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Alles hat ein Ende…

24. Oktober 2015, 11:56 Uhr von Uwe

…auch die Urlaubstourerei. Zum Abschluß fuhr ich noch einmal bei wechselnden Wetterverhältnissen durch Thüringen und erlebte dabei so allerhand merkwürdige Sachen…

Ursprünglich war diese Fahrt gar nicht geplant gewesen, nach dem Reinfall mit der Tour nach meinem Geburtstag – als ich in Saalfeld meinem Anschluß hinterherwinken konnte – wollte ich nun die Strecke zwischen Sonneberg und Eisenach doch noch abfahren. Also machte ich mich am 5.9. morgens auf die Socken und bestieg den Regionalzug, der von Erlangen aus direkt nach Sonneberg gondelt. Bis Lichtenfels kannte ich die Strecke schon, da war auch nicht wirklich was zu sehen so am frühen Morgen. Hinter Lichtenfels wird das Gelände dann schon deutlich hügeliger, man kurvt durch Coburg und unterquert die neuen Brücken der zukünftigen Schnellfahrstrecke Erfurt-Nürnberg mehrfach, und dann stand ich so gegen halb elf Uhr morgens auf dem doch recht gr0ßen Bahnhof in Sonneberg – und fror.

Keine Sonne in Sonneberg

Man merkte deutlich, dass Herbst wurde, die Temperatur lag irgendwo bei etwa sieben Grad, das war doch recht frisch. Ich hatte zwanzig Minuten Zeit und lief ein bissel auf dem Bahnhof herum und studierte dabei unter anderem das Menü der Bahnhofsgaststätte – die allerdings nur unter der Woche geöffnet hat. Dabei konnte ich dann auch gleich wieder Studien über die Blindheit der Menschen machen – neben mir stand ein älterer Mann und beschwerte sich lautstark, dass da nix steht warum der Laden zu ist. Ich zeigte nur auf das große Schild mit den Öffnungszeiten an der Tür direkt vor seiner Nase. „Oh, das habe ich ja gar nicht gesehen.“ Ja nee, is klar.

Mein Anschlußzug kam dann auch pünktlich, wobei Zug für dieses Triebwagen übertrieben ist. Gegenüber saßen drei Herren, die ich auf 55-65 geschätzt hätte, und unterhielten sich über den Dampflokbetrieb im Bw Saalfeld zu alten DDR-Zeiten und welche Handstände da bei der Durchfahrt von Interzonenzügen gemacht wurden. Ich hingegen guckte links aus dem Fenster und überlegte, dass ich zu DDR-Zeiten auf dieser Strecke einen Passierschein gebraucht hätte und dass das alles Sperrgebiet in Sichtweite der innerdeutschen Grenze war…

Sie haben die Dampflok ausgegraben

Die Landschaft ist an dieser Ecke echt wunderschön, durch das Schneckentempo des Zuges hat man auch genug Zeit zum Zählen der Grashalme. Nur das Wetter spielte nicht wirklich mit, es war wolkenverhangen duster und kalt. Es klarte erst auf, als wir uns schon ein gutes Stück weiter nordwestlich befanden. Der Zug war bis Grimmenthal zwar einigermaßen gut besucht, aber nicht überfüllt. Dies änderte sich in dort aber schlagartig, als eine Horde von ausschließlich männlichen Frührentnern mit Fotoapparaten bewaffnet den Zug stürmte.

Wie sich herausstellte, wollten die alle nach Meiningen, denn dort fanden just an diesem Wochenende die Dampfloktage statt. Meiningen ist ja so ziemlich der einzige Ort in der Bundesrepublik, wo man noch Dampfloks reparieren lassen kann, die ja doch von diversen Vereinen und Museen betrieben werden. Und als selbstfahrendes Kohlekraftwerk (nichts anderes sind die Dinger ja) müssen die Gerätschaften ja auch regelmäßig zum TÜV (der sich übrigens genau für das Prüfen von Dampfkesseln gründete) und regelmäßig komplett durchgecheckt werden. Sowas kostet dann eine sechsstellige Summe, sorgt aber auch üblicherweise dafür, dass einem nicht der Kessel um die Ohren fliegt. Aber ich schweife ab.

Auf jeden Fall wurde der Zug in Meiningen ziemlich leer, die ganzen Ferrophilen folgten den Rauchzeichen, und ich hatte nun den Triebwagen quasi komplett für mich. Inzwischen hatten sich auch einzelne Wolkenlücken aufgetan, und in Wernshausen hatte man die schöne Anzeige, dass der Anschluß zur Landesgartenschau in Richtung Zella-Mehlis ausfallen muss, da dass Eisenbahnbundesamt die Strecke gesperrt hatte – wegen fehlender Streckensicht. Im Klartext: Der Streckeneigner hatte Bäume und Sträucher am Streckenrand nicht rechtzeitig zurückschneiden lassen, so dass man nun die Signale nicht mehr rechtzeitig hinter den Büschen erkennen konnte. Und „Signale hinterm Busch raten“ geht halt aus Sicherheitsgründen nicht… Mir war es egal, ich wollte ja nach Eisenach. Anstatt aber die Wartburg zu sehen, fielen mir kurz vorher die Augen zu – das frühe Aufstehen forderte Tribut.

Ohne Wartburg nach Fulda

Ich verpaßte das Umsteigen trotzdem nicht, und konnte mich somit pünktlich über die Blödheit anderer Leute aufregen. In diesem Fall war der Grund eine zierliche kurze Person des zarten Geschlechts, die einen Koffer von Schrankwandformat hinter sich her zottelte. Dieser war offenbar mit zwei Säcken Zement gefüllt, denn ein Anheben war quasi unmöglich. Als der IC einfuhr musste also dieser Koffer irgendwie in den Zug gewuchtet werden. Und weil der Zug gut besucht war und auf dem schmalen Gang neben den Abteilen auch noch andere Koffer mit Ladegewichtsüberschreitung geparkt waren, musste besagter Koffer noch mehrfach über andere Koffer getragen werden. Das ersetzt jedes Fitnesstraining. Wenn der Koffer ein Hund gewesen wäre hätte ich ja gefragt wo der große Hund mit der kleinen Frau hin will, aber ganz ernsthaft verstehe ich nicht, wie man solche Schrankwände mitschleppen kann.

Ich hatte nur meinen Rucksack dabei (und selbst der war eigentlich nicht nötig und beinhaltete nur den Schreibblock für die Reisenotizen). Während also besagte überschwer bepackte Frau auf die Bahn schimpfte (warum eigentlich, die hat den Koffer ja nicht gepackt), trottete ich gemütlich hinterher und suchte nach einem Sitzplatz. Und nein, ich biete gewiss nicht meine Hilfe beim Tragen an – erstens hebe ich mir da einen Bruch und unterstütze auch noch das Unvermögen anderer ein vernünftiges Reisegepäck zusammenzustellen und zweitens wird man als Mann da allzu oft nur von dämlichen Emanzen vollgemotzt. Das muss ich mir nicht antun. Außerdem haben Frauen auch eine Klappe zum höflich fragen.

Wie auch immer, das Behindertenabteil war frei, also pflanzte ich mich dort hin. Ist ja nicht verboten, soll nur freigehalten werden. Da ich aber eh beim nächsten Halt schon wieder aussteigen würde, spielte das gerade mal keine Rolle. Und so rollte ich mehr oder minder gemütlich durch einsetzenden Regen über die ehemalige innerdeutsche Grenze, an Bebra vorbei nach Fulda.

Zurück nach Süden

In Fulda regnete es in Strömen. Meinen eigentlichen Plan, mit Bummelzügen über die alte Nord-Süd-Strecke nach Würzburg zu gurken ließ ich fallen (da hätte ich über eine Stunde in Fulda herumstehen müssen und wäre erst abends um sieben wieder daheim gewesen) und stieg stattdessen in den nächstbesten ICE, der Würzburg über die Schnellfahrstrecke erreicht. Dieser war fast leer, und ich verbrachte die Fahrt mit dem Starren auf Tunnelwände und dem Wundern über das Wetter – in Würzburg schien nämlich die Sonne.

Den letzten Teil der Fahrt hatte ich bereits drei Tage vorher genauso gemacht – von Würzburg aus über Bamberg nach Erlangen, deswegen gibt es da jetzt auch nix weiter zu erzählen. Ich war schließlich nachmittags wieder daheim und hatte insgesamt irgendwas um die 9000km Bahnfahrt hinter mir. Und nun hab ich noch die große Aufgabe vor mir die Fotos zu sortieren.

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