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Urlaubsbericht Tag 2

30. August 2017, 21:30 Uhr von Uwe

Mir ist kein originellerer Titel eingefallen, also muss der jetzt eben ausreichen. In den letzten Tagen war ich auch mehr damit beschäftigt, fies ungenaue GPS-Tracks (Zug, Tunnel, nix Signal) auf die korrekten Positionen zu mappen (da man ja glücklicherweise vom Fach ist, kann man sich für sowas ja ein kleines Programm schreiben). Aber um was gehts eigentlich? Ich war in den Bergen spazieren, in erster Linie trotzte ich dabei aber einem eher fürchterlichen Wetter…

Etappe 1 – Bahnfahrt Andermatt-Oberalppass (9.81 km, ↗608 m, ↘11 m)

Nach einer ruhigen Nacht (bis auf das Hintergrundrauschen der Oberalpreuss hinterm Haus) und einem gemütlichen Frühstück (Wurstbrot am Morgen vertreibt den Hunger, Kaffee hilft gegen Müdigkeit, und überhaupt ist um 8 eigentlich ja schon nicht mehr früh am Morgen) sattelte ich die Pferde, äh, schnürte ich die Wanderstiefel und trabte in Richtung Bahnhof. Dort bestieg ich den Zug in Richtung Disentis/Mustér, der mich dann völlig problem- und ereignislos zum Oberalppass brachte.

Höhendiagramm

Das Wetter war ähnlich schlecht wie am Vortag, die Wolken hingen tief in den Bergflanken, und am Oberalppass auf etwa 2040m Höhe war ich dann schon in den Wolken. Die Temperaturen lagen irgendwo um die 10 Grad (über Null), aber immerhin war es relativ windstill. Mit dickem Pullover und Windjacke ließ es sich gut aushalten, und solange man in Bewegung blieb war auch die Wanderhose nicht zu dünn.

Etappe 2 – Wanderung Oberalppass-Andermatt-Göschenen (14.57 km, ↗162 m, ↘1163 m)

Geplant war die Wanderung als eine kurze Einführungsveranstaltung, um einfach mal zu schauen wie gut ich klarkomme, und auf halber Strecke hätte ich die Sache in Andermatt ja auch abbrechen können. Ich marschierte also los, zunächst am Ufer des Oberalpsees, wo selbst bei diesem Wetter noch einige Unentwegte die Angelruten ins Wasser hielten. Der entwässert ja noch in Richtung Andermatt und dann via Vierwaldstädter See und Aare in den Rhein, auf der anderen Seite des Passes entspringt ja der Rhein direkt, weswegen auf der Passhöhe auch ein Leuchtturm steht… Danach führte der Weg in gemächlichem Abstieg in Richtung Andermatt. Viel zu sehen war aufgrund der Wolken nicht, zumindest war aber der Weg recht frisch ausgebaggert und gut zu erkennen. Zwischendrin traf ich auch einen Bautrupp, der damit beschäftigt war, den Weg auszubessern. Das war zumindest an dieser Stelle auch notwendig, weil mir irgendwie der halbe Berghang als Schlamm an den Stiefeln klebte… aber durchaus klar nach mehreren Tagen Regen dort.

Tempodiagramm

Nach ungefähr 5 km Wandern kam ich dann im Abstieg aus den Wolken heraus, die Sichtweite erhöhte sich damit allerdings auch nicht wirklich signifikant. Dafür wurde der Abstieg nun steiler, da ich nun die Bergflanke östlich von Andermatt erreicht hatte. Die Paßstraße und die Bahnstrecke beschreiben dort ein paar wilde Serpentinen, der Wanderweg hingegen führt relativ geradeaus den Berg hinunter, was mir einen mächtigen Schreckmoment bescherte.

Der Weg bestand aus groben Steinen, die quasi Treppenstufen bildeten, so dass man relativ vernünftig absteigen konnte. Allerdings waren die Steine nass, und damit relativ schmierig. Und während ich noch in Gedanken beim Überlegen war, wohin ich den nächsten Schritt setzen sollte, meldete plötzlich der Fuß eine ungeplante horizontale Bewegung. Die hatte ich kaum registriert, als sich auch schon mein Steißbein darüber beschwerte, dass ich meinem Hintern gefälligst einen bequemeren Untersatz gönnen möge. Kurz gesagt: Ich war weggerutscht und hatte mich ziemlich unerwartet plötzlich auf den Hosenboden gesetzt. In Anbetracht der Tatsache dass ich auch noch ein gutes Stück weiter ins Tal hätte rutschen können war das zwar schmerzhaft, aber letztendlich ungefährlich (und ich walze das hier auch nur so breit aus damit sich meine Mutter beim Lesen schön aufregt *eg*). Auf jeden Fall war ich danach etwas vorsichtiger unterwegs.

Steigungsdiagramm

Gegen Mittag erreichte ich Andermatt, und pausierte kurz im Hotel, weil ich ein dringendes Bedürfnis zu erledigen hatte – das erklärt dann auch die komischen Spitzen in den Diagrammen bei 20 km. Weil es aber eben noch so früh am Morgen war, folgte nun der zweite Teil der Wanderung: durch die Schöllenenschlucht hinunter nach Göschenen. Das Wetter war immer noch grausig, es regnete zwar nicht, dafür pfiff dort in der Schlucht ein äußerst ekelhafter Wind. Aber der Reihe nach:

Der Wanderweg führt dort entlang der alten Straße durch ein sehr enges Tal, welches der Fluß hier in den Fels gegraben hat. Auf ungefähr 4km überwindet man einen Höhenunterschied von ungefähr 300m, bevor man im eigentlichen Reusstal am Nordportal des Gotthardtunnels ankommt. Eine 100 Jahre alte Zahnradbahn durchquert die Schlucht, ebenso gibt es eine Straßenverbindung, auf der gerade Bauarbeiten stattfanden, was zu immensen Staus führte.

Höhendiagramm

Daneben gibt es in der Schlucht ein Denkmal zu Ehren eines russischen Generals, der dort 1799 mit seiner Armee unter Feindbeschuß die Schlucht passierte. Das zweite bekannte Fotomotiv ist die sogenannte Teufelsbrücke direkt daneben. Trotz miesen Wetters machte ich also zahlreiche Fotos. Dann wanderte ich weiter an der Straßenbaustelle entlang den Berg hinunter, bis hin zur edel aussehenden Häderlisbrücke. Danach waren es nur noch wenige Meter bis Göschenen, wo mir (Murphy ist halt Perfektionist) der Zug vor der Nase wegfuhr.

Geschwindigkeitsdiagramm

Somit hatte ich noch ewig viel Zeit und erkundete noch ein wenig die Umgebung des Bahnhofs, insbesondere hinsichtlich der Frage, wo sich der Wanderweg den Gotthard hinunter befindet, den ich zwei Tage später laufen wollte. Danach setzte ich mich am Bahnhof hin und schrieb im Reisetagebuch (was die Lücken in den Diagrammen begründet).

Etappe 3 – Bahnfahrt Göschenen-Andermatt (3.81 km, ↗281 m, 0 m)

Hier gibt es nun nicht mehr allzuviel zu erzählen. Irgendwann fuhr halt der nächste Zug und quälte sich im Schneckentempo den Berg hinauf – und ich war ja schon am Vortag die gleiche Strecke gefahren. Zurück in Andermatt stapfte ich zum Hotel und landete eine Dusche später im hoteleigenen Restaurant. Das ist eine sehr rustikale Bar, wo die Chefin zusätzlich eine Handvoll herzhafter Gerichte zubereitet. Ich entschied mich erstmal für ein Bier…

Steigungsdiagramm

Nach dem Bier folgte ein hausgemachter Hamburger mit Salat. Und der war super. Ich bin ja sonst kein Freund von Hamburgern – ich habs halt nicht so mit Hanseaten (ha, wasn dämlicher Witz) – aber der war entweder richtig klasse oder ich war einfach nur richtig hungrig (oder beides). Auf jeden Fall war der Salat tomatenfrei (großer Pluspunkt), stattdessen gabs schmale Apfelscheiben, und die Tomatenscheiben im Hamburger gingen zwischen dem Salat und dem Käse unter und wurden mit verschlungen (und ich lebe noch, oh Wunder). Zum Nachspülen gabs dann noch ein Bier, und anschließend verkrümelte ich mich aufs Zimmer, denn am nächsten Morgen sollte es ja pünktlich losgehen.

Leider machte mir dann die Uhrzeit einen Strich durch die Planung des nächsten Tages, aber das kann ich ja dann im nächsten Eintrag genauer erläutern. Damit kommen wir zum Fazit: Eine schöne Wanderung, die man allerdings bei besserem Wetter machen sollte. Der erste Teil am Oberalppass könnte durch ein paar Umwege auf die umliegenden Berge ergänzt werden, zumindest wenn das Wetter eine gute Aussicht verspricht. Andererseits sollte man in dem Fall den Teil mit der Schöllenenschlucht weglassen, die ihrerseits definitiv der spektakulärste Teil des Tages war.

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