wird logistisch dafür gesorgt, dass niemals zwei Rechtslenker am Band aufeinander folgen, weil man beim Rechtslenker andere Arbeitsabläufe hat, die ein wenig länger dauern als beim häufiger produzierten Linkslenker. Gleiches gilt für verschiedene Varianten von Schiebedächern, weil dann das Verbauen des Dachhimmels aufwendiger wird. Die Zeit, die dort länger gebraucht wird, kann dann beim folgenden Otto-Normalmodell wieder reingeholt werden, so dass am Ende der Arbeitstakt erhalten bleibt. Ziemlich spannend zu sehen, wie da dann allein öchzig Varianten von Lenkrädern verbaut werden (Lederlenkrad, Sportlenkrad, drei oder vier Speichen, mit Schaltwippen, mit Sportlogo, …). Und alle relevanten Bauteile werden punktgenau für den notwendigen Arbeitsschritt zugeliefert, so dass jeder Arbeiter die für seine Arbeitsschritte notwendigen Werkzeuge und Teile direkt griffbereit hat. Das ist schon ziemlich krass.

Am Ende der Produktion kommt dann ein kurzer Funktionstest für Scheibenwischer, Scheinwerfer etc. und fertig ist das Auto… Nebenbei gabs dann noch ein paar Sonderinfos, so zum Beispiel dass der neue A3 80 Kilo leichter ist als der alte, hauptsächlich aufgrund der Verwendung von Aluminium statt Stahl, 20% der Autos werden weiß lackiert, dann folgen schwarz in allen Varianten von dunkelschwarz bis pechschwarz sowie alle Grautöne von mausgrau bis aschgrau. Autos in Farbe machen nur einen vergleichsweise kleinen Prozentsatz aus… Der Zeitplan für die Führung war recht eng gesteckt, man hätte da problemlos noch eine Stunde ranhängen können, um noch mehr zu erfahren, aber so konnten wir immerhin mal zwei Stunden reinschnuppern, wie sowas nun eigentlich funktioniert.

Gegen 11 waren wir also mit der Führung fertig, es folgte der Besuch des Audi-Museums. Vor besagtem Museum fand heute ein Treffen von Auto-Union-Veteranen statt, da gabs dann alte Modelle aus den 50ern und 60ern zu bestaunen. Im Museum selbst geht es auf zwei Etagen um die Geschichte der Auto-Union vor dem Krieg bzw. dem Werdegang von Auto-Union zu Audi nach dem Krieg. Auto-Union hat seine Wurzeln ja in Sachsen, genauer gesagt in Zwickau und Chemnitz. So gibt es im Museum also sündhaft teure Horch-Modelle mit Reihenachtzylinder für 22.000 Reichsmark von 1938 zu bestaunen, ebenso wie die legendären Auto-Union Rennwagen aus den 30er Jahren, als ein gewisser Ferdinand Porsche den Motor erstmals hinter dem Fahrer einbaute und damit der Entwicklung der Rennwagen über 20 Jahre voraus war. Ebenfalls ausgestellt sind diverse Motorräder von DKW, Kleinwagen von Wanderer und verschiedene weitere Exponate aus der Frühzeit des deutschen Automobilbaus.

Die zweite Etage präsentiert dann die Entwicklung nach 1945, als Auto-Union in Ingolstadt bei Null anfing. Die Standorte in Sachsen (bekanntermaßen damals zur besten Däderädä der Welt gehörig) wurden weiterhin für die Herstellung von Autos und Motorrädern genutzt, allerdings kennt man diese Fabrikate als Trabant bzw. MZ. Die Firmengeschichte im Westen ist ein wenig unübersichtlich, da spielen dann NSU und Volkswagen eine große Rolle, letztendlich entstand dann erst in den 1970ern das was man heute als Audi kennt. Im Museum wird dabei vor allem auf die technischen Aspekte eingegangen, Audi legte ja diverse Meilensteine vor (Allradantrieb, Vollverzinkung, Katalysator, …) Relevant sind daneben vor allem die Rennwagen, angefangen beim Rallye-Quattro von 1981 über den irrwitzigen 90 quattro IMSA GTO von 1989 mit seinen über 700 Turbo-PS bei einem infernalischen Sound und diverse Tourenwagen aus den 1990ern bis hin zu den aktuellen Rennern für die 24h von Le Mans, bei denen Audi ja seit 2000 so gut wie ungeschlagen ist. Daneben gibt es noch ein paar Sonderexponate wie den Prototypen eines Gruppe-S-Rallyewagens, der eher wie ein verkappter Rundstrecken-Porsche ausschaut und letztlich wegen Reglementsänderungen nie zum Einsatz kam. Kurz, für Motorsportfans wie mich war das Museum definitiv eine Reise wert.

Ebenfalls eine Reise wert war der heutige Tag für Fans eines gewissen Fußballklubs aus der bayrischen Landeshauptstadt. Die hatten heute nämlich einen Pressetermin direkt vorm Audi-Museum. Wir machten uns dementsprechend lieber aus dem Staub, ich konnte immerhin aus 20m Entfernung einen Blick auf den DFB-Pokal und den Henkelpott der Champignonliga erhaschen. Nur der eine Kollege war als Bayernfan absolut untröstlich, dass er seine Idole doch nicht sehen konnte… Tscha, s‘ Lebbe is hart.

Wir fuhren stattdessen nach Arnsberg, gelegen im Altmühltal. Dort gabs dann lecker Mittagessen (Schnitzel mit Pommes, dazu Radler und als Abschluss einen Eisbecher), andere Kollegen gönnten sich Schweinebraten oder Käsespätzle, sah alles ausgesprochen lecker aus. Eigentlich wollten wir noch an der Altmühl spazieren gehen, aber angesichts von Temperaturen um 35 Grad war die Motivation eher nicht vorhanden. So wurde es nur ein kurzer Waldspaziergang den Berg hinauf zum Schloss Arnsberg (15 Minuten den Berg rauf), was bereits für Schweißausbrüche reichte. Oben angekommen wurde nur festgestellt, dass gerade Ruhetag war, ein Bier bekamen wir freundlicherweise trotzdem. Außerdem stellte sich heraus, dass die Welt ein Dorf ist, denn auf unsere Frage wo wir herkommen und was wir so tun stellte sich heraus, dass man dort den Entwicklungsleiter der audianischen Naviabteilung auch kennt…

Kurz vor 17 Uhr gings dann zurück Richtung Erlangen, das Thermometer zeigte zwischen 37 und 38 Grad, rund um Nürnberg war Stau und so kam ich dann ziemlich schweißgebadet irgendwann nach 18 Uhr wieder zuhause an. Fotos gibts leider nicht, ich hatte keinen Fotoapparat mitgenommen, da man im Werk ohnehin nicht fotografieren darf und die musealen Exponate sowieso bei Wikipedia und Youtube (hier, hier oder hier) verewigt sind.

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