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Urlaub Tag 4: Es geht bergab

31. Juli 2018, 21:37 Uhr von Uwe

Die Wanderung des Tages führte unter dem in der Überschrift dargelegten Motto… den Berg hinunter. Vorher musste man natürlich den Berg hochfahren, und dann konnte man auch erstmal schicke Aussicht genießen, bevor es dann anstrengender wurde. Aber der Reihe nach…

Etappe 1: Grindelwald-Grindelwald Grund (2.1 km, ↗16 m, ↘221 m)

Da steht man früh auf und die Berge waren auch schon da… beleuchtet von einer strahlenden Morgensonne und unterstrichen durch einen ebenso blauen wie wolkenleeren Himmel… Nach dem Frühstück – das Gedränge und den heißen Kampf ums kalte Buffet waren wir ja inzwischen gewohnt – ging es diesmal ausnahmsweise nicht zum Bahnhof, sondern an selbigem vorbei in Richtung der Talstation der Gondelbahn. Diese führt von Grindelwald Grund hinauf zum Männlichen. Warum der Berg so heißt wie er heißt ließ sich nicht abschließend klären, aber wenn daneben ein Berg namens Mönch und einer namens Jungfrau in der Gegend herumsteht kommt einem das auch gar nicht mehr so merkwürdig vor.

Nach Grindelwald Grund geht es schon mal ordentlich den Berg hinunter, dann am Bahnhof vorbei über einen Parkplatz und eine Großbaustelle bis hin zur Gondelbahn. An der Kasse zeigte ich brav unsere unheimlich ungünstig großen Tickets vor, dafür erhielten wir dann kleine Pappkarten mit Barcodes und ein paar Hustenbonbons, die da irgendwer im Lande des löchrigen Käses erfunden hatte. Und nur wenige Minuten später zwängten wir uns ungelenkerweise in eine schaukelnde kleine Gondel, in der vier Personen gerade so Platz finden (und an der man sich beim Einsteigen gleich erstmal ordentlich den Nischl anhaut).

Etappe 2: Grindelwald Grund-Männlichen (6.1 km, ↗1285 m, ↘0 m)

Die Seilbahn auf den Männlichen war zur Eröffnung die längste Gondelbahn der Welt (behauptet Tante Vicki, und die weiß ja sowieso alles und das meiste davon besser). Man gondelt also eine gute halbe Stunde vor sich hin und kann in der Zeit alles Mögliche entdecken. Kuhglocken zum Beispiel, komplett mit Kühen dran. Oder murmelnde Murmeltiere. Oder Wiesen voller bunter Alpenblumen in öchzig Farben und Formen. Und natürlich Berge in Fahrtrichtung links (Lauberhorn, Tschuggen), rechts (Faulhorn und noch so ein paar andere Hörner), vorn (Männlichen) und hinten (Wetterhorn, Schreckhorn und noch mehr Gehörntes) und weiter im Hintergrund natürlich noch Eiger, Mönch und Jungfrau und so. Also jede Menge gute Aussichten.

Das Wetter spielte ja hervorragend Mitte, ich bekam schon in der Gondelbahn die Krise weils so warm wurde in der Sonne. Oben angekommen waren zwar nur knapp über 10 Grad, aber man musste erstmal auf Sommerbetrieb umstellen und Lichtschutzfaktor auftragen. Damit war man nun gerüstet zum Hinsetzen und niesen – Natur genießen (frei nach Terence Hill). Vom Männlichen aus hat meinen schicken Rundumblick nicht nur über die bereits angesprochenen Berge, sondern natürlich auch ins Lauterbrunnental und die gegenüber liegenden Berge (also in Richtung Schilthorn – heute prima zu sehen), Richtung Thunersee und weiter über die Nordschweiz bis zum Bodensee (irgendwo im Dunst am Horizont), und irgendwo hinter einem liegt dann Grindelwald im Tal und schaut aus wie eine Modellbahn.

Etappe 3: Männlichen-Wengen (12.2km, ↗33 m, ↘907 m)

Nachdem wir nun also die Aussichten genügend genossen hatten und auch entsprechende Bildwerke zwecks Dokumentation für die Nachwelt angefertigt hatten ging es nun los mit der eigentlichen Wanderung. Und die führte zunächst mal über den sogenannten Panoramaweg gemütlich und quasi topfeben in Richtung Kleine Scheidegg. Das sind ungefähr 5-6 km und dabei nur ein geringer Höhenunterschied von rund 200 m. Auf diesem schönen ausgetretenen Pfad war auch allerhand Betrieb, eine Busladung Asiaten, die nicht vorwärtskamen, weil sie jede Blume x-fach fotoknipsten, diverse jüngere Wanderer und Wanderinnen (also jünger verglichen mit meinen Eltern, nicht mit mir natürlich…) die entsprechend höheres Tempo an den Tag legten, und außerdem mindestens zwei Hunde.

So kamen wir bereits nach kurzer Wanderung mehr oder minder schnell an der Kleinen Scheidegg an – meine Mutter hing etwas hinterher, weil sie jede Blume einzeln unter die Lupe nehmen musste, egal ob Alpenrose oder Enzian oder was da sonst noch so in der Gegend herumblüht. An der Kleinen Scheidegg suchte meine Eltern den Souvenirladen, mein Bruder den Schatten und ich das gar nicht so stille Örtchen. Anschließend gabs entscheidende Verpflegung in Form von Apfelstücken, außerdem war Marscherleichterung angesagt und die langen Hosenbeine wurden abgeschnallt. Nebenbei beguckte man sich mal schon in Ruhe, wie und wo man da am nächsten Tag bei der Fahrt zum Jungfraujoch umsteigen würde müssen.

Nachdem wir uns das in aller Ausführlichkeit angeschaut hatten konnte es weiter abwärts gehen. Das nächste Ziel war Wengen, bekannt aus Film, Funk und den Wintersportübertragungen vom alpinen Abfahrtslauf. Bevor man aber zur Abfahrtsstrecke des Lauberhornrennens kommt kann man noch einige Kilometer atemberaubendes Alpenpanorama genießen – inklusive Lawinenabgang, den leider nur mein Bruder sah, weil ich wohl gerade woanders hinguckte… Ganz nebenbei standen dann hier auch mal Pferde aufm Flur Kühe aufm Weg herum. Die waren aber mehr mit Gras mähen beschäftigt und ließen sich auch durch zweibeinige Rindviecher nicht aus der Ruhe bringen. Die Kälber hüpften drei Wiesen weiter auf abgesperrtem Geläuf herum und sprangen da herum wie die Gemsen – kennt man von der norddeutschen Milchkuh so auch nicht.

Damit waren wir dann auch schon an dem Abschnitt der Wanderung angekommen, wo man ein kurzes Stück auf der Strecke der Lauberhornabfahrt unterwegs ist, namentlich von Canadian Corner über Kernen-S bis zur Wasserstation. Am Kernen-S wurde erneut pausiert und die schöne Aussicht auf Wengen genossen. Der letzte Teil der Wanderung zog sich dann etwas, zum Einen aufgrund übermäßiger Nachmittagshitze, zum Anderen aufgrund steilen Geläufs – es ging nun in einem fort steil bergab, irgendwie musste man ja von 2100m (Kleine Scheidegg) auf 1200m (Wengen) kommen.

Dies gipfelte in einer Morddrohung meiner Mutter gegen meine Wenigkeit, weil ich so einen scheiß steilen Weg ausgesucht hatte, aber wenn ich den ja nicht ausgesucht gehabt hätte hätte man auch das tolle Bergpanorama nicht gesehen, und außerdem muss man ja den Eisbecher am Abend auch verdienen und so. Mein Bruder hielt sich mit derartigen Drohungen zurück, der war ja auch schon angesäuert genug, dass ich ihn jede Nacht um den Schlaf brachte, als Retourkutsche dass seine Schnarchnasigkeit mich nicht schlafen ließ.

Kurz nach 14 Uhr hatten wir dann Wengen erreicht, ein malerisches kleines Bergdorf, von dem keine Sau was wissen würde, wenn man nicht vor über 100 Jahren eine völlig hirnrissige Zahnradbahn da lang gebaut hätte. Autos gibts da nicht, jeder Reisende muss mit der Bergbahn da hinfahren und dann seine Koffer durch die schmalen Gassen zum jeweiligen Hotel schieben. Wir hatten keine Koffer dabei, wir warteten nur so auf den nächsten Zug.

Etappe 4: Wengen-Lauterbrunnen-Zweilütschinen-Grindelwald (19.3km, ↗407m, ↘694m)

Die Rückfahrt nach Grindelwald ist schnell erzählt – man fährt erst mit der Wengernalpbahn steil den Berg hinunter nach Lauterbrunnen, hat dort perfekten (hey, Schweiz und so) Anschluss Richtung Zweilütschinen und ab da hatte ich die ganze Reiserei ja schon erläutert, weil wir sie am Vortag schon genauso gefahren waren. Damit hatten wir nun an jedem Tag inklusive des Anreisetages die Ansagen zum Thema Aussteigen in BurgLAUenen gehört. Wir waren jedenfalls ganz gut geschafft von der Wanderung.

Letzte Aktion des Tages – d.h. vorletzte, die letzte war das Abendessen – war der Kauf von Fahrkarten für die Fahrt zum Jungfraujoch am Folgetag. Da waren mitten in der Woche vier Schalter geöffnet, an denen kompetentes Personal fließend in verschiedensten Sprachen parlierte  und sämtliche noch so dussligen Fragen beantwortete. Und da kauften wir dann vier Fahrkarten und weil schönes Wetter angesagt war und dementsprechend mit großem Andrang zu rechnen war auch noch vier Platzreservierungen.

Danach ging es für mich ans Schreiben von diversen Karten und Urlaubsgrüßen, bevor man sich dann den Bauch mit Rumpsteak und Bier füllte und das dann noch mit einem Eisbecher krönte. Damit war dann auch dieser Tag geschafft. Am nächsten Morgen sollte es dann noch höher hinausgehen, aber das wird dann im entsprechenden Bericht erzählt.

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