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Album der Woche

25. Juni 2020, 21:02 Uhr von Uwe

Bisher hab ich mich bemüht, meine Artikel dieser Serie möglichst nah an das jeweilige Jubiläum der Veröffentlichung zu legen – das klappt jetzt leider nicht mehr so wirklich gut, weil ich zum Beispiel im Sommer nur recht wenige Alben auf meiner Liste hab, dafür umso mehr im Herbst. Logisch – im Herbst und der Vorweihnachtszeit wird mehr in die Läden gewuchtet. Also lassen wir das Datum jetzt einfach mal Datum sein und würfeln das ein wenig durcheinander. Das Album dieser Woche stammt aus dem Jahr 1975 und wurde von mir ein Vierteljahrhundert zusammen mit dem Album der letzten Woche erstanden. Aufgenommen wurde es von einer Band, die Anfang der 70er von Hannover aus aufgebrochen war die Welt zu erobern. Und das taten sie, zuerst in Japan, dann in England, und irgendwann auch in Amerika. Nur in Deutschland wurden sie erst anerkannt und akzeptiert als sie anderswo schon die größten Stadien ausverkauften. Der Prophet im eigenen Lande und so. Richtig, ich rede von den Scorpions.

Die Karriere der Band lässt sich für mich grob in drei Phasen einteilen: Phase 1 bis zum Ausstieg von Gitarrist Uli Jon Roth 1978, Phase 2 bis Winds Of Change, und seitdem Phase 3. Nun kann man Phase 1 nochmal unterteilen in die ersten experimentellen Schritte auf der Suche nach einem eigenen Sound und die ersten großen Erfolge im Ausland. Das Album der Woche hört auf den schönen Titel „In Trance„, sitzt genau an der Nahtstelle zwischen diesen beiden Phasen und markiert den Übergang vom noch recht experimentellen Sound der Anfangsjahre hin zum geradlinigen Hardrock, über dem aber noch immer Uli Jon Roths Gitarre thronte.

Was also bietet dieses Album? Zunächst mal ist es das erste auf dessen Cover der typische Schriftzug der Band prangt. Zweitens ist das Cover das erste von vielen, die wahlweise zum Fremdschämen oder zum drüber aufregen geeignet ist. Merke: Nur eine provokative Verpackung sorgt für Publicity und gute Verkaufszahlen. Die klassische Besetzung der zweiten und dritten Phase ist mit Klaus Meine, Uli Jon Roth und Rudolf Schenker plus Francis Buchholz ebenfalls fast komplett versammelt. Aber was gibts denn nun rein inhaltlich zu sagen?

Das Album beginnt gleich mal mit zwei flotten Rockern in Form von Dark Lady und dem Titelstück, letzteres kann man dabei getrost zu den ganz großen Bandklassikern rechnen. Ein weiterer Klassiker ist Top Of The Bill (Klaus Meine hat aber auch eine Stimme, da würden andere Bands ihre gesammelte Verwandtschaft für verkaufen), und auf der zweiten Seite verstecken sich mit Robot Man und Longing For Fire noch zwei kompakte Rocker im „wir kommen in unter drei Minuten auf den Punkt“-Format. Experimentellere bzw. ruhigere Töne schlagen hingegen Life’s Like A River und Evening Wind an. Meine Favoriten sind eindeutig die kurzen knackigen Stücke, wenn ich es psychedelischer mag greif ich eher zum Vorgängeralbum, und wenn man es ganz pur kommerziell hart gerockt haben will guckt man eher bei den Alben der frühen 80er nach, also alles zwischen „Lovedrive“ und „Love At First Sting“.

Wer aber die Entwicklung der Band nachvollziehen will, den Schritt von Stücken wie Lonesome Crow und Fly To The Rainbow hin zum Hardrock der nächsten Alben (Pictured Life, Backstage Queen, Steamrock Fever, We’ll Burn The Sky) findet hier genau das Zwischenstück. Die weitere Entwicklung zum großen Stadion-Act der 1980er und weiter zur Balladenweichspüler-Hausfrauenmucke ist dann etwas für die Betrachtung anderer Alben, was bei passender Gelegenheit  hier sicher auch noch passieren wird.

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