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Moin

25. Juni 2022, 18:06 Uhr von Uwe

Ich war ja in Hamburg unterwegs, und da stellte ich einige Dinge fest. Manche waren nur eine Bestätigung von bereits Bekanntem, andere waren neu und ein Teil davon war relevant genug dass ich hier jetzt mal ein bissl rumschwafeln werde.

Beginnen wir bei der hanseatisch-kühlen Begrüßung. Da übe ich extra vorher mit meinem Kollegen (der zwar in Braunschweig wohnt und arbeitet, aber ausm Norden kommt) die korrekte Aussprache von „Moin“ und achte drauf, nicht durch überflüssige Verwendung von „moin moin“ als Labersack aufzufallen (man will ja auch nicht versehentlich durch ein „Servus“ als Bayer identifiziert werden, zumal ich ja auch gar keiner bin) und dann interessiert das keine Sau. Die einzigen die das tatsächlich nutzen sind die aufdringlichen Typen in ihren Kapitänsanzügen ausm Kostümverleih, die an den Landungsbrücken Hafenrundfahrten verkaufen wollen. Denen wiederum will ich aber weder Hafenrundfahrten (beim nächsten Besuch vllt wieder, denn eigentlich lohnt es sich, zumal wenn man eine große Rundfahrt von 2h macht) noch Fischbrötchen noch Gebrauchtwagen abkaufen.

Hanseatisch kühl war auch wettertechnisch nicht angesagt, ich hab mir beim Spaziergang (zwecks Flucht vor Touristenhorden) einen schönen kleinen Sonnenbrand eingefangen. Kühl wurde es dann erst am Tag der Rückfahrt, aber da kochten die Gemüter ja aus anderen Gründen (ich schrub bereits darüber). Ansonsten bleibt festzuhalten dass Hamburg eine reichlich merkwürdige Großstadt ist – vllt sind Großstädte aber für mich Landei auch generell merkwürdig. So stauen sich an den üblichen Ecken (vorm Rathaus und an der Binnenalster sowie an den Landungsbrücken und abends an der Reeperbahn) die Touris, dreieinhalb Meter weiter (Fischauktionshalle, Altona, weiter Richtung Blankenese) hingegen ist sofort tote Hose. Letzteres konnte ich immerhin für einen schönen ruhigen Spaziergang am Elbufer nutzen – sehr empfehlenswert.

Die Hamburger selbst versammelten sich Mittags in der Innenstadt, um als vereinigtes Anzugträgergeschwader hippe Kleinlokale zu exquisiten Preisen zu frequentieren. Je nach Lage wird da für ein simples Schnitzel schnell mal > 25 EUR fällig, da bin ich dann raus. Andererseits kann man durchaus kleine gemütliche Kneipen und Lokale finden, muss allerdings dann damit rechnen dass man längere Zeit warten muss und dass es dann trotzdem zugeht wie im Taubenschlag. Ich werde mir zumindest mal einen Italiener in einer Parallelstraße der Reeperbahn merken, da wars ganz nett. Das überdrehte Publikum in Form von zahllosen JungesellInnenabschiedInnen gibts gratis, die stolperten dann reichlich angeheitert ins nächste Sexkino oder zogen weiter in Richtung Herbertstraße oder so. Zumindest kann ich jetzt behaupten, auch halb eins auf der Reeperbahn gewesen zu sein – zwar Mittags halb eins, aber immerhin

Der eigentliche Grund, Hamburg zu besuchen war aber (wie immer) das Miniatur-Wunderland. Da hat sich seit meinem letzten Besuch 2018 wieder einiges getan – eine Brücke von einem Speicher in den Nachbarspeicher, neue Anlagen mit Rio und der Provence und Monaco fett im Bau. Da war selbstverständlich Betrieb wie zu allerbesten Zeiten, ich lachte wieder herzlich über zahlreiche Eastereggs und verbrachte gute sechs Stunden dort (und wenn ich einige Ecken nicht schon mehrfach gesehen hätte wären es auch ganz schnell acht geworden). Wie immer sehr empfehlenswert, es ist einfach irre was diese Wahnsinnigen da alles nach wie vor an neuen Ideen umsetzen. Wie sagte jüngst einer ihrer Techniker im youtube-Blick hinter die Kulissen (im schönsten hanseatischen Dialekt): „Jeder saachte dass das nich geht. Das wusste ich aber nich, und dann hab ich das einfach mal gemacht, ne.“ Sind halt liebenswerte Spinner da.

Apropos Spinner, Hamburg hat auch ein Spinnenproblem wie ich gelernt habe. So versammelten sich vorm Fenster meines Hotelzimmers mal eben vier bis fünf Gartenkreuzspinnen! Beruhigenderweise kann man das Fenster nicht öffnen – könnt ja einer rausfallen und das gibt dann viele blöde Fragen und einen Haufen Papierkram. Wo man also nicht rausfallen kann, kann die Spinne auch nicht reinkommen und man kann nachts ruhig schlafen. Aber spannend ist es schon, was die Achtbeiner da so hoch oben in der dünnen Luft eigentlich wollen. Ich wollte da oben ja nur die Aussicht genießen, so mit Schiffen und Hafen und so. Und das hat auch geklappt, beim nächsten Mal muss ich dann mal fragen ob ich ein Zimmer mit Blick in die andere Richtung kriegen kann, die richtig großen Schiffe biegen ja schon deutlich vor der Elbphilharmonie in den Hafen ab.

Sportlich betätigt habe ich mich neben längeren Spaziergängen dort auch, ich hab nämlich Golf im TV geguckt – weil wirklich überhaupt nix anderes kam. Ergebnis: Ich hab mir jetzt nach vielen Jahren mal wieder „World Class Leaderboard Golf“ von 1988 in die Dosbox geschoben und (nachdem ich nach nur 30 Jahren auch mal die readme gelesen habe) noch zusätzliche Golfkurse im Netz gefunden und heute morgen gleich mal eine Runde sieben unter Par gespielt (auf Einsteigerlevel, aber immerhin). Und die technische Realisierung von Sprachausgabe(!) über den PC-Speaker(!!) ist und bleibt ja ein technisches Highlight.

Übrig geblieben sind davon nun ungefähr 500 Fotos, davon der überwiegende Teil aus dem Miniatur-Wunderland. Die kann man sich in der Galerie angucken. Und nun muss ich mal planen, wann ich das nächste Mal Hamburg unsicher machen will (sobald das Miniatur-Monaco fertig ist) und wohin ich ansonsten mal urlaubstechnisch fahren könnte in diesen komischen Zeiten.

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