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Tagestour

29. Juli 2007, 15:58 Uhr von Uwe

Nach zahlreichen daheim verbrachten Wochenenden stand nun endlich mal wieder eine längere Tagestour an. Eigentlich war der Anlaß sehr banal – ich wollte mir ein paar Klamotten kaufen, damit die Waschmaschine nicht immer nur dreiviertelvoll vor sich hin rödelt. Ziel der Reise sollte Freiburg sein, denn wenn man schon mal irgendwohin fährt, kann man das ja mit Stadtbesichtigung und so verbinden.

Erstes Hindernis war die Deutsche Bahn. Zu meinem Ärger stellte ich nämlich fest, dass gerade am Freitag Bauarbeiten auf der Strecke nach Freiburg begonnen wurden und SEV eingerichtet wurde. Die Fahrt von Villingen nach Freiburg dauert im Moment also 2:10h, witzigerweise sogar länger, als wenn man den Riesenumweg über Offenburg machen würde. Das allein hätte mich aber nicht aufgehalten, das jedoch besorgte die Webseite der Bahn, indem sie es mir verunmöglichte, eine Fahrkarte online zu buchen – vermutlich hängt das mit eben jenem SEV zusammen.

Somit wurde ganz spontan und kurzentschlossen, also genau so wie ich üblicherweise nicht bin, das Reiseziel nach Stuttgart verlegt. Dafür gabs auch problemlos die Fahrkarte, und ein kurzes Befragen von Tante Gugel ergab mit dem Mercedes-Benz-Museum auch ein nettes Reiseziel, Einkaufsmöglichkeiten würden ja eh kein Problem sein.

So stand ich am Samstag gegen halb sieben auf (kann mir mal wer verraten, wofür ich mir den Wecker stelle, wenn ich dann doch immer 10 Minuten vor dem Klingeln wach bin?), machte mich bereit und lief zum Bahnhof. Endlich mal wieder den mp3-Player in Dauerberieselung, aufm Bahnhof stehend und mit dem Fuße im Takt wippend – jau, da hat mir in den letzten Wochen was gefehlt.

Der Zug gondelte zunächst über diverse Bedarfshalte via Schwenningen gen Rottweil. Ab Schwenningen wurde es dann auch ziemlich voll, war ja auch schönes Wanderwetter angesagt. In Rottweil hieß es dann umsteigen, vorher konnte ich eine ziemlich vergammelt wirkende alte 52er begucken, die da am Bahnhof rumsteht. So saß ich dann pünktlich kurz nach acht im Regionalexpress gen Landeshauptstadt. Dummerweise durfte ich mir das Abteil mit vier Schweizer Jugendlichen (2x männlich, 2x weiblich) teilen, deren IQ in der Summe vermutlich dem einer Scheibe Toastbrot entsprach (juhu, Vorurteile, zumindest fehlte es ihnen aber eindeutig an sittlicher Reife) und die den ganzen Waggon aus einem quäkenden Handy beschallen mußten. Unnötig zu erwähnen, dass es sich um irgendwelches HipHop-Charts-wasauchimmer-Geraffel handelte. Ich brauch bei Gelegenheit mal Lautsprecher für meinen mp3-Player, dann gibts den Gegenangriff mit AC/DC und Slayer. Diese Nervtöter stiegen in Böblingen aus, der Zug näherte sich dann Stuttgart, man hat da bei der Anfahrt einen sehr schönen Blick auf das Stuttgarter Zentrum, weil man erstmal die halbe Stadt umrunden muß und ziemlich von oben her hineinrollt.

Dreiviertel Zehn (aka Viertel vor Zehn) war ich denn am Stuttgarter Hauptbahnhof, kurze Lagebestimmung, Suche eines Fahrkartenautomaten wegen S-Bahn-Fahrscheinen, und keine zehn Minuten später saß ich in der Bahn Richtung Gottlieb-Daimler-Stadion. Direkt neben besagtem Stadion und dem zugehörigen Trainingsgelände des amtierenden deutschen Fußballmeisters befindet sich das Mercedes-Werk Untertürkheim, und da ist auch das Museum.

Jacke und Rucksack an der Garderobe abgeben, Fotoknipsapparat zücken, Eintrittskarte kaufen, elektronisches Audio-Guide-Gerät in die Hand gedrückt kriegen (dessen unförmige Kopfhörer ich in die Hosentasche stopfte, wofür hat man die Ohrstöpsel vom mp3-Player?) und dann hinein ins Vergnügen.

Zunächst gehts mit dem Fahrstuhl ganz nach oben und zurück ins Jahr 1880, dann läuft (oder latscht (aus Quotengründen muß das Wort hier rein)) man die Etagen wieder hinunter in Richtung Erde der Gegenwart. Das geht also los beim Benz-Reitwagen und den ersten Versuchen aus dem Jahre 1886, es folgen diverse Kapitel, gegliedert in verschiedene Themengebiete, bis man dann irgendwann im Hier und Heute bzw. Erdgeschoss angekommen ist. Alles schön aufbereitet, das einzige, was mich gestört hat, war die gedrängte Aufstellung der Exponate (fast unmöglich, auf einem Foto mal keinen Besucher im Weg zu haben) sowie die Tatsache, dass nirgends eine Motorhaube oder Türe offen war, ein Blick auf die Technik blieb somit größtenteils verwehrt. Es hat sich aber auf jeden Fall gelohnt, obgleich wenn ich aufgrund rasch steigender Besucherzahlen ziemlich flotten Fußes durch das Museum marschiert bin und mir für viele Exponate nur sehr wenig Zeit genommen habe. Wie sich zeigte war das aber die richtige Entscheidung, denn als ich nach 12 wieder raus bin, war eine Riesenschlange am Einlaß, es wäre also noch deutlich voller geworden. Im Museumsshop erstand ich dann noch ein Buch für 30 EUR, welches ich für die Realisierung eines Hobbyprojekts gut gebrauchen kann.

Nun ging es zurück zum Hauptbahnhof, der zweite Teil der Tour stand ja auf dem Programm. Vorher brauchte ich aber was zu futtern. Nachdem McDoof wegen „zu voll“ und „zu teuer“ ausfiel, erstand ich bei einer Imbißbude ein „Leberkäsesandwich“ (da würden die mich hier beim Bäcker doof angucken, da heißt das „Fleischkäsebrötchen“). Anschließend begab ich mich in Richtung des Schloßgartens, direkt neben dem Bahnhof gelegen. Hier fiel mir zuerst auf, dass die Stadt unheimlich dreckig ist, überall Verpackungsmüll und jede Menge suizidale Tauben, die blindlings mit harmlosen Passanten zusammenstoßen.

Am Park selbst hatte ich dann ein musikalisches Aha-Erlebnis (nein, nicht mit A-ha, sondern mit Simon & Garfunkel, die schnulzten mir da grad Scarborough Fair in die Ohren, und in Anbetracht der Parkumgebung fiel mir da ein Film ein, in dem Dustin Hoffman zu genau diesem Lied ebenfalls durch einen Park rennt, allerdings auf dem Campus einer Uni in San Francisco. Na jedenfalls machte ich von dem Park und den Brunnen rund um das Schloß einige Fotos und begab mich dann gegen 13 Uhr ins große Einkaufsgetümmel.

Ich flanierte ließ mich von den Menschenmassen also die Königsstraße (das ist die Einkaufsmeile in Stuttgart) entlangschieben, schaute was es so für Geschäfte dort gab, die ich dann auf dem Rückweg heimsuchen betreten wollte. Zwischendurch wurde man von peruanischen Laienmusikern genervt, die lautstark auf sich aufmerksam machten. Komischer war der Typ, der an einer Ecke Saxophon spielte und dabei einen Papagei auf dem Kopf sitzen hatte, der zwischendurch immer „Bwaak.“ machte. Optisch ansprechender waren die Ergebnisse des Zeichners, der mit Kreide Gemälde im Quadratmeterausmaß aufs Pflaster malte – und die gut gebaute Entertainerin, die im knappen Glitzerkostüm, schwarzem Minirock, halterlosen Strümpfen und High Heels ihre Performance vorbereitete. Aber zurück zu den Läden: Das begann bei drei Filialen von H&M (innerhalb von wenigen hundert Metern wohlgemerkt), wo sich jedoch nur billiger Schund finden ließ, der mir noch nicht mal gefiel, ging weiter über andere Modeläden, wo man den gleichen Scheiß hätte kaufen können, und endete bei Modeläden, wo man schon von außen sehen konnte, dass sie nicht meinen Preisvorstellungen entsprechen würden. Daneben gab es einen sehr großen Buchladen, wo ich mir dann ein zweites Buch fürs Hobbyprojekt zulegte, in dem man aber auch vor Menschenmassen kaum treten konnte.

Da inzwischen die Sonne herausgekommen war und es zunehmen wärmer wurde, suchte ich zwecks Abkühlung die örtliche Niederlassung der Elektronikmarktkette auf, bei denen Geiz geil ist. Immerhin waren sie nicht zu geizig für eine Klimaanlage. Mit einem Stapel neuer Tonträger und etwas über 100 EUR ärmer verließ ich den Laden eine Stunde später wieder, meine Laune hatte sich in dieser Zeit nicht unerheblich gebessert.

Nun ging es langsam zurück in Richtung Bahnhof, auch wenn ich noch zwei Stunden bis zur Abfahrt hatte. Ich schlug mich kurzentschlossen noch in eine Filiale von C&A und erstand nach längerem Suchen dann tatsächlich noch ein paar sehr preiswerte Klamotten (Hauptsache sie stellen sich nicht im Nachhinein als billig heraus) und hatte somit alles geschafft, was ich mir vorgenommen hatte. Anschließend ging ich noch kurz bei WOM rein, machte aber nach einem kurzen Check der Preise auf dem Absatz kehrt. Direkt gegenüber dem Bahnhof gibts dann noch eine Filiale der Elektronikkette, die nicht blöd ist, sondern nur einen blöden Marketingchef hat. Hier fanden sich noch einige Schnäppchen und Geheimtipps, so dass noch mal knapp 50 EUR fällig waren.

Nun war der Rucksack voll, die Schnauze voll hatte ich auch, also zurück zum Bahnhof. Hier stand ich noch eine knappe Stunde dämlich in der Gegend herum, bevor ich mir im Zug einen gemütlichen Sitzplatz suchte. Die Rückfahrt verlief dann reichlich ereignislos, abgesehen von einem weiteren musikalischen Erlebnis der Sorte „paßt wie Faust aufs Auge“ – Sentenced sangen was von „The Rain Comes Falling Down“, und – logisch – es beginnt ein kurzer Schauer. Der war aber schnell vorbei, und weiter ging es bei tollstem Sonnenschein durchs schöne Neckartal. Sollte man sich auch mal für ne Radtour vormerken, von der Neckarquelle aus Richtung Rottweil und dann geht der Neckarradweg weiter bis nach Heidelberg. Nein, das werde ich nicht am Stück fahren.

Nach dem Umsteigen in Rottweil und der pünktlichen Abfahrt gen Villingen kam ich dann gegen halb sieben geschafft, aber sehr zufrieden wieder daheim an. Fazit: Knapp 300 EUR ausgegeben, einiges gesehen, ein paar Ideen entwickelt, was man mal noch so machen könnte, und viele Fotos zum Angucken.

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