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Verspätungsblues

15. Oktober 2015, 19:01 Uhr von Uwe

Am 3.9. war ich unterwegs von Stuttgart nach Erlangen. Und da übertraf sich die Bahn mal wieder selbst und ermöglichte mir eine erinnerungswürdige Reise…

Der Tag begann, wie üblich in diesem Hotel, mit einem eher hastigen ungemütlichen Frühstück. Danach war Checkout und Marsch zum Bahnhof angesagt, wo ich in den erstbesten ICE nach Mannheim stieg. Das Wetter war eher mittelprächtig, und die Fahrt bis nach Mannheim verschlief ich mehr oder weniger, ich kann mich aber erinnern, ziemlich über den Füllungsgrad des Zuges gestaunt zu haben.

Im tiefsten Westen

Von Mannheim aus sollte es linksrheinisch nach Norden gehen, genauer gesagt bis nach Mainz. Das klappte auch problemlos, der Triebwagen stand pünktlich in Mannheim am Bahnsteig, ich fand einen einigermaßen akzeptablen Sitzplatz und dann gondelten wir erst über den Rhein Richtung Ludwigshafen und schwenkten dann nach Norden.

Das Wetter wurde zunehmend schöner, so mit Wolkenlücken und Sonnenschein, gleichzeitig verspätete sich der Zug ganz leicht. Das sorgte bei mir für einige ernste Sorgenfalten auf der Stirn, da ich in Mainz nur drei Minuten zum Umsteigen haben würde und dabei von Gleis 2 nach Gleis 4 musste, dazu also Treppen hoch und runter wetzen würde. Vorsorglich suchte ich schon mal online den Bahnhofsplan raus, um die Position der Treppen zu prüfen und keine Zeit mit Umherirren zu verlieren.

Nebenbei tauchten draußen die ersten Weinberge des Rheinlandes auf, und kurz vor Mainz verlief die Strecke dann direkt am Main. Ich verglich nochmal die aktuelle Uhrzeit mit dem Fahrplan, und es sah recht vernünftig aus – wir kamen fast pünktlich in Mainz an. Ich spurtete also los in Richtung der Treppen, nur um festzustellen, dass dort Stau war, und ich einen Umweg durch die Empfangshalle machen musste, vorbei am Bäckerstand und an diversen im Weg herumstehenden Reisenden.

Da kam ich also beinah fast knapp vor Abfahrtszeit meines Anschlußzuges auf dem Bahnsteig an und was passiert? Richtig, der Zug hatte Verspätung und ich hatte mich ganz umsonst beeilt. Mit irgendwas zwischen fünf und zehn Minuten Verspätung verließen wir dann schließlich Mainz in Richtung Darmstadt.

Verspätungsaufbau in östlicher Richtung

Die Strecke führt zunächst über den Rhein und dann südlich an Frankfurt vorbei nach Darmstadt, dort wird die Richtung gewechselt und man zuckelt weiter nach Aschaffenburg. In Darmstadt war ein längerer Aufenthalt, so dass wir dort wieder pünktlich waren, dank diverser Zwischenstops und Überholungen durch Güterzüge kamen wir in Aschaffenburg aber doch mit knapp fünf Minuten Verspätung an. Das wäre im Normalfall nicht tragisch, wenn dann nicht gerade der Anschluß nur sieben planmäßige Minuten zum Umsteigen lässt.

Aus den erwarteten realen zwei Minuten wurden dann eher zehn, weil – man glaubt es kaum – der Anschluß aus Richtung Frankfurt weiter nach Würzburg nicht pünktlich kam. Aus den knapp 10 Minuten Verspätung wurden dann kontinuierlich mehr. Während wir also zwischen Gemünden und Würzburg am Main herumkurvten (eine sehr viel schönere Strecke als die parallel im Tunnel laufende SFS Hannover-Würzburg) telefonierte die Zugbegleiterin mit der Transportleitung wegen der Anschlüsse in Würzburg. Da gab es nicht wenige Fahrgäste, die dort in einen ICE Richtung München umsteigen wollten.

Die gute Dame machte schließlich eine ziemlich klare Ansage: „Wir erreichen Würzburg mit ca. 20 Minuten Verspätung. Es wartet nicht: der ICE haumichblau nach München um ziemlich genau jetzt. Es wartet nicht: ${insert another ICE here} Es wartet nicht: Der Regionalexpress nach Bamberg:“ Das wäre meiner gewesen, aber das war mir aufgrund der Verspätung eh schon klar gewesen. Weiter ging es mit einer sehr erstaunlichen Ansage, die ich so auch noch nie vom Personal gehört hatte: „Die Entscheidungen über das Warten wurden so von der Transportleitung in München getroffen.“ Nicht gesagt, aber damit zum Ausdruck gebracht hatte sie: „Liebe Fahrgäste, mich ärgert es auch, und ich bin nicht dran schuld, dass ihr jetzt euren Anschluß nicht kriegt, also pflaumt bitte jemand anderen voll.“ Nach dem Ende der Ansage trat sie aus dem Kabuff des Lokführers und zeterte erstmal lautstark: „Es wartet NICHTS.“ Es war die pure Frustration,  und ich saß in der ersten Reihe.

Von Würzburg aus nach Hause

Mir war das allerdings ziemlich Bockwurst, von Würzburg kann ich wahlweise über Nürnberg oder auch über Bamberg nach Erlangen fahren, das nimmt sich alles nix, und außerdem fahren da auch alle paar Minuten irgendwelche Züge. Ich enterte also den Regionalexpress nach Nürnberg über Bamberg und Erlangen. Dieser war überraschend gut besucht, und in Schweinfurt wurde es dann richtig voll.

Negatives Highlight war hier nun so ein bayrisches Urvieh mit Trachtenhut, der einem älteren Ehepaar samt kleinem Enkelkind (vielleicht fünf Jahre alt) quer kam. Die waren eingestiegen, und die Enkelin hatte die freie Sitzgruppe in der ersten Klasse entdeckt, aber dabei natürlich nicht beachtet, dass es eben die erste Klasse ist. Kurz nach der Abfahrt des Zuges fiel den Großeltern dies nun auch auf, und der Opa machte sich auf den Weg durch den Zug, um einen anderen Platz zu finden – sie hatten Gepäck dabei, das wollte man verständlicherweise nicht unbedingt gleich durch den Zug schleppen. Da fing der Typ an herumzuwüten, dass er doch für die erste Klasse bezahlt habe und was denen einfallen würde sich da einfach hinzusetzen und überhaupt… Bei manchen Leuten kann man echt nur mit dem Kopf schütteln…

Auf jeden Fall kam ich dann ohne weitere Zwischenfälle in Erlangen an und fuhr mit dem nächstbesten Bus nach Hause. Am nächsten Tag war Ruhetag, und am Freitag ging es „nur“ nach Nürnberg, bevor am Samstag noch die abschließende Reise auf dem Plan stand.

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