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Urlaubsbericht Tag 1

25. August 2017, 17:43 Uhr von Uwe

Und hier nun noch das ausführliche Geschwafel für alle, die sowas lesen wollen… also wie ich ungefähr 685km durch Deutschland und die Schweiz fuhr und am Ende des Tages am Ziel ankam (kaum zu glauben, aber so wars im wesentlichen).

Erste Etappe – Fürth-Karlsruhe

Der Tag begann nach unruhigem Schlaf (der Schlafsack und die Luftmatratze harmonierten nicht wirklich, ich rutschte mehrfach einfach von der Matratze runter und mußte dann mühsam wieder auf die gepolsterte Unterlage krabbeln) gegen 6 Uhr morgens. Mein Bruder meinte irgendwas von einem Gewitter, das hatte ich aber komplett verpennt. Gegen 6:45 Uhr verabschiedete ich mich und trabte mit meinem Koffer in Richtung Bahnhof.

Zunächst ging es (nach dem obligatorischen Lösen einer völlig überteuerten Fahrkarte) mit der U-Bahn nach Nürnberg, wo bereits der Zug Richtung Karlsruhe bereitstand. Ich suchte mir ein kuschliges Plätzchen und verschlief dann einen Großteil der Fahrt, erst kurz vor Stuttgart wurde ich dann so langsam etwas munterer. Verpaßt habe ich ja nicht wirklich was, das Wetter wurde Richtung Westen ja immer mieser (knapp 10 Grad und fieser Regen), und gefahren bin ich die Strecke auch schon mehr als einmal.

Einschub: Eigentlich hatte ich ja eben um auch mal andere Ecken zu sehen eine Fahrt über Lindau – Bregenz – St. Gallen – Gotthard geplant gehabt. Leider waren sowohl die Schweizer als auch die Österreicher der Meinung, wegen Ferienzeit mal eben Strecken für Bauarbeiten zu sperren und Schienenersatzverkehr einzurichten. Auf solchen Zirkus hatte ich (zumal mit Gepäck) mal so überhaupt keinen Bock, weswegen ich dann eben die ganze Tour umplante und nur über Strecken fuhr, die auf meiner großen Streckenkarte schon blau angemalt sind (was so viel heißt ich bin da schon mal rumgegondelt).

Zweite Etappe – Karlsruhe-Zürich

Wie auch immer, ich war pünktlich in Karlsruhe, was nicht pünktlich war, war der Anschluß Richtung Schweiz. Der ICE hatte irgendwas um die 20 Minuten Verspätung wegen „betrieblichen Verzögerungen“, was ungefähr so aussagekräftig ist wie „Wasser ist nass“. Gut, mir wars relativ egal, in der Schweiz fährt eh alle paar Minuten ein Zug, und ob ich nun eine Stunde später im Hotel ankommen würde ist ja nun auch ziemlich Bockwurst. Tatsächlich stellte sich im Lauf des Nachmittags heraus, dass die Verspätung sogar noch ihr Gutes hatte, aber dazu dann weiter unten noch mehr.

Das einzig wirklich Ärgerliche war das Herumstehen auf einem zugigen und kalten Bahnsteig. Der dicke Pullover war irgendwo fein säuberlich im Koffer verstaut, wo er mir gerade mal eben gar nix nützte… Gut, ich hab auch schon deutlich schlimmer gefroren, das war also auch höchstens Jammern auf hohem Niveau, trotzdem war ich dann doch froh als der Zug einfuhr und ich wieder im Warmen saß.

Die Verspätung wurde auf dem Weg in die Schweiz gehalten bzw. in nicht nennenswertem Umfang abgebaut, in Zürich kamen wir immer noch knapp 20 Minuten zu spät an. Mein eigentlich geplanter Anschluß war weg, und ich ging davon aus, eine Stunde später mit dem nächsten Zug zu fahren. Die Zeit wollte ich gleich mal zum Geld abheben nutzen – die Schweizer haben ja so komisch buntes Monopoly-Geld, das sollte man dabei haben wenn man unnütze Souvenirs, Postkarten und Futter kauft. Nach einigem ziellosen Herumgelaufe im Bahnhof fand ich auch die Wechselstube, und da gabs wie nicht anders zu erwarten auch einen Geldautomaten, mit dem ich ins Geschäft kam.

Das interessantere Problem war nun die Frage nach dem nächsten Zug. Laut Fahrplanaushang fuhr da nämlich keiner eine Stunde später, da fuhr nur ein IC nach Mailand. Wie ich feststellen mußte kann man den Schweizer Ticketautomaten auch keine Fahrplanauskunft entlocken, sondern wirklich nur Tickets. Allein, ich hatte ja ein Ticket, ich brauchte die Verbindungsauskunft. Die kriegte ich dann – wie ich von einem überraschend unfreundlichen Servicemenschen erfuhr – im Reisezentrum, wo es zwei Rechner mit Zugang zur Bahn-Webseite gab. Das hätte ich mit meinem Hosentaschencomputer auch hinbekommen, der war allerdings noch nicht auf Schweizer Roaming umgestellt und daher noch offline. Die Tücken der Technik halt… Langer Rede kurzer Sinn, der IC Richtung Mailand war der Zug der Wahl, ich mußte nur rechtzeitig vorm Gotthard-Basistunnel nochmal umsteigen.

 

Höhenprofil

Höhenprofil der Reise – gelb unterlegt die Gotthardrampe, rot unterlegt die Schöllenenbahn

Dritte Etappe – Zürich-Erstfeld

Ich suchte mir also einen Platz im gut besuchten IC nach Mailand, der mich dann pünktlich bis nach Arth-Goldau brachte. Die Landschaft wurde ab hier nun deutlich hügeliger – um nicht zu sagen bergiger – und das Wetter wieder trockener, was sich nach der verregneten Einreise in die Schweiz direkt positiv auf meine Laune auswirkte. In Arth-Goldau hieß es dann Umsteigen, und das ist in der Schweiz ja ein echtes Vergnügen: Der Anschlußzug hält in aller Regel am Bahnsteig gegenüber, man purzelt also nur raus aus dem Zug, kullert einmal quer über den Bahnsteig und kraxelt auf der anderen Seite wieder rein in den nächsten Zug. Bei modernen Zügen mit Niederflureinstig entfallen die Purzelbäume sogar.

Der entscheidende Punkt dabei ist, dass die Züge grundsätzlich immer Korrespondenzhalte haben, d.h. man hat eine garantierte Umsteigezeit von meist ca. 5 Minuten, was wenig klingt, aber völlig ausreichend ist, da die Wege ja wie gesagt entsprechend kurz sind. Die in Deutschland in solchen Fällen übliche (und leider notwendige) Hektik (z.B. auf der Fahrt von Nürnberg über Hof Richtung Sachsen) entfällt also ersatzlos (um es mal in Bahnsprech auszudrücken).

Das Zweite, was einem sofort auffällt und einen krassen Gegensatz zur Bahnfahrerei in Deutschland darstellt ist das Personal im Zug. Dieses ist zuallererst mal überhaupt vorhanden (außer in entsprechend gekennzeichneten Zügen, meist S-Bahnen), was in Deutschland ja oft genug nicht der Fall ist. Und weiterhin ist dieses Personal dann auch wirklich hilfreich und dabei überaus freundlich – da werden nicht nur Fahrkarten kontrolliert, da gibt man auch bereitwillig Auskunft über Umsteigemöglichkeiten, Anschlüsse und so weiter. Und das passiert dann nicht nur in Deutsch, sondern je nach Region auch fließend in Französisch, Italienisch und auf Englisch sowieso.

In Deutschland traut man sich ja meistens schon gar nicht mehr zu fragen, weil man nur an die Auskunft im nächsten Bahnhof verwiesen wird (die dann meistens auch keine Ahnung hat). Das klingt hart, aber wenn das Auftreten des Personals in Deutschland nur halb so gut wäre wie das in der Schweiz, wäre schon extrem viel gewonnen. Das ist aber meiner Erfahrung nach eher ein kulturelles Problem innerhalb der Deutschen Bahn und liegt weniger am Personal selbst, das macht ja seine Arbeit so wie es ihm vorgeschrieben wird, und oft genug werden sie dabei ohne Rückendeckung dem unzufriedenen Fahrgast zum Fraß vorgeworfen.

Um aber aufs eigentliche Thema zurückzukommen, ich stieg also in den Zug Richtung Erstfeld ein, in dem auch eine Reisegruppe aus dem Rheinland saß. Diese machten sich während der ganzen Fahrt lautstark massive Sorgen um ihren Umstieg in Erstfeld und in Göschenen. Ich versuchte das auszublenden so gut es ging, im festen Vertrauen darauf, dass die Schweizer schon wissen was sie tun. Nur bei der Bemerkung „Die Fahrt von Göschenen nach Andermatt dauert ja nur 10 Minuten, wenn wir den Zug nicht schaffen, können wir laufen“ wäre ich fast vom Stuhl gefallen. Klar kann man das laufen, sind ja nur 4 km. Allerdings gehts dabei auch ca 300m in die Höhe. Das möchte ich sehen, wie man als wenig agiler Rentner mit Gepäck diesen Weg zu Fuß geht…

Das Umsteigen in Erstfeld war schließlich exakt so wie weiter oben beschrieben, bis auf die Tatsache dass der Anschluß noch gar nicht bereitstand. Die sechs Minuten Zeit waren trotzdem mehr als ausreichend, um einmal quer über den Bahnsteig zu laufen.

Vierte Etappe – Gotthardbahn und Schöllenenbahn

Die Nordrampe der Gotthardstrecke beginnt in Erstfeld. Von hier aus schrauben sich die Züge um ca. 500 Höhenmeter in die Höhe, bis in Göschenen der Gotthardtunnel erreicht wird. Entsprechend spektakulär ist der Blick aus dem Fenster, mit diversen Brücken und Tunneln, und natürlich der Dorfkirche von Wassen, an der man (wie jedes Kind in der Schweiz weiß) dreimal vorbeifährt. Dabei hat man die Streckenführung seit der Eröffnung vor 135 Jahren quasi nicht verändert – man hat elektrifiziert und an größere und schwerere Züge angepaßt, hier und da Lawinengalerien erbaut und natürlich die Sicherheitseinrichtungen auf den neuesten Stand gebracht, aber die ursprüngliche Trasse blieb immer die gleiche. Vor dieser Leistung der damaligen Ingenieure muß man also echt den Hut ziehen.

Das einzige, was man aus heutiger Sicht bemängeln könnte ist die Tatsache, dass der Zug zu schnell fährt – man braucht für die Strecke nur eine knappe halbe Stunde, und die Landschaft zieht in dieser Zeit eigentlich schon zu schnell am Auge des Betrachters vorbei. Aber genau deswegen hatte  ich ja ohnehin eine Wanderung entlang der Strecke geplant, um einfach einen besseren Eindruck zu gewinnen.

Nach einer äußerst kurzweiligen (und wie gesagt zu schnellen) Fahrt war ich also in Göschenen angekommen und konnte direkt in den bereitstehenden Zug nach Andermatt umsteigen. Wie bereits weiter oben beschrieben führt dieser letzte Abschnitt auf nur knapp 4 km durch das Schöllenental hinauf und steigt dabei um ca 300 Höhenmeter an. Das läßt sich nur noch mit Zahnstangenantrieb realisieren. Und so quietscht der Zug im Schneckentempo den Berg hinauf, zum größten Teil im Tunnel, erst am oberen Ende kann man einen Blick auf die bekannte Teufelsbrücke erhaschen – auch dies also Grund genug, hier Wandern gehen zu wollen.

Pünktlich (bis auf die eine Stunde Verspätung dank des verspäteten ICE nach Zürich) kam ich kurz nach 17 Uhr in Andermatt an. Noch einmal gute 10 Minuten später hatte ich den Fußmarsch ins Hotel absolviert, womit die Reise abgehakt wäre.

Fünfte Etappe – Ortsrundgang Andermatt

Ich hatte weiter oben erwähnt, dass die verspätete Ankunft etwas Gutes hatte. Das betrifft das Wetter – als ich in Andermatt ankam, hatte der Regen nämlich bereits aufgehört. Das nutzte ich dann für einen ausgedehnten Ortsrundgang, um mich zu orientieren und zu schauen wo man was zu futtern kriegt, wie lang der Weg zum Bahnhof ungefähr dauert und dergleichen mehr. Dabei entstanden dann auch einige Fotos.

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