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Urlaubsbericht, Tag 1

16. August 2015, 18:56 Uhr von Uwe

Montag, 10.8.2015, der Uwe macht seine erste Urlaubstour, auf den Tag genau nach der ersten Tagestour des letzten Jahres. Damals gings nach Würzburg, diesmal stand Passau auf dem Programm. Das hatte es auch letztes Jahr getan, aber dank eines selbstverschuldeten Planungsfehlers war das ja grandios gescheitert. Nun also im zweiten Anlauf…

Unterwegs Richtung Passau

Der Tag begann mit dem Aufstehen mitten in der Nacht, nämlich deutlich früher als wenn ich zur Arbeit gegangen wäre. Kurz nach sieben fuhr der Bus zum Bahnhof, dann gings auch gleich mit dem erstbesten Zug nach Nürnberg. Dort deckte ich mich erst einmal mit Reiseproviant und Getränken ein, immerhin waren Temperaturen oberhalb von 30°C angesagt worden.

Die Fahrt nach Passau selbst war bemerkenswert unspektakulär. Die Strecke ist ziemlich langweilig, bis Regensburg quasi nur in Einschnitten oder im Wald, danach in den Weiten der niederbayrischen Prärie, und erst kurz vor Passau fährt man dann mal ein Stück an der Donau entlang.

Ortsbegehung

In Passau angekommen kaufte ich als erste relevante Amtshandlung einen Schreibblock für das Urlaubstagebuch (das alte war nach 8 Jahren im Einsatz vollgekritzelt) sowie Postkarten. Hier bemerkte ich auch erstmals (wieder) die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich. Die Bedienung war nämlich eine Blondine aus dem besseren Deutschland, wie man unzweifelhaft anhand der Frage ob ich denn „a tascherl“ für meine Einkäufe bräuchte erkennen konnte. Ich brauchte aber weder Tüten noch Tascherln, ich kam auch so prima zurecht.

Danach verdünnisierte ich mich auf kürzestem Weg aus der bereits am Vormittag völlig überhitzten Einkaufspassage und stand plötzlich vorm Fünferlsteg über den Inn. Diesen überquerte ich nicht, sondern machte nur von der Flussmitte aus ein Foto. Man muss ja nicht jedem Achievement hinterherrennen, was man sich so eingeplant hat (der Inn hätte für das Karat-Gedächtnis-Achievement gezählt, aber die Donau zählte ebenso, damit war der Plan erfüllt). Ich wanderte also am Ufer des Inn in Richtung der Flussmündung und wurde dabei von der Sonne regelrecht gebrutzelt.

An der Mündung des Inn studierte ich kurz die Infotafeln und lief dann entlang des Donauufers in Richtung der Kettenbrücke. Diese überquerte ich und begab mich dann auf den Anstieg zur Veste Oberhaus, mit dem Ziel noch ein paar Fotos von einem erhöhten Standort aus zu machen. Dieses Vorhaben bließ ich dann aber nach ungefähr 75% der Strecke ab – es wären 100 Höhenmeter gewesen, die Sonne knallte in den Hang hinein, und die Temperaturen waren bereits jenseits der 30°C. Jaja, nennt mich Weichei. Ich machte also nur ein paar Fotos von einem etwas tiefer gelegenen Aussichtspunkt, schlich wieder nach unten und erneut über die Kettenbrücke und in die Stadt. Dort wurde noch ein Erinnerungsfoto vom Hochwasserpegel gemacht, bevor ich mich auf die Suche nach etwas Eßbarem machte. Den Dom mitsamt seiner rekordhalterischen Anzahl Orgelpfeifen ließ ich dabei links liegen, weil schon zu viele touristische Orgelpfeifen davor standen und auf dem letzten Loch pfiffen… Um den Touristenscharen zu entgehen hätte ich schon zwei Stunden eher da sein müssen.

Für richtige(tm) Restaurants war die Zeit bis zur Abfahrt zu knapp, die Eiscafes wurden in erster Linie von Touristengruppen bevölkert, die sich mit den Wespen um das Eis stritten, und so landete ich schlußendlich bei Subway. Nach dieser Stärkung ging es zurück zur Baustelle, als die sich der Passauer Bahnhof aktuell präsentiert. Alle Treppenaufgänge werden saniert und Fahrstühle eingebaut. Als ich eintraf, hielt gerade ein ICE, vor diesem stand ein Kerl mit einem Schild „Kreuzfahrten“ – er sammelte Touristen ein, die Flusskreuzfahrten auf der Donau gebucht hatten. Da stiegen also etliche betagte und fußlahme Herrschaften aus, bewaffnet mit schwersten Koffern – und verloren fast die Fassung, als sie sich nun damit konfrontiert sahen, bei brütender Hitze die Koffer die Treppen hinab und hinauf wuchten zu müssen.

Sauna für Fortgefahrene

Ich hingegen tat etwas für meine Gesundheit und setzte mich für die folgenden Stunden in eine rollende Sauna. Die Fahrt nach Mühldorf war eine Zeitreise in die Eisenbahn des letzten Jahrtausends: Die Strecke hat modellbahnverdächtige Kurvenradien, führt quer durch die niederbayrische Pampa, wo es so provinziell ist, dass sogar der Handyempfang reißaus genommen hat, neben der Strecke stehen noch Telegraphenmasten, und der Triebwagen war nur unwesentlich jünger als ich. Und so eierte man also mit der bewährten Fahrtwindkühlung dank zahlreicher geöffneter Fenster mit atemberaubenden 40-60 Sachen durch die Gegend. Wie war noch gleich das Motto von Porsche: Luftkühlung ist besser als Wasserkühlung, denn Luft kann man unterwegs nicht verlieren – die Insassen des Zuges verloren einiges an Wasser in Form von Schweiß unterwegs. Schön wars trotzdem, weil landschaftlich sehr reizvoll.

In Mühldorf wurde man dann abrupt ins Hier und Jetzt zurückkatapultiert. Am Bahnsteig stand eine nigelnagelneue Garnitur Doppelstockwaggons mit Eisfachklimaanlage und allen Schikanen, und hinten dran hing als Schubgeber eine Diesellok der Baureihe 245, die auch erst seit 2012 überhaupt im Einsatz ist). Und so ging es nun mit leichter Verspätung wegen eingleisiger Strecke und allgemeiner Bräsigkeit im Betriebsablauf (oder was auch immer die da erzählen) nach München.

Panik in München

Der Münchner Hauptbahnhof und ich sind ja nicht wirklich Freunde. Einmal verpasste ich dort eine Studienbekannte, die am falschen Gleis wartete (das war 2004 und wird bei jedem Treffen wieder aufgewärmt). Einmal verlief ich mich fast auf der Suche nach dem Eingang zur U-Bahn (inzwischen weiß ich wo es langgeht). Und diesmal ärgerte ich mich über die weiten Wege. Der Bahnhof ist ja dreigeteilt, mit zwei Außenbereichen links und rechts der Haupthalle. Da kommt man also mit Verspätung auf dem Außenbereich an und muss erstmal einen Mittelstreckenlauf bis zum Querbahnsteig machen (die Bahn gibt da was von 220m an, ich würde mal mindestens das doppelte veranschlagen). Am Querbahnsteig angekommen muss man seinen Anschlusszug suchen, der aufgrund konstanter Lageänderung natürlich nicht von Gleis 23, sondern von Gleis 18 fährt. War mich recht, sparte mir ein paar Meter Fußweg, und so saß ich dann auch schnell auf einem Platz im ICE und konnte mir nun das folgende Schauspiel in Ruhe ansehen:

Der ICE bestand aus zwei Teilen. Der vordere, am weitesten vom Querbahnsteig entfernte, fuhr nach Berlin, der hintere nur bis Nürnberg. Das kriegen natürlich 99% der Reisenden in der Panik der kurzfristigen Gleisänderung nicht mit, und steigen erstmal hinten ein – Hauptsache erstmal drin. Und dann hört man plötzlich die Durchsagen des Zugpersonals und muss wieder aufstehen, seine Siebensachen zusammensuchen, raus ausm Zug, 400m nach vorne laufen und wieder rein in den Zug. Die Kardiologen werden sich über die zusätzlichen Fälle freuen nehm ich an 😉 Das ganze Chaos führte denn auch dazu, dass wir gleich mal mit fünf Minuten Verspätung abfuhren.

Halt auf freier Strecke

Der Zugteil nach Nürnberg (in dem ich saß) leerte sich in Ingolstadt schlagartig, als die ganzen Berufspendler ausstiegen. Danach ging es auf die Schnellfahrstrecke, und ich schielte mit einem Auge auf die Tempanzeige, um zu gucken was mit meinen Temposünder-Achievements ist. Irgendwie kamen wir aber nur auf 207 km/h, dann folgte eine abrupte Verzögerung, und plötzlich bewegten wir uns gar nicht mehr. Es folgte eine Durchsage, dass irgendwas mit den Bremsen nicht stimmen würde (kann ja kaum sein, gebremst hat die Kiste ausgezeichnet, obwohl es nix zu bremsen gab), und dass es nach einem System-Reboot weitergehen würde oder so. Na gut, wenn sie meinen. Die Aktion führte dann zu 10 Minuten Verspätung in Nürnberg, die nicht weiter schlimm gewesen wären, wenn ich meinen Anschlusszug nach Erlangen gekriegt hätte. So aber erwischte ich nur die wenige Minuten später fahrende S-Bahn, die allerdings bis Erlangen noch an jeder Bahnsteigkante hält. So war ich 19:13 Uhr in Erlangen, mein Bus nach Hause fuhr (wie das dann immer so ist) um 19:12 Uhr… Der nächste wäre 30 Minuten später gefahren, ich nahm dann den Expressbus Richtung Nürnberg, der hält unterwegs auch in der Nähe, sind dann eben statt 200m Fußmarsch noch mal ein  Kilometer mehr, aber im Endeffekt war ich immer noch zeitiger daheim.

Tja, und das wars vom ersten Urlaubstag.

3 Kommentare zu “Urlaubsbericht, Tag 1”

  1. Weasel

    Verschlägt’s Dich in den nächsten Tagen auch mal nach C? Könnten ja die neue Dauerausstellung im Industriemuseum anschauen oder einfach nur paar Bierchen trinken.

    Und wieviele Telefonnumern von Blondinen in Schreibwarenläden oder Eiscafés hast Du schon bekommen?

  2. Uwe

    Da haben wir uns wohl klassisch verpaßt. Ich war gerade erst am Wochenende in Chemnitz wegen einer Familienfeier, aber da wäre das mit Bier trinken wegen der Hitze eh nichts geworden, das wäre ja schon auf dem Weg zum Magen verdunstet. Wird aber sicher ein ander mal was werden.

    Die Anzahl der Telefonnummern entspricht übrigens der leeren Menge, das wären ja auch gleich Auslandsgespräche, muss ja nicht sein 😉

  3. Uwe

    Und weil es gerade so schön zum Umsteigen in München passt: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchner-hauptbahnhof-umsteigen-auf-umwegen-1.2609302

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