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Urlaub Tag 1

25. Juli 2018, 11:35 Uhr von Uwe

Mir ist keine bessere Überschrift eingefallen, und außer einer Fahrt über rund 671 km (plus einer Taxifahrt und einem WM-Finale) ist ja eigentlich auch nicht viel passiert…

Etappe 1 – Erlangen-Nürnberg

Der Tag begann gegen fünf Uhr morgens, als mein Vater begann in der Küche herumzuwurschteln. Da war an Schlafen ohnehin nicht mehr zu denken, auch wenn der Wecker erst für 5:30 Uhr eingestellt war. Also rollte ich dann gut gelaunt aus dem Bett und kurz vor sechs Uhr morgens (hey, es ist Sonntag und Urlaub, warum sollte man da auch lange im Bett bleiben?) saßen wir zu dritt am Frühstückstisch. Ein Brötchen und eine Tasse Kaffee später war dann allgemeiner Aufbruch angesagt, denn um 6:30 Uhr sollte uns ein Taxi nach Nürnberg zum Bahnhof bringen.

Das klappte auch ganz vorzüglich, auf einer völlig leeren B4 kamen wir hervorragend voran, aus dem Radio dudelte leichte klassische Musik, die Sonne schien und nicht mal der völlig depperte Flixbus neben uns konnte den Taxifahrer aus der Ruhe bringen (Tempo 70 in der Innenstadt und bei rot über die Ampel… aber der Taxifahrer hatte das Blinken auch nicht unbedingt erfunden… egal). Jedenfalls waren wir kurz vor sieben am Bahnhof angekommen.

Dort suchten wir uns in der Eingangshalle einen „schönen“ Stehplatz – Sitzbänke gibts ja keine, weil man ja in einem Bahnhof niemals und unter keinen Umständen auf einen Zug warten würde – und warteten auf die Dinge, die dann da nun so passieren würden. Wir wurden dann auch passiert, zuerst von einer Reisegruppe von Kindern auf dem Weg ins Ferienlager oder sowas, anschließend von einer russischen Reisegruppe auf dem Weg nach keine Ahnung wohin (ich sprech kein Russisch) und dann von zwei Typen von DB Station&Sicherheit, die vorher noch ein junges Mädel geärgert hatten. Das hatte sich nämlich an der Seite auf den Fußboden gesetzt – weils ja keine Sitzbänke gibt – und las gemütlich ein Buch. Das wurde ihr verboten mit dem Hinweis, dass das aussähe als würde sie um Geld betteln, und sie musste dann im Stehen weiterlesen. Gleichzeitig schlichen aber durch die Empfangshalle diverse Schnorrer der Sorte „Haste mal ’n Euro?“ und vorm Bahnhof traten auch mehrere wenig vertrauenerweckende Gestalten herum, aber um die kümmerte sich natürlich keiner. Stattdessen werden harmlose Reisende belästigt…

Anyway, ich tauschte derweil Nachrichten mit meinem Bruder aus, der ja aus Fürth zu uns stoßen sollte und erstmal seinem Ärger über die doofe Bahn Luft machen musste – ein Zug unbestimmt verspätet, der zweite ein bissl verspätet, und dann war auch noch die Tür kaputt. Irgendwas ist ja immer, und wenn man weiß worüber man meckern kann hat der Tag Struktur. Gegen halb acht Uhr morgens – wir hatten uns inzwischen auf den Bahnsteig verzogen, da hatte man Ruhe vor komischen Leuten – kam er dann auch an, womit die Reisegruppe vollzählig angetreten war. Dementsprechend wurde nun der Zug geentert und die eigentliche Fahrt konnte beginnen.

Etappe 2 – Nürnberg-Karlsruhe

Die erste Zugfahrt des Tages führte einmal quer durch Süddeutschland. Wer den Urlaubseintrag vom letzten Jahr gelesen hat wird bemerken, dass es der gleiche Zug zur gleichen Zeit war. Diesmal war das Wetter aber deutlich besser, was nichts an der Tatsache änderte, dass man bis ungefähr Schwäbisch Gmünd weiter am Schlafen war (wenn man davon absieht dass ich warum auch immer nicht schlafen konnte). Danach gabs Apfelstücke der frisch geschnippelten Sorte – weil Mütter ja Wert drauf legen, dass man genug Vitamine zu sich nimmt und so.

Hinter Stuttgart wurde es dann geringfügig interessanter, da der Zug eine andere Reiseroute nahm – statt dem Gezuckel über Pforzheim und Mühlacker ging es über die Schnellfahrstrecke Richtung Mannheim bis zum Abzweig Bruchsal Rollenberg, um dann auf die Rheintalstrecke Richtung Karlsruhe abzubiegen. Damit waren wir ein paar Minuten eher in Karlsruhe angekommen als im letzten Jahr, was aber überhaupt keine Rolle spielte, da ich eine Verbindung mit einer Stunde Umsteigezeit ausgeknobelt hatte, was das weitere Umsteigen minimieren sollte. Und Zeit fürs Frühstück war jetzt auch, immerhin war es inzwischen gegen 11 Uhr morgens.

Mein Bruder hatte keinen Bock auf gar nix, meine Eltern kauften sich Laugengebäck und ich verspeiste ein überteuertes Leberkäsebrötchen. Danach traten wir noch ein bissl ziellos im Bahnhof herum und verkrümelten uns dann auf den Bahnsteig, wo auch schon bald der zweite Zug des Tages einfuhr, ein EC nach Interlaken Ost, den wir nun bis zum Endbahnhof nutzen konnten.

Etappe 3 – Karlsruhe-Interlaken Ost

Viel gibts von der Fahrt selbst nicht zu erzählen, weil selbst vor der Schweizer Grenze alles reibungslos funktionierte. Wir waren pünktlich, die Sonne schien (trotz einiger größerer Wolken), und der Wagen war auch nicht übermäßig besucht. Relevanter war schon die Tatsache, dass die Sitze in den Schweizer IC-Wagen (denn daraus war der Zug gebildet) mal eben deutlich bequemer sind als die Holzbretter bei der Deutschen Bahn. Da kann man auch längere Reisen ohne schmerzenden Hintern überstehen.

In Basel Badischer Bahnhof (Grenzbahnhof zur Schweiz) leerte sich der Zug ziemlich vollständig und in Basel SBB standen wir dann planmäßig gute zwanzig Minuten herum bevor es weiterging. Die Wolken waren inzwischen dicker, aber es blieb trocken. Nun gings weiter durch nordschweizerisches Hügelland (bzw. mehr unter diesem hindurch) nach Olten und von dort über die Neubaustrecke nach Bern. Das war dann so das erste optische Highlight der Fahrt, weil man da kurz vor Bern einen schönen Blick über die tief eingeschnittene Aare hat.

Nach einem erneuten Fahrtrichtungswechsel (in Basel SBB hatte es auch schon einen gegeben) ging es nun geradewegs auf höhere Berge zu. Leider war das Wetter nun der Meinung, den gesamten Himmel mehr oder minder dunkelgrau einfärben zu müssen, und kurz vor Thun begann dann ein ebenso heftiger wie kurzer Regenschauer. Die schneebedeckten Berggipfel der Alpen konnte man also nur erahnen, beeindruckend sah es trotzdem aus.

Höhenprofil

Zwischen Thun und Spiez war der Regen dann auch schon wieder vorbei, die letzten Kilometer am Seeufer vom Thunersee entlang ergaben schöne Ausblicke auf türkises Wasser vor hohen Bergen, und plötzlich waren wir kurz vor vier Uhr nachmittags auch schon in Interlaken angekommen. Dort hatten wir üppige sieben Minuten zum Umsteigen, was aber in der Schweiz überhaupt kein Grund zur Panik ist, selbst wenn man wie in Interlaken noch durch die Unterführung muss. Erstens sind die Wege kurz genug dass man das selbst mit Gepäck problemlos schafft, und zweitens fährt eine halbe Stunde später eh schon der nächste Zug, da gibts also überhaupt keinen Stress. Wir stapelten also unsere Koffer gemütlich im letzten Zug des Tages und hatten noch viel Zeit auf die Abfahrt zu warten.

Etappe 4 – Interlaken Ost-Grindelwald

Dieser letzte Zug des Tages quietscht ja als Schmalspurbahn mit Zahnstangenabschnitten den Berg hinauf, das Höchsttempo liegt da bei 70 bzw. 30 km/h, man hat also endlich auch mal Zeit links und rechts die Berge zu betrachten, die es ja dort in größerem Umfange gibt. Die Strecke steigt entsprechend von rund 560m in Interlaken auf über 1000m in Grindelwald an, und kurz vor dem Zielbahnhof eröffnet sich denn auch ein großes Panorama über das Tal, was an drei Seiten durch Berge eingerahmt wird, die an zwei Seiten über 4000m hoch sind und auf so illustre Namen wir Eiger, Schreckhorn oder Finsteraarhorn hören. Da hat man dann also schon mal was gesehen wenn man da angekommen ist.

Wir schleppten nun also unsere Koffer vorbei an diversen asiatischen Reisegruppen ungefähr 100 m bis zum Hotel und checkten ein. Ich bestand auf dem Zimmer mit Eigerblick (weil ich den ganzen Urlaub ja geplant hatte, da wollte ich dann wenigstens auch den passenden Blick auf nen Berg haben), meine Eltern kriegten das andere. Das sorgte auch prompt für Probleme, weil die Schlüsselkarte für das Zimmer meiner Eltern die Tür nicht öffnen wollte und sich auch nicht durch Neuprogrammieren dazu überreden ließ. Schlußendlich bekamen meine Eltern ein anderes und leider weniger schönes Zimmer, während ich in der Zwischenzeit den Blick über die Bergwand schweifen lassen konnte.

Der nächste relevante Schritt war das Überprüfen des Fernsehprogrammes, immerhin hatte mein Bruder ja korrekterweise festgestellt, dass das WM-Finale in diesen Minuten angepfiffen wurde (und ich hatte eh schon einen Anpfiff von ihm kassiert, dass er das Motorradrennen am Sachsenring nicht gucken konnte, weil wir ja unterwegs waren). Wirklich viel TV gucken brauchte man da aber auch gar nicht, denn draußen hatte man auf einem größeren Platz eine Bühne mit Leinwand und Holzbänken aufgestellt, wo dann auch diverse Anhänger der beiden am Finale teilnehmenden Mannschaften anwesend waren. Mich interessierte das ja alles eher weniger, zumindest wars aber ein unterhaltsames Spiel mit vielen Toren.

Die wichtigste Tatsache dabei war aber, dass der ganze Zinnober nach regulären neunzig Minuten vorbei war, denn das letzte Highlight des Abends stand ja noch auf dem Programm: das Abendessen. Dazu muss man wissen, dass das Hotel in erster Linie nach der Speisekarte des Restaurants ausgesucht worden war. Ich bestellte dementsprechend ein Rumpsteak, mein Bruder irgendeine Hähnchenbrust mit scharfer Soße, und wenn ich mich noch richtig erinnere wurden noch Zerschnitzeltes und ein Röstiteller geordert. Das war auch alles ausgesprochen lecker und erfüllte die Erwartungen in vollständiger Art und Weise.

Nebenbei wurden die Pläne für den nächsten Tag ausgeknobelt, damit dann auch jeder wusste wann er am nächsten Morgen beim Frühstück anzutreten hatte. Damit war ein langer Reisetag beendet und der eigentliche Urlaub konnte beginnen.

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