Kategorien

Archive

Kalender

Juli 2014
M D M D F S S
 123456
78910111213
14151617181920
21222324252627
28293031  

Heißluftgebläse

23. Juli 2014, 21:17 Uhr von Uwe

Nein, ich meine keinen Marketingfuzzi, sondern ein technisches Gerät, welches mithilfe schneller Umdrehungen Luft bewegen soll, um dadurch ein anderes technisches Gerät zu kühlen, egal ob das nun ein Zwölfzylinder mit über 500 PS oder ein Prozessor mit über 2000 MHz ist.

In the heat of the moment

Da aktuell ja draußen Temperaturen herrschen, die dafür sorgen, dass Frauen knappe Röcke und Männer kurze Hosen tragen (über die ästhetischen Folgen kann man geteilter Meinung sein), [Anmerkung der Redaktion: Hier gehört aus Gründen der Grammatik ein zweiter Satzteil hin, der jedoch irgendwie verloren ging und eine Überleitung zum nächsten Satz beinhaltet hätte]. Ich habe seit Wochen auf meinem Schreibtisch ein Handtuch liegen, einfach damit ich nicht am Tisch festklebe. Und so begab es sich, dass sich letzten Samstag mein PC einfach mal abschaltete, während ich gerade das erste Mal seit langer Zeit was zocken wollte. Die Diagnose war schnell gestellt: Der Heißluftquirl im Inneren quirlte nicht genug, und so heizte der Rechner mit 100°C vor sich hin. Da ich den PC aber nicht zum Wasserkochen verwenden will, wurde nun ein neues Kühlsystem geordert – auf Empfehlung meines Bruders, der sich in solchen Dingen besser auskennt als ich (ich steh mit Hardware auf Kriegsfuß, weil da 1 nie so ganz 1 und 0 nie so ganz 0 ist, und mit sowas kann man ja nicht arbeiten).

Und so landete gestern ein schönes Paket mit einem CPU-Kühler nebst Lüfter und 16GB Ram (die nix mit dem Hitzeproblem zu schaffen haben, aber wenn man schon mal beim Aufrüsten ist…) auf meinem Schreibtisch. Bei dem ca 800g schweren Monstrum handelt es sich um einen Alpenföhn Brocken 2 – was ein denkbar dämlicher Name ist, da der Brocken nunmal im Harz liegt, und ein Föhn eine Heißluftpuste zum Haaretrocknen ist. In den Alpen gibts auch Föhn, der sorgt für warmes Wetter, und das kann ich auf meiner CPU nicht wirklich brauchen. Aber ich hab das Ding ja nicht aus etymologischen Gründen gekauft, sondern weils gut sein soll.

Intel-Standardkühler vorn, Alpenföhn hinten

Zum Einbau musste erstmal jede Menge Zeugs ausgebaut werden – man muss an die Unterseite des Mainboards, dort mit ein paar Schrauben eine Metallplatte montieren, die genug Stabilität liefert, damit der Kühlkörper das Board nicht kaputtbiegt, und dann kann man mit viel Wärmeleitpastete den Wuchtbrummikühlkörper mit der Macht der Schwerkraft befestigen. Finaler (und extrem schlecht beschriebener) Schritt ist die Montage des Föhns an der Seite, der mit 140mm Durchmesser und 1100 Umdrehungen die Luftmassen verschiebt.

Einschalten mit Hindernissen

Nachdem man nun alles wieder im Gehäuse verstaut hatte (die Klappe geht gerade noch eben so zu) und alle Kabel und Steckkarten wieder da sind wo sie sein sollten, folgte der spannende Augenblick – Einschalten. Erst passierte nicht viel, und dann gar nix mehr… Bis in den Startbildschirm gings, dann schwarz und Neustart. Zweiter Versuch: Login-Screen. Juhu, einloggen – und Bluescreen. Dritter Versuch: das gleiche nochmal. Vierter Versuch im abgesicherten Modus: alles soweit ok, Temperaturen auch unauffällig. Fünfter Versuch: siehe zweiter Versuch. Mir wurde es jetzt zu doof, also Kiste wieder auf, nochmal alle Kabel prüfen (alles fest) und nochmal im abgesicherten Modus gestartet. Auf Verdacht aufgrund der Fehlermeldung des Bluescreens den Grafikkartentreiber deinstalliert und neu gestartet – und siehe da: alles prima, mit einer Ausnahme: die Datenfestplatte war weg… und auch bei genauerer Suche in der Systemsteuerung nicht zu finden. Prüfender Kontrollblick ins Gehäuse: Platte ist da, also physikalisch und zum anfassen und so. Aber – der alten Regel „Wer mindestens zwei Kabel hat braucht für den Salat nicht zu sorgen“ folgend, baumelte der Stromstecker irgendwo in der Gegend herum, anstatt die Festplatte ins Rotieren zu bringen.

Das Mainboard mit aufgesetztem Kühlermonstrum.

Und plötzlich lief die Kiste wieder. Der erste Blick auf die CPU-Temperaturen sah gut aus: Statt 100°C bei 1.6GHz (automatisches Runtertakten gegen Überhitzung) waren jetzt 70°C bei 2.8GHz angesagt. Der folgende Stresstest endete allerdings nach 15 Minuten mit einem hitzeinduzierten Herunterfahren… Irgendwie war also immer noch irgendwas zu heiß. Ich schaute mir nochmal die Meßwerte an, und siehe da: die Northbridge lag im Leerlauf bereits bei 82°C. Laut allwissendem Internet sollte das deutlich kühler sein… Weitere Recherchen ergaben, dass dies

es Problem ein sehr bekanntes bei meinem Mainboard ist und sich viele Leute schon darüber ausgekotzt hatten. Mit dieser Erkenntnis ging ich dann erstmal ins Bett.

Zweiter Versuch

Mein Bruder meinte auf dieses Thema angesprochen nur „Kaufe er sich ein neues Board“ – allein dann bräucht ich auch ’ne neue CPU dazu, und das seh ich grad mal gar nicht ein, weil mein fünf Jahre alter Quadcore immer noch mehr als schnell genug für mich ist. Der wird erst aufgerüstet, wenn irgendein neues Spiel das erfordern sollte. Na jedenfalls folgte ich ein paar Hinweisen aus dem Netz und nahm den Rechner wieder komplett auseinander, diesmal um an den Kühler der Northbridge zu kommen.

Temperaturkurve der Northbridge nach Anbau eines Extralüfters

Dieser wurde mit kalkuliertem Einsatz roher Gewalt aus seinem Sockel gedreht – und siehe da, das Problem war deutlich zu sehen: ungenügende Menge an Wärmeleitpaste. Also alte Pastereste runter, neue Pastete drauf, und alles wieder zusammenschrauben. Diesmal fuhr die Kiste auch im ersten Anlauf stabil hoch, ich hatte aber diesmal auch alle Kabel doppelt und dreifach kontrolliert. Und siehe da, die Temperatur der Northbridge sank – allerdings nur auf 76°C, was zwar besser als 82, aber immer noch zu viel ist. Es folgte Trick 17 – ein alter 80mm Gehäuselüfter, mit Gumminoppen ausgestattet zum Abstand halten, liegt jetzt auf der obersten Steckkarte und pustet die Northbridge an. Das sorgte für die entscheidende Kühlung, von 76°C sank die Temperatur in wenigen Minuten auf stabile 60°C, was jetzt so langsam ein Bereich ist, mit dem ich leben und zocken kann.

Fazit:

Zwei Abende rumgeschraubt, immer noch nicht zum Zocken gekommen, aber immerhin die Temperatur im Rechnerinneren gesenkt. Und im Winter wird alles zurückgebaut, damit der Rechner wieder als Heizungsersatz herhalten kann 😉

Einen Kommentar schreiben