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Auf der Suche nach schönem Wetter

25. August 2023, 18:17 Uhr von Uwe

Am ersten echten Tag der großen Urlaubsreiserei ging es – logisch – zum Urlaubsziel. Und weil ich aber nun mal Informatiker bin und die in erster Linie mit vielen Nullen und wenigen Einsen arbeiten, beginnen wir mit der ganzen Erzählung beim nullten Tag, nämlich den hektischen Momenten der Reisevorbereitung.

Gute Vorbereitung ist (beinah fast) alles

Bevor man in den Urlaub fahren kann, muss man seinen Koffer packen. Damit man seinen Koffer packen kann braucht man genug frisch gewaschene Klamotten, die ganzen Wanderpläne, Fahrkarten, Lichtschutzfaktor und so weiter und so weiter. Sinnvollerweise hat man dafür eine Liste zum Abhaken. Die eigentlichen Probleme entstanden an ganz anderer Stelle: Eine der Einlegesohlen für die Wanderschuhe war kaputt, was schon bei den Spaziergängen im lokalen Waldgebiet in kürzester Zeit für fiese Blasen sorgte, und ich konnte ums Verrecken kein passendes USB-Kabel für meinen mp3-Player bzw. den GPS-Tracker finden. Was macht der geneigte Urlauber? Richtig, er bestellt auf allerletzten Drücker die entsprechenden Ersatzteile, die dann glücklicherweise einen Tag vor der Abreise eintrudelten. Also alles rein in den Koffer, noch ein bissl coolen Krach auf den inzwischen fast volljährigen mp3-Player geschoben und fertig ist alles.

Etappe 0 – Hindernisparcours nach Fürth

Da ich von meinem Kuhkaff aus schon viel Zeit brauche um überhaupt erstmal nach Nürnberg zu kommen, lohnte es sich, meinen Lieblingsbruder zu überfallen und sich dort einen Tee und einen Schlafplatz auf dem Sofa zu erschnorren. Normalerweise gehört dazu eine Busfahrt nach Erlangen und dann nimmt man die nächstbeste S-Bahn oder was auch immer da dann am Bahnhof grad angerollt kommt. Nun sind aber aktuell Bauarbeiten in meinem Ortsteil, so dass die Busse anders als sonst unterwegs sind und ich an eine andere Haltestelle als gewohnt marschieren musste.

Also ging es so gegen 18 Uhr mit Rucksack und Koffer bewaffnet zur anderen Bushaltestelle, wo dann völlig unerwartet auch direkt ein Bus abfuhr. Dieser wurde gut voll, bis zum Bahnhof gings aber. Die S-Bahn war dann auch gut gefüllt und vor allem ziemlich gut durchgewärmt, aber für die dreieinhalb Meter bis Fürth ging es. Mein Bruder quatschte mir anschließend ein Ohr ab, kochte mir einen Tee und dann war irgendwann Nachtruhe mit Sofa angesagt. Der Wecker sollte gegen 5:30 Uhr klingeln, weil ich die S-Bahn um sechs Uhr erreichen wollte.

Etappe 1 – Fürth-Nürnberg-München

Der Wecker war für die Katz, denn ich war vorher schon wach. Mein Bruder steht ja auch schon mitten in der Nacht auf, und so gings dann viertel vor sechs bei fiesem Regen zum Fürther Bahnhof. Die paar Meter bis Nürnberg waren schnell geschafft, ich stand dann eine knappe Stunde in der Haupthalle herum, aber besser lang gestanden und gewartet als zu spät und den relevanten Zug verpasst.

Der ICE nach München war quasi leer, ich hatte fast den gesamten Waggon für mich. Das Wetter war auch in München kein Highlight, deprimierender Dauerregen und kühl, man brauchte definitiv lange Hose und Jacke. Ich hatte mir extra eine Verbindung mit mehr Umsteigezeit gesucht, denn den Zug von München nach Zürich verpassen wäre ziemlich doof gewesen, zumal man in München aufgrund der langen Wege ja auch mehr Zeit zum Umsteigen einplanen muss.

Irgendwann wurde dann der ECE (Euro-City-Express, WTF?) nach Zürich bereitgestellt, ein Astoro der Schweizer Bahnen mit Schweizer Personal. Ich suchte mir also einen Platz und wartete auf die Abfahrt.

Etappe 2 – München-Zürich

Die Fahrt verlief ziemlich ereignislos, man gurkt da halt durch die südbayrische Pampa mit so weltbewegenden Halten wie Buchloe und Memmingen. Aufgrund von Eingleisigkeit und Warten auf Gegenzüge und den berühmt-berüchtigten „Verzögerungen im Betriebsablauf“ sammelten wir bis Lindau ungefähr 15 Minuten Verspätung. Das Wetter war immer noch bescheiden, Bodensee mit Regen ist nun auch nicht unbedingt der große Hit.

Nach einem Abstecher über Österreich mit Halt in Bregenz erreichten wir nun endlich die Schweiz. Und oh Wunder, der Regen hörte auf. Dafür kam die nette Durchsage, dass „der Zug seine Trasse verloren hat, weil in der Schweiz die pünktlichen Züge Vorrang haben“. Wir standen uns also erstmal vor St. Gallen die Räder platt, weil wir andere Züge vorlassen mussten. Gut, mir wars egal, ob ich nun eine Stunde früher oder später ankommen würde konnte mir ja egal sein.

Zwischen St. Gallen und Winterthur – das erste Mal seit Jahren, dass ich mal eine Strecke befuhr, die ich vorher noch nie befahren war – riss nun sogar die Wolkendecke auf und die Sonne wagte sich hervor. Weiter gings mit inzwischen einer guten halben Stunde Verspätung über Zürich Flughafen bis nach Zürich HB, wo wir statt auf Gleis 31 (oder so in der Größenordnung) auf Gleis 3 (oder so in dem Dreh) strandeten.

Der Zürcher Hauptbahnhof ist ja relativ unübersichtlich, wenn man ihn nicht kennt – mehrere Ebenen, die über zahlreiche Treppen, Rolltreppen und Fahrstühle verbunden sind, dazu noch Shoppingbereiche, quasi so ähnlich wie der Berliner Hauptbahnhof, nur wesentlich kompakter. Da ich im Verlauf des Urlaubs hier noch mehrfach umsteigen würde und dabei potentiell wenig Zeit haben würde hieß es nun (nach einem Besuch am örtlichen Geldautomaten zwecks Erwerbs bunter Scheine zum zwecke des Bezahlens im Supermarkt) Umsteigen üben. So ähnlich wie in „Im Westen nichts Neues“, nur dass ich nicht in Löhne, sondern in Zürich umstieg. Also runter in die tiefste Ebene auf Gleis 32 und von da dann nach oben in die Haupthalle zu Gleis 9 – und dabei gucken wie lang ich dafür brauchen würde, welche Rolltreppen den optimalen Weg darstellen und so weiter. Nach drei Versuchen hatte ich eine brauchbare Variante gefunden, man schafft den Weg selbst mit Koffer in drei bis vier Minuten – wenn man weiß wo man hin muss.

Etappe 3 – Zürich-Bern-Brig

Meine originale Reiseplanung hätte einen weiteren Umstieg in Bern erfordert. Durch die Verspätung war der Zug weg, und der nächste Zug fuhr dann mit Zwischenhalt in Bern durch bis nach Brig. Ich suchte mir also einen halbwegs brauchbaren Sitzplatz im überraschend gut gefüllten Zug und rollte nun gemütlich über Strecken, die ich mir in den vorherigen Wochen bereits endlos oft auf youtube angeguckt hatte. Bis nach Bern gibt es da nicht allzuviel zu sehen, die Bahn-2000-Strecke bietet nicht wirklich viele gute Aussichten, und der Bahnhof Bern ist meiner Meinung nach der mit Abstand hässlichste der ganzen Schweiz.

Nun kam ich auch endlich den Alpen näher, die Berge am Horizont wurden höher, der Thunersee kam in Sicht, und spätestens jetzt hatte ich auch wirklich gute Laune. Die Sonne schien, schneebedeckte Berge mit himmelblauem See davor, was will man mehr? Gut, die Verbindung ist jetzt nicht für die schöne Aussicht konzipiert, sondern für schnelles Reisen ins Wallis. Das heißt dann auch, dass der Zug den Lötschenpass im Basistunnel unterquert (mit 34kommairgendwas Kilometer einer der längsten Tunnel der Welt). Wenn sie noch tiefer gebohrt hätten wären sie vielleicht in Moria rausgekommen.

Nach reichlich zehn Minuten kommt man jedenfalls im Wallis wieder ans Tageslicht, die Wolken hatten sich verzogen und plötzlich war ich dann auch schon kurz nach vier Uhr nachmittags in Brig angekommen.

Etappe 4 – Stadtrundgang

Der Weg ins Hotel war kurz genug, wichtig war nun in erster Linie das Suchen eines Supermarktes und eine erste Begehung der Örtlichkeiten, damit man weiß was da eigentlich los ist. Inzwischen war es warm genug geworden, dass man sogar ohne Jacke draußen rumlaufen konnte. Auf einem zentralen Platz in der Innenstadt wurde ich sogar auf mein Pac-Man-Shirt angesprochen. Genutzt hat es dem Kerl nix, ich wollte keinen Mobilfunkvertrag abschließen.

Ich kam schlussendlich am Stockalperschloss vorbei und muss sagen, dass der total überbewertet ist. Da heißt es in jeder Doku zu Brig, dass der Palast das siebenkommafünfte Weltwunder wär, tatsächlich ist es ein etwas größeres Bürgerhaus mit einem netten Innenhof und einem ebenso netten Gartenbereich, aber andererseits ist das ganze Ding komplett eingebaut in andere Gebäude der Altstadt und geht da eigentlich komplett unter. Letztlich ist nur die Westseite einigermaßen beeindruckend.

Damit war dann die erste Stadtbesichtigung auch abgeschlossen, ich kaufte mir noch ein paar Getränke und eine Nussmischung als Proviant, verzog mich ins Hotelzimmer und packte meinen Kram zurecht für die erste Wanderung. Das wird dann aber im nächsten Beitrag thematisiert.

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