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Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert

30. September 2015, 20:11 Uhr von Uwe

Diesen markanten Satz äußerte eine aus einer 30 Jahre alten amerikanischen Fernsehserie bekannte Figur einmal pro Folge. Ich hingegen konnte diesen Satz am 26.8. nicht äußern. Mein Plan funktionierte nämlich überhaupt gar nicht. Und das lag nicht daran, dass der Plan schlecht gewesen wäre, die Realität paßte nur einfach nicht dazu…

Pläne schmieden

Ich wollte nach den vorangegangenen Touren wieder nach Erlangen. Und da ich alle mehr oder minder direkten Routen schon oft genug gefahren bin, musste mal wieder eine Route mit der Kuh ums Dorf her. Umwege über Erfurt waren wegen Baustellen nicht möglich, durch den Harz gurken war ob fehlender Züge in Richtung Aschersleben auch eher ungünstig, also schaute ich mich in anderen Ecken um.

Geplant war am Ende eine Tour durch Sachsen und Thüringen, mit Zwischenhalten in u.a. Gera, Saalfeld, Arnstadt, Neudietendorf, Eisenach, Meiningen und Sonneberg. Diese Orte werden durch diverse Nebenstrecken verbunden, so dass dort nur eher geringes Tempo gefahren werden kann und eine solche Tour ziemlich genau den ganzen Tag dauert. Hinzu kommt, dass zwischen Eisenach und Sonneberg nur alle zwei Stunden ein Zug fährt, so dass man dann gleich ein größeres Problem hat. Insofern war der Plan schon ziemlich ambitioniert, vor allem wenn man bedenkt dass in Arnstadt und Neudietendorf nur je knapp fünf Minuten Zeit zum Umsteigen eingeplant werden konnten.

Ab in den Süden

Der erste Teil des Plans sah vor, dass mich meine Mutter (zum wiederholten Male) in Halle am Bahnhof absetzte. Diesmal wurden auch keine Umwege durch Halle-Neustadt gemacht, wir fuhren einfach gemütlich dran vorbei. Am Hauptbahnhof angekommen enterte ich eine S-Bahn und wurde ohne weitere Aufregungen nach Leipzig kutschiert. Dort musste ich dann erstmal aus tiefstem Tunneldunkel in die Halle aufsteigen (normalerweise meide ich Rolltreppen, aber ich hatte ja meinen Koffer dabei).

Der nächste Zug war der Triebwagen in Richtung Saalfeld über Gera. Die Strecke kannte ich noch nicht, die normale Strecke nach Saalfeld (über Großkorbetha, Naumburg und Jena) hingegen im Schlaf. Abwechslung ist halt manchmal Trumpf. Der Triebwagen war einigermaßen gut besetzt, aber lange nicht überfüllt. Und so zuckelten wir durch die flache Tagebaurestlochversammlung südlich von Leipzig. Die Sonne schien, der Diesel dieselte vor sich hin und ich las in meiner in Leipzig erstandenen Zeitschrift.

Im Falle eines Unfalles

Das ganze Elend des Tages begann mit einem eher harmlosen Versehen. Der Lokführer sprach beim Halt in Profen über Bordmikro die Zugbegleiterin an, dass es nicht weitergehen würde. Sofort spitzten alle Fahrgäste die Ohren. „Mach mal eine Ansage, da war ein Unfall, keine Ahnung wann es weitergeht.“ Und so geschah es auch, die Zugbegleiterin machte eine Ansage, und wir standen weiter im Bahnhof herum.

Was war passiert: Ganz offensichtlich hatte einem Lastwagen unser schöne Bahnstrecke so gut gefallen, dass er sich mal eben von der Straße verabschiedet und auf die Gleise geschmissen hatte. Damit war nicht nur der Lastwagen eingedellt, sondern auch die Strecke dicht. Mir war damit schlagartig klar, dass ich meinen Plan würde in die Tonne treten können, einen Lastwagen zu bergen konnte ja Stunden dauern, vermutlich würden wir einfach zurück nach Leipzig fahren und von dort über andere Strecken fahren müssen. Also ergab ich mich meinem Schicksal und las weiter über die neue Motörhead (mit einem fantastischen Cover von Sympathy For The Devil).

Ungefähr 40 Minuten später ging es völlig überraschend doch weiter in der geplanten Richtung, d.h. nach Zeitz und weiter nach Gera. Nun musste ich mich doch noch befleißigen, meinen Plan genau zu prüfen, da ich in Saalfeld planmäßig 45 Minuten Aufenthalt hatte. Somit bestand hier die gute Chance, doch wieder vollkommen problemlos weiter nach Plan fahren zu können.

In Gera Süd wurde der Triebwagen mächtig voll, da stieg eine Rentnertruppe ein, die wohl Heimaturlaub machten – im Osten aufgewachsen und nach der Wende in den Westen gegangen. Da wurden nun Geschichten ausgetauscht, wie früher die Industrie in Unterwellenborn aussah und was weiß ich nicht alles. Ich wusste nur eins anhand minutiöser Analyse von Fahrplan und tatsächlicher Fahrzeit: wir verspäteten uns langsam, aber sicher immer weiter. Auf der eingleisigen Strecke waren wir ja nun völlig aus dem Takt und mussten mehrfach auf Gegenzüge warten.

Knapp vorbei ist auch daneben

Ich hatte mich via Smartphone informiert, auf welchem Bahnsteig mein Anschluß in Saalfeld abfahren würde, denn es wurde nun wirklich knapp. Kaum waren wir auf Gleis fünf (oder so in der Größenordnung) angekommen, wetzte ich also wie ein geölter Blitz zum Bahnsteig drei. Nur stand dort überhaupt kein Zug, nur der Hinweis, dass besagter nicht vorhandener Zug heute abweichend von Gleis 1 fahren würde. Ich gucke Richtung Gleis 1, da steht auch ein Triebwagen mit geöffneten Türen. Ich sprinte also im Schweinsgalopp mit dem Koffer in der Hand die Treppe runter, durch die Unterführung und auf der anderen Seite die Treppe wieder hoch – und stelle nun meinen Koffer ab, um dem Zug hinterherzuwinken, der keine 10 m vor mir davonfährt… SO hatte ich mir die Umsetzung meines Planes nun wirklich nicht vorgestellt.

Da stand ich nun also wie der große Depp vom Dienst auf dem Bahnsteig in Saalfeld und prüfte meine Möglichkeiten, nun von dort wegzukommen. Die eigentliche Tour in Richtung Eisenach konnte ich wie oben erklärt nun vergessen, auf andere Umwege hatte ich nun spontan auch überhaupt keine Lust mehr, also blieb nur die Strecke, die ich eigentlich überhaupt nicht fahren wollte – über die Frankenwaldrampen Richtung Bamberg.

Und um mich extra zu ärgern, weil ich mich so beeilt hatte, den Zug zu verpassen, durfte ich nun noch extra lange auf den nächsten warten. Der nächste ICE, mit dem ich umsteigefrei nach Erlangen fahren konnte, fuhr rund 90 Minuten später, ein Regionalbummelzug mit Halt an jeder Gießkanne immerhin schon eine knappe halbe Stunde eher. Also nahm ich schlecht gelaunt in einem leeren Regionalzug Platz und schmökerte weiter in meiner Zeitschrift.

Auf kürzestem Wege heimwärts

Der eigentlich wunderschöne Blick aus dem Fenster interessierte mich ebensowenig wie das schöne Wetter oder die bautechnische Meisterleistung, die man Mitte des 19. Jahrhunderts erbracht hatte, um die Bahnstrecke da in die Höhen des Thüringer Waldes zu schrauben. Ich wollte nach Hause, und meine Laune war ziemlich am Arsch.

In Bamberg angekommen hatte ich die Wahl zwischen der S-Bahn oder dem ICE. Beide fuhren nach Erlangen bzw. noch ein Stück weiter, der ICE kam halt einfach fünf Minuten eher, und damit war die Entscheidung bereits getroffen. Für die paar Minuten von Bamberg nach Erlangen lohnte es sich kaum, überhaupt die Jacke auszuziehen und den Koffer abzustellen. Aber zumindest die Fahrkarten wollte man dann kurz vor Erlangen noch kontrollieren. Der Typ mit dem gastronomischen Service (Kaffee, Tee, etc. am Platz) war da deutlich schneller, machte mit mir aber trotzdem keinen Umsatz…

In Erlangen stieg ich dann schön gemütlich in den Bus um, stellte fest, dass die Bauarbeiten jetzt andere Straßen betrafen und wir durch andere Ecken der Stadt umgeleitet wurden, und kam dann doch schon gegen 15 Uhr daheim an, ungefähr 200km kürzer und 3h oder so vor der eigentlich geplanten Zeit. Damit hatte sich die Fahrerei dann auch erstmal erledigt, es folgte ein Ruhetag, bevor es zum großen Schlußspurt mit Angriff auf die Rekordmarken gehen sollte.

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