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Am Abend mancher Tage

22. Januar 2006, 20:05 Uhr von Uwe

„Schweigen trägt der Wind nicht fort, denn es wiegt schwerer als jedes Wort“ – diese Zeilen sangen Lift Mitte der 70er Jahre. Und das Schweigen ist in diesem Falle endgültig und unwiderruflich.

Es tut weh. Es tut sogar verdammt weh. Die Endgültigkeit der ganzen Sache wird mir nur ganz langsam bewußt. Am Anfang erscheint alles total unwirklich und absurd, man kann und will nicht akzeptieren, was da passiert ist. Aber mit jedem Tag wird man aufs Neue mit den Tatsachen konfrontiert, und man kann nicht davor weglaufen. Ich habe keine Ahnung, wie lange es dauern wird, bis ich die Ereignisse tatsächlich realisiert habe, von einem Verarbeiten mal ganz zu schweigen.

Im Moment beschreibt eigentlich der Ostrock-Klassiker „Am Abend mancher Tage“ am besten, wie ich mich fühle, allerdings ohne die positiven Untertöne, die es in dem Lied gibt. Aber der Text wurde damals mit einem Abstand von zwei Jahren verfaßt, ich hingegen sitze hier und versuche die Geschehnisse der letzten Woche irgendwie auch nur ansatzweise zu begreifen.

In mir tobt ein totales Chaos der Gefühle, zwischen hilfloser Ohnmacht, Trauer, Wut und einer absoluten Leere pendelnd. Man versucht irgendwie über die Runden zu kommen und sich mit den Dingen zu beschäftigen, die ohnehin getan werden müssen, aber dann sitzt man am Wochenende da und stellt fest, daß man keine weitere Beschäftigung hat, an der man sich festhalten kann. Entspannen oder einfach abschalten kann man nicht, weil die Gedanken ja doch nur um das eine Thema kreisen, und dann sitzt man da und starrt durch den Monitor an die Wand und wartet eigentlich nur darauf, daß die Zeit vergeht, daß man Hunger kriegt, daß es irgendeinen Grund gibt, irgendetwas gegen die innere Leere zu tun.

Vielleicht ist dieser Eintrag ein Ansatz zum Verarbeiten der ganzen Sache, ich weiß es nicht. Zumindest hat mich das Schreiben erstmals gezwungen, das Chaos in mir ein wenig zu ordnen und Worte zu finden, die meine Gedanken zumindest ansatzweise ausdrücken. Das kann denke ich nicht verkehrt sein.

Ein Kommentar zu “Am Abend mancher Tage”

  1. Ines

    Schreiben ist in der Tat ein Anfang zum Verarbeiten, das Sitzen und Denken auch. Angeblich soll diese Taktik besser funktionieren als Verdrängung und Ablenkung, so wie ich es das letzte dreiviertel Jahr erfolglos versucht habe.
    Der Liedtext ist bedrückend und gut zugleich, ich habe beim Lesen eine Gänsehaut bekommen und verstehe nur zu gut wie du fühlst.

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