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Von PISA, Lügengebäuden und anderen Problemen

30. November 2004, 00:00 Uhr von Uwe

Der folgende Text ist weder eine differenzierte Betrachtung noch eine Bewertung, es ist vielmehr eine Ansammlung von mehr oder weniger (un)zulässig verallgemeinerten und mit viel Polemik gewürzten Feststellungen, angereichert durch Sarkasmus, Zynismus und Apfelmus. Wer die selbstverständlich enthaltenen inhaltlichen Widersprüche findet, darf sie behalten. Es ist also durchaus möglich, daß ich hier totalen Mist schreibe, aber das ist ja der Sinn dahinter. Wer unbedingt Kritik loswerden will, ganz unten steht die Mailadresse. So, das war das Gerede um den heißen Brei, nun gehts los:

Vor vier Jahren ereilte Deutschland der „PISA-Schock“. Ausgelöst wurde er durch die Ergebnisse der PISA-Studie. Hierbei steht PISA nicht für die Stadt mit dem Turm, der beweist, daß Bodenuntersuchungen beim Bau nicht ganz unwichtig sind, sondern für „Programme for International Student Assessment“. Im Rahmen dieser Studie wurden die Fähigkeiten der Schüler in zahlreichen Industrienationen verglichen, und zwar in den drei Hauptbereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Um es kurz zu machen: Deutschlands Schüler waren in allen Bereichen unterdurchschnittlich (eine differenziertere Betrachtungsweise wäre zwar möglich, aber dann müßte ich ziemlich weit ausholen und außerdem kann man dann nicht mehr so schön zum Rundumschlag ausholen). Das Ergebnis waren wilde Presseberichte, zankende Bildungsminister und Unsicherheit allerorten.

Drei Jahre später wurde eine erneute PISA-Studie durchgeführt – mit so gut wie den gleichen Ergebnissen. Die genauen Ergebnisse sind zwar noch nicht bekannt, aber das Medienecho ist schon im Vorfeld gewaltig. 2006 folgt dann die nächste Studie, und mittels vollständiger Induktion kann man sich das Ergebnis ausrechnen – spätestens 2025 sind wir Weltspitze im Schönreden der mittelmäßigen Ergebnisse.

Was haben alle diese bekannten Fakten nun mit mir zu tun? Ganz einfach: Wenn jede Zeitung Leitartikel zum Thema verfassen kann, und 16 Kultusminister das Patentrezept zur Lösung der Bildungsmisere gefunden haben wollen, will ich auch mal meinen Senf zum Thema dazugeben. Eingerührt wurde dieser Senf aufgrund eigener Erlebnisse und unter der Benutzung des gesunden Menschenverstandes, jenes Konzeptes, welches vielen Entscheidungsträgern unheimlich zu sein scheint.

Mein Mathelehrer hat in der fünften oder sechsten Klasse mal gesagt: „Die Mathematik ist wie ein Lügengebäude. Wenn man sich bei den Grundlagen belügt, kann man zwar mit den schwereren Aufgaben weitermachen, aber eines Tages wird das ganze Gebäude in sich zusammenbrechen.“ Quasi wie das berühmte Kartenhaus, aus dem plötzlich einer die unterste tragende Karte entfernt. Das trifft natürlich nicht nur auf die Mathematik zu, sondern auf Bildung ganz allgemein – denn wer nicht lesen kann, dem kann Shakespeare egal sein.

Ein kompletter Rundumschlag über die mannigfaltigen Bildungseinrichtungen ist natürlich eine ziemlich unmögliche Aufgabe, deswegen teile ich das in kleinere Rundumschläge über die einzelnen mannigfaltigen Bildungseinrichtungen auf. Anstatt jetzt aber von unten nach oben durch die einzelnen Untiefen der deutschen Bildungsmondlandschaft zu waten, zäume ich das Pferd mal von hinten auf: Was soll am Ende des Bildungsweges stehen? Richtig, mehr oder weniger gut (aus)gebildete Menschen, die sich ihren Lebensunterhalt mit Arbeiten verdienen können. Auf dem Arbeitsmarkt gibt es natürlich unterschiedliche Anforderungen: Ein Maurer muß nicht notwendigerweise Kenntnisse der Quantenphysik haben, ein Architekt hingegen sollte dem Maurer nicht nur eine Bauzeichnung hinlegen können, sondern durchaus auch wissen, welche Gewichte eine Wasserwaage messen kann. Diesen unterschiedlichen Anforderungen soll ja in Deutschland bekanntermaßen mit der dreigliedrigen Schulform (Haupt-/Realschule/Gymnasium) begegnet werden, wobei ebenfalls bekanntermaßen nur das Abitur die Möglichkeit des Studiums eröffnet (von Ausnahmen mal abgesehen).

Fangen wir also mal ganz oben an, beim Hochschulstudium. Die Probleme der Universitäten und Fachhochschulen will ich hier nicht im einzelnen ausführen, den Großteil der Probleme kann man als Folgen von mangelnder finanzieller Ausstattung erkennen. Ein ganz anderes Problem ist aber, daß in Deutschland jedem Abiturienten die Türen der Hochschulen offenstehen müssen, weil es das Grundgesetz so vorsieht (Artikel 12, freie Berufswahl). Die prinzipiell gute Idee wird jedoch in vielen Fällen pervertiert: Man klagt sich seinen Studienplatz für altgermanische Literatur ein, und zigtausende studieren die Geschichte politischer Theorie, während sich nebenan die Maschinenbauer in viel zu kleinen Hörsälen zusammendrängen müssen, weil die großen Räume mit der Einführungsvorlesung in Marketing belegt sind. Wie viele altgermanische Literaturkritiker braucht die Welt? Wie viele Interpretationen der griechischen Theorie zur Demokratie muß man kennen? Wie viele Marketingabteilungen entwickeln völlig bescheuerte Werbekampagnen für sinnlose Ramschartikel, die keiner haben will? Es läßt sich mit ziemlicher Sicherheit sagen, daß der Bedarf an Leuten mit derartigen Kenntnissen nicht nur klein, sondern auch mehr als gesättigt ist. Gleichzeitig werden aber alleine in Deutschland händeringend mehrere zehntausend Ingenieure gesucht (andererseits soll es auch Hausfrauen geben, die ein Hochschulstudium abgeschlossen haben, sich aber lieber um den Herd kümmern).

Fragt man aber Studenten geisteswissenschaftlicher Studiengänge, warum sie gerade das und nix anderes studieren und was sie nach dem Abschluß des Studiums machen wollen, so kriegt man zur Antwort, daß das doch alles superinteressant und unheimlich spannend wär. Das mag sein, aber ich glaube nicht, die Fähigkeit, mehrstündige Monologe über den Einfluß von Nietzsche auf die Literatur des 20. Jahrhunderts halten zu können, hilft dabei, die Ebbe in der Brieftasche oder die Leere im Kühlschrank zu beheben (man vergleiche das Leben von Karl Marx in London) – daher auch die Bezeichnung „brotlose Künste“. Abgesehen davon muß es ja was bedeuten, wenn ein Philosoph wie Nietzsche seinen Lebensabend in geistiger Umnachtung verbrachte – entweder die Philosophie machte ihn irre, oder man muß überhaupt irre sein, um Geisteswissenschaften nachzugehen. Aber ich schweife ab.

Viele Professoren, besonders in den Naturwissenschaften, beklagen beispielsweise auch, daß die Studienanfänger (also die Abiturienten) immer blöder würden. Nunja, der Umstieg von der Schule auf die Uni ist sicherlich nicht einfach, aber irgendwo wird ja wohl was dran sein, die Professoren lehren ihren Stoff ja schließlich nicht erst seit gestern.

Meine eigene Erfahrung hierzu ist eigentlich die, daß es in Deutschland nicht nur sechzehn Bundesländer mit jeweils eigenem Abitur gibt, sondern daß das Abiturzeugnis in aller Regel nicht mal das Papier wert ist, auf dem es geschrieben ist. Es gibt Bundesländer, da kann man zu Beginn der Sekundarstufe II Mathematik abwählen, es gibt Bundesländer, in denen man mit den Leistungskursen Kunst und Sport glänzen kann, es gibt Bundesländer, in denen man keine Deutschprüfung machen muß und so weiter und so fort. Trotzdem kriegt man am Ende das Abitur und damit die allgemeine Hochschulreife bescheinigt und kann sich somit seinen Studienplatz einklagen. Jemand mit den Leistungskursen Ethik und Geschichte kann also auch Physik studieren, und Biologiestudenten brauchen keine Ahnung von Chemie zu haben. Das kanns ja wohl auch irgendwo nicht sein.

Von diesem Problem mit dem Abitur abgesehen haben die höheren Lehranstalten, neuhochdeutsch auch Gymnasien genannt, mit einem viel schwerwiegenderen Problem zu kämpfen: Nur die wenigsten Abiturienten beginnen nach dem Schulabschluß ein Hochschulstudium. Die weitaus meisten beginnen eine Lehre, sagen wir mal als kaufmännische(r) Angestellte(r) oder in ähnlicher Position. Die meisten Firmen akzeptieren für diese Stellen auch gar keine Leute ohne Abitur – könnte es daran liegen, daß auf den Mittelschulen keine brauchbaren Unterrichtsinhalte vermittelt werden (können)? Da läuft also auch was falsch, aber dazu später mehr. Jedenfalls gibt es an den Gymnasien einen nicht unerheblichen Anteil Schüler, für die das Abitur nur eine Premium-Eintrittskarte für die Lehrstellenlotterie ist – was eigentlich nicht Sinn und Zweck der Sache ist.

Weiterhin ist es ja in Deutschland auch so, daß der größte Teil der Grundschüler anschließend aufs Gymnasium wechselt – ob er will oder nicht, entscheiden tun das ja sowieso die Eltern, und die wollen ja grundsätzlich nur das Beste für ihre Kinder. Bevor die Kinder also „nur“ zur Realschule gehen, sollen sie lieber auf dem Gymnasium unter die Räder kommen – das Ergebnis lese man bei Hermann Hesse nach. In den Gymnasien gibt es also auch eine ganze Menge Schüler, die eigentlich auf die Mittelschulen gehören, weil für sie die Ausrichtung der Gymnasien grundfalsch ist. Warum sollen sich Schüler jahrelang zum Abitur quälen, dies vielleicht mit Ach und Krach schaffen und dann trotzdem mit leeren Händen dastehen, weil der Ausbildungsbetrieb dem Kandidaten mit dem hervorragenden Zeugnis der Mittelschule den Vorzug gegeben hat? Die hier auftretene Verzerrung der Wertmaßstäbe ist ein weiterer Aspekt der Probleme der Bildung in Deutschland.

Soviel also zu den höheren Lehranstalten, wenden wir uns nun den Mittelschulen und den darauf aufbauenden Berufsschulen zu. Auch hier liegt so einiges im Argen – übergroße Klassen voller demotivierter und häufig schwänzender Schüler, und davon zu Recht entnervte Lehrer. Und gerade in dieser lernfreundlichen Umgebung wurde ein Großteil der PISA-Studie durchgeführt. Nun können natürlich die meisten Schüler nix dafür, daß die Situation so ist wie sie ist – wie soll man sich zum Lernen motivieren, wenn man ziemlich genau weiß, daß man nach dem Schulabschluß sowieso auf der Straße stehen wird, weil die ganzen Abiturienten mit ihren mittelmäßigen Abiturzeugnissen die besseren Karten bei der Lehrstellensuche haben? Wenn man dann noch mit so sinnlosen Sachen wie Elektrochemie konfrontiert wird, anstatt zu lernen, warum Essig besser wirkt als jeder Haushaltsreiniger oder welche Chemikalien sich hinter solchen Sachen wie Backpulver verbergen…

Die Ergebnisse der PISA-Studie sind jedenfalls eindeutig – ein Großteil der Mittelschüler ist kaum in der Lage, Texte zu lesen, den Inhalt zu erfassen und somit darauf aufbauende Aufgaben zu lösen. Womit wir bei der Grundschule wären, denn die soll den Schülern ja in den ersten Schuljahren genau dies beibringen.

Meine Klassenlehrerin in der Grundschule war der Meinung, daß das Lesen die allerwichtigste Fähigkeit überhaupt ist, denn nur wer lesen kann, kann sich selbständig weiteres Wissen aneignen. Dem ist nichts hinzuzufügen. Allerdings scheint es in der Grundschule ein massives Problem bei der Vermittlung eben dieser Grundfähigkeit zu geben. Dies liegt sicherlich teilweise darin begründet, daß die Kinder wie rohe Eier angefaßt werden – es gibt nur in seltenen Fällen Kopfnoten (das sind die Noten für Fleiß, Ordnung, Betragen und Mitarbeit), es gibt am Anfang nicht einmal Zensuren, die ganze Schule mutet eher an wie ein Spielplatz. Was soll das denn? Als ich eingeschult wurde, hieß es „Jetzt beginnt der Ernst des Lebens“ – und damit man auch gleich merkte, daß es ernst wurde, lernten wir schon am Tag der Einschulung (noch vor Empfang der Zuckertüte!) ein Gedicht, und es gab selbstverständlich ab der ersten Klasse Hausaufgaben, Kopfnoten, Zensuren und am Ende des Schuljahres ein umfangreiche Bewertung im Zeugnis. Da wurden die Schüler nicht verhätschelt, sondern gefordert und gleichzeitig gefördert.

Es will mir nicht in den Kopf, daß diese Herangehensweise so falsch gewesen sein soll, daß man sie um gar keinen Preis wieder einführen will. Es wurde jedenfalls drauf geachtet, daß die Schüler nach der ersten Klasse in der Lage waren, die Texte im Buch vorzulesen und mit einem Füller umzugehen (lernt man sowas heute überhaupt noch oder wird mit Buntstiften rumgekritzelt?). Man sieht, es gibt auch in den Grundschulen einiges zu ändern.

Allerdings sind diese Probleme auch wieder nur teilweise der Schule bzw. den Lehrern anzulasten. Es mangelt zum Beispiel an einer sinnvollen vorschulischen Ausbildung – am spielerischen Wissenserwerb im Kindergarten, insbesondere am Training der Konzentrationsfähigkeit. Zu meiner Kindergartenzeit wurde darauf geachtet, daß sich die Kinder auch mal eine gewisse Zeit lang konzentriert mit einer festen Aufgabe auseinandersetzten, z.B. ein bestimmtes Spiel zu spielen. Wie soll man ohne solche Übungen auch in der Lage sein, in der Schule mal 45 Minuten still zu sitzen und etwas zu lernen? Bei vielen Kindern scheint die Konzentrationsspanne nicht größer zu sein als die Zeit zwischen Beginn und Ende des Pausenklingelns. Wer sich aber im Unterricht nicht konzentrieren kann, wird nicht nur Probleme mit dem Lernen des Stoffs haben, sondern in aller Regel auch zapplig, fängt an mit dem Nachbarn zu reden und stört somit ganz allgemein den Unterricht – und dies nicht nur in der Grundschule, sondern auch in allen späteren Bildungszweigen. Und den Lehrern sind die Hände gebunden, erzieherische Maßnahmen wie schlechte Zensuren fürs Betragen gibts ja nicht, und andere Mittel wie der Ausschluß vom Unterricht fruchten auch nicht.

Ein weiteres grundlegendes Problem hierbei ergibt sich auch, wenn es ein Lehrer doch einmal wagt, einen Schüler zu kritisieren. Unverständnis und Wut auf den Lehrer sind oftmals die Folge. Warum? Tja, viele Jugendliche sind es scheinbar nicht gewohnt, für ihre Leistungen oder ihr Verhalten kritisiert zu werden. Daheim werden sie von den Eltern liebevoll umsorgt und kilometerdick in Watte eingepackt. Jeder Wunsch wird von den Lippen abgelesen und selbstverständlich erfüllt, denn man will ja nur das Beste für den Nachwuchs. Daß sich auf diese Art keinerlei Kritikfähigkeit entwickeln kann, liegt wohl auf der Hand. Die Folgen zeigen sich dann während der gesamten Schulzeit.

Wie man sieht, hakt es an allen Ecken und Enden des Bildungswesens (was eigentlich noch ein bißchen mehr umfaßt als nur (Schul)bildung). Grundsätzlich fehlt überall Geld, außerdem fehlt es in vielen Fällen am grundlegendsten Verständnis bezüglich des Wertes der Bildung – und am Ende herrscht an allen Fronten Unzufriedenheit: Die Erziehungsberechtigten gehen davon aus, daß die Schule die Erziehung übernimmt, die Lehrer (die eigentlich nicht die Fehler ausbügeln sollen, die im Elternhaus gemacht werden) können prinzipbedingt nicht in der Lage sein, diese Aufgabe zu bewältigen, die Kultusministerien streiten sich über Lehrpläne und Bildungsinhalte, und mittendrin sitzen die Schüler, die für das ganze Chaos eigentlich am wenigsten können.

Es ist klar, daß es keinen Königsweg gibt, an dessen Ende die ultimative Lösung steht. Das Gezänk nach der PISA-Studie hingegen zeigte eindrucksvoll, wie man sehr viel Zeit und Geld investieren kann, um wirkungsvoll auf der Stelle zu treten. Da wurde viel an Symptomen herumgedoktort anstatt mal klar und deutlich die Ursachen zu erforschen und zu benennen. Und wenn dann doch mal einer eine gute Idee hatte (soll ja selbst den besten Politikern ab und zu passieren), so wurde diese mit dem Argument „Das kostet zuviel“ aufgehalten.

Wenn man mal mit gesundem Menschenverstand an die Sache herangeht und nicht wie viele Politiker es anscheinend tun nur bis zum Ende der Legislaturperiode denkt, so kommt man irgendwann unweigerlich zur Frage, was sinnvoller ist: Jetzt in die Bildung der Jugend zu investieren, oder mittelfristig den Sozialstaat gegen die Wand zu fahren, weil die mangelhaft ausgebildete Jugend dann im Arbeitsamt Schlange steht? Ohne Bildung hat man auf dem Arbeitsmarkt keine Chance, und dies wird sich in Zeiten steigender Globalisierung wohl kaum ändern. Diesen sich wandelnden Anforderungen muß die Bildungspolitik Rechnung tragen (schöner Satz, ungefähr so schön wie alle Sätze, die sich in Parteiprogrammen finden). Das kann sie aber nicht, wenn Bildungspolitik mit kurzfristigen, hektischen und übereilten Entscheidungen gemacht wird.

Genau dies sehe ich aber für das nächste Jahr kommen, wenn die genauen Ergebnisse der aktuellen PISA-Studie ausgewertet werden. Der einzige einigermaßen gangbare Ansatz kann (meiner bescheidenen Meinung nach) nur sein, zu vergleichen, was andere Länder machen, das dort herrschende soziale Umfeld zu berücksichtigen (ganz wichtig – man kann ja nicht einfach das Schulsystem von Japan übernehmen, denn die Japaner haben eine ganz andere Einstellung zu dieser ganzen Problematik – was allerdings niemanden zu hindern scheint, daß seit Jahrhunderten weltweit renommierte Hochschuldiplom gegen das Bachelor/Master-System aus England/Amerika zu tauschen), und dann die hiesige Bildungspolitik und die Rahmenbedingungen, unter denen diese gemacht wird, zu verändern.

Das klingt ungefähr genauso utopisch wie undurchführbar, denn alle größeren Veränderungen am Schulsystem (etwa Aufgabe der heiligen Dreifaltigkeit Haupt-/Realschule/Gymnasium oder bundesweit einheitliche Lehrpläne) werden an Parteigeklüngel und Kleinstaaterei der Bundesländer, Kultusministerkonferenzen etc. scheitern. Viele Köche verderben bekanntlich den Brei… Dabei schrieb schon Heinrich Heine (allerdings in anderem Zusammenhang) „Ein einiges Deutschland tut uns not, Einig nach außen und innen.“ Dieser Einigkeit sind wir nicht nur im Bereich der Bildung so nahe wie der Mond der Erde.

Das klingt alles recht pessimistisch, aber wenn ich mir so ansehe, welchen Stellenwert die Bildung hierzulande hat, so habe ich wahrlich keinen Grund, optimistisch in die Zukunft zu schauen. Früher war Deutschland bekannt als das Land der Dichter und Denker – dieser Satz ist schon lange zur hohlen Phrase verkommen, und man kann eher aus Heines Nachtgedanken zitieren…

Fazit: Viele Probleme, keine Lösungen. Ich habe auch keine. Wenn ich eine Lösung hätte, dann wäre die so genial einfach, daß sogar die Bildungsminister schon drauf gekommen wären…

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