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Urlaubsblogging (Teil 5)

28. August 2008, 16:29 Uhr von Uwe

Donnerstag

Heute ging es nach Peenemünde. Zumindest für mich, denn mein Bruder zog es vor, seinen Muskelkater von der gestrigen Radtour auf dem Sofa zu pflegen. Ich hatte bis auf einen lädierten Allerwertesten keine Beschwerden und wollte mir daher die ehemalige Heeresversuchsanstalt und Wiege der Raketentechnik mal aus der Nähe angucken. Und weil es Beschwerden wegen zu wenigen Zwischenüberschriften gab, habe ich diesmal extra jeden Satz mit einer zusammenfassenden Überschrift versehen…

Anreise

Vor der Abfahrt fotografierte ich noch fix das kaputte Pedal von gestern, dann stieg ich in Ahlbeck ein, in Zinnowitz um und in Peenemünde aus, völlig problemlos trotz zwischenzeitlicher Verspätung aufgrund von zahlreichen Radwanderern, die sich nicht vom mittelmäßigen Wetter, welches zwischen Regen und bedecktem Himmel pendelte, abschrecken ließen.

„The Road To Hell

…is paved with good intentions“ heißt es ja, und gerade in der ehemaligen Heeresversuchsanstalt wird das so offensichtlich wie sonst nirgends, wurden doch hier Pionierleistungen in der Raketenforschung erbracht, die später zu Sputnik und Mondmissionen führten, aber auch in Form der V1 und V2 Wunderwaffen entwickelt und im Krieg eingesetzt – man sieht also, wie ambivalent wissenschaftlicher Fortschritt oftmals ist, vor allem wenn die Forschung direkt und sehr generalstabsmäßig durch das Militär forciert wird, was sich in der schieren Größe des Komplexes mit eigenem Kriegsgefangenenlager, Kraftwerk und elektrifizierter S-Bahn, übrigens die dritte deutschlandweit nach Berlin und Hamburg, erkennen läßt.

„After the war, left feeling no one has won“

Peenemünde wurde im Krieg bombardiert, nach dem Krieg wurde alles auch nur halbwegs verwertbare von den Alliierten eingesackt, damit die eigene Forschung auf die Füße kam, die Anlagen selbst  wurden bzw. blieben Sperrgebiet und wurden zum Hafen und Flugplatz von Volksmarine und NVA, womit die gesamte Geschichte des Areals bis 1990 geklärt wäre, was dann auch die verschiedenen Exponate erklärt, die das Gelände säumen und zu denen neben Ausstellungen zur Entwicklung der V1/V2 und den zur Besichtigung geöffneten Kraftwerksanlagen auch eine Sammlung von Düsenfliegern und ein auch für Besucher begehbares Schnellboot russischer Produktion gehören.

Wenn kleine Kinder spielen…

…sind sie gesund, wenn sich große Kinder die Spielsachen angucken, mit denen sie als kleine Kinder gespielt haben, dann sind sie in einem Spielzeugmuseum, was den Nagel auf den Kopf trifft, denn da war ich dann auch, nachdem mich der Eingangsbereich der Phänomenta nicht wirklich überzeugt hatte, Eintrittsgeld loszueisen, was mir beim Anblick von jeder Menge altem Kinderkram und den damit verbundenen Erinnerungen natürgemäß deutlich leichter fiel, zumal die Ausstellung nicht gerade klein war und so einige seltene Sachen enthielt, z.B. wollte ein anderer Besucher schon die Glasscheibe eintreten, um den superraren beigen einfarbigen Wartburg 353 mit Fernsteuerung in seine eigene Sammlung einzuverleiben – zum Glück hatten wir so einen nur als Polizeifahrzeug, dafür gabs auch genug anderes Spielzeug, mit dem ich selbst gespielt hatte oder welches es im Kindergarten gab, sowie viele Sachen, die man im Rückblick wunderbar als Propagandaspielzeuge einordnen kann, wodurch ein netter Vergleich zwischen Spielzeug im dritten Reich und in der DDR dargestellt wurde – im wesentlichen unterschieden sich die Panzer nur durch die aufgemalte Lackierung…

„Way down below the ocean“

Jo, im dunklen Ozean tauchen U-Boote vor sich hin, und eines ist jetzt im Peenemünder Hafen als begehbares Museumsexponat ausgestellt, was natürlich auch prompt von mir besichtigt wurde, allerdings mit dem festen Vorsatz, mir nicht irgendwo den Kopf anzuhauen, was auch beim größten konventionellen U-Boot der Welt (so die Info) mehr als einfach ist, denn U-Boote sind per Definition nur für Zwerge konstruiert, und ich bin ja nun alles andere als ein solcher, dafür aber offenbar noch gelenkig genug, mich durch die einzelnen Schotts zu zwängen, Fotos zu machen und festzustellen, dass mir das selbst für 10 Minuten zu eng, zu laut und zu stickig wäre.

At the end of the day

Nachdem ich wieder aus dem Boot herausgeklettert war machte ich noch einige Fotos vom Hafen, spazierte noch ein wenig durch den Ort, der grundsätzlich wie ein verlassener und zum Teil verfallener Militärspützpunkt wirkt, was ja der Historie durchaus entspricht, wobei andererseits Reste z.B. der immens großen Sauerstofffabrik (die schrieb sich auch schon vor der Rächtschreibdeform mit drei f) immer noch zu beeindrucken wissen, was für die halb verfallenen und mit eingeschlagenen Scheiben verzierten Unterkünfte eher nicht gilt, wogegen die Stadt aber nix tun kann, weil sie Eigentum eines privaten Investors sind, der aber anscheinend nix investiert, im Gegensatz zur Usedomer Bäderbahn, die ihr Netz grundlegend saniert hat und mit der ich nun wieder in Richtung Ahlbeck zurückfuhr und nach einem abschließenden Schlenker zur Post wieder wohlbehalten ankam, um ein wenig Kraft zu tanken, bevor es nachher noch hoffentlich gut essen geht.

2 Kommentare zu “Urlaubsblogging (Teil 5)”

  1. Weasel

    Mir macht’s immer Spaß, Deine Blogeinträge zu lesen. Dieser ist als Reaktion mal was Besonderes. *g* Von mir aus brauchst Du aber ruhig nur für jeden Ab-satz (oder auch jeden zweiten oder so) eine Zwischenüberschrift finden. Dann darfst Du auch mal zwischendrin einen Punkt, ein Ausrufezeichen oder ein Fragezeichen setzen. ,-) Wobei die Nutzung von Kommata und Gedankenstrichen schon ne tolle Akrobatik darstellt.

    Hmmm… ich kann mich nicht an so nen ferngesteuerten Wartburg erinnern. Aber ich hatte nen kabelferngesteuerten Dacia. Der wird auch noch irgendwo sein, die Kiste davon ist auch noch in Benutzung, für meine Socken glaube ich. *g*

    P.S. Lasst es Euch/Lass es Dir schmecken!

  2. Uwe

    *g* Ja, in Zukunft werden die Sätze wieder etwas kürzer werden, das war nur mal zum testen stilistischer Mittel. Und ja, es hat geschmeckt.

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