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Urlaubsrückblick

1. November 2009, 11:49 Uhr von Uwe

Nachdem ich nun inzwischen wohlbehalten und einigermaßen erholt zurück in der Zivilisation war, gibts auch noch den fälligen Rückblick zum Urlaub. Kurzfassung: 2 Wochen Malta, wechselhaftes Wetter, viel gesehen, Gesamtfazit: gut, aber nicht optimal. Langfassung:

Anfang September wurde mein Urlaub genehmigt, da war dann die Devise „Irgendwohin, wo ich nicht erreichbar bin und meine Ruhe hab, nach Möglichkeit irgendwo im Süden weil wegen is‘ wärmer dort.“ Im Reisebüro wurde dann festgestellt, dass es so kurzfristig fast nix mehr zu machen ist, und so blieb dann eben Malta übrig. Also gebucht und gut, Hauptsache überhaupt irgendwohin, wo ich nicht von Arbeit aus angerufen werden kann.

Sightseeing

Das Hotel lag vor den Toren der Hauptstadt Valletta, mithin so zentral wie es nur geht, und das war gut so, da konnte man wenigstens per Bus oder Boot die gesamte Insel erkunden. Ich verbrachte also mehrere Tage damit, Valletta zu Fuß abzulaufen, was nicht weiter schwierig ist, denn die Stadt ist nur 1.5 km lang und nicht ganz so breit. Dafür gibts jede Menge steinaltes Zeug zu sehen.

Nachdem ich festgestellt hatte, dass spazierengehen außerhalb von Valletta ziemlich selbstmörderisch ist (die Malteser fahren wie die Henker, Fußwege wurden noch nicht erfunden), erkundete ich die restliche Insel dann lieber per Bus. Es gibt diverse Sightseeing-Busse, die sämtliche Sehenswürdigkeiten der Insel abklappern (das sind die Orte, wo man nicht von Eingeborenen, sondern von Touristen umgerannt wird). Da gibts dann noch mehr steinaltes Zeug zu sehen, zwischendrin Boote, noch mehr alte Steine, jede Menge Befestigungsanlagen und natürlich Kirchen ohne Ende. Dazu später mehr.

Straßenverkehr

Auf Malta herrscht Linksverkehr, Verkehrsregeln gibts auch, interessieren aber nur am Rande als Empfehlung. Gefahren wird so schnell es gerade geht, entsprechend sehen die meisten Autos auch aus. Andererseits sind die meisten Autos auch uralt, so viele Skodas und Ladas hab ich zuletzt vor 20 Jahren gesehen. Sprit gibts in drei Varianten (Diesel, Benzin, unverbleit), und Feinstaub heißt Feinstaub, weil er mit mit bloßem Auge fein sichtbar ist. Mit Umweltschutz wirds also nicht so genau genommen, was man auch am Fehlen jeglicher Pfandverordnungen sieht.

Rund um die beiden Häfen bei Valletta ist der Verkehr großstädtisch, d.h. Stau allerorten und wildes Gehupe, dazwischen ein paar Polizisten, die wild gestikulierend so tun, als wenn sie das Chaos in geordnete Bahnen lenken könnten. In den sonstigen Ecken Maltas ist zwar weniger Verkehr, dafür sind die Straßen in einem Zustand, der jeder Beschreibung spottet. Der Sightseeing-Bus bockte jedenfalls wie ein zickiges Wildpferd… Sollte man mal mitgemacht haben.

ÖPNV

Neben den Sightseeing-Bussen gibt es noch die ganz normalen Busse. Normal wie in „normal wahnsinnig“. Das Alter der Busse reicht von alt bis altertümlich, es gibt zahllose Busse, die knapp doppelt so alt sind wie ich. Dafür kostet die einfache Fahrt über die halbe Insel nur 47ct, man wird also prima seine ganzen kleinen Münzen los. Den klapprigen Zustand des Busses machen die Kreuze und Rosenkränze am Rückspiegel wett, ein Madonnenbild überm Fahrer ist ebenfalls hilfreich. Fahrpläne gibts nur in Form von Empfehlungen, einen Linienplan gar nicht. Die Busse haben vorne eine Liniennummer dran, man muss aber selber wissen, ob die Linie 62 dahin fährt wo man hin will, oder ob man doch lieber auf die Linie 64 wartet. An Haltestellen gibts auch nur in seltenen Ausnahmefällen eine Angabe, welche Buslinien hier überhaupt halten.

A propos Haltestelle: Ein- und Aussteigen erfolgt während der Fahrt durch die sowieso offene (wenn überhaupt vorhandene) Türe, an der Haltestelle winkt man den Bus heran wie ein Taxi. In den alten Bussen gibts auch keine Haltewunschtaster, stattdessen verläuft ein Kabel an der Decke oder über den Fenstern. Da zieht man dran, dann schlägt beim Fahrer ein kleiner Hammer gegen einen Gong, das reicht als Haltewunschmeldung. Das Busfahren ist also ziemlich abenteuerlich.

Neben den Bussen verkehren noch Fähren, eine im Hafen zwischen Valletta und Sliema (allerdings nur bei gutem Wetter), und eine größere zur Nachbarinsel Gozo. Ich bin nur mit ersterer mitgefahren, kostet 93ct, man hat so also wieder schön Wechselgeld für den Bus.

Auf hoher See

Es werden eine Reihe von Bootstouren angeboten, angefangen bei der Hafenrundfahrt (hochinteressant) über Ganztagestouren rund um Malta (wurde zur Tour um halb Malta, weil die Wellen zu hoch waren) bis hin zu Fahrten mit dem Glasbodenboot, wo man wunderbar 40cm große Quallen angucken kann. Diese Touren sollte man als Tourist mitnehmen, viele Ecken von Malta wie die blaue Lagune oder die blaue Grotte sieht man nur vom Wasser aus.

Museen und Sehenswürdigkeiten

Für Militärfreaks, Historiker und Katholiken ist die Insel eine Offenbarung. Die Geschichte reicht bis ins 3. vorchristliche Jahrtausend zurück, es gibt also zahllose Tempel, Museen und sonstiges zu sehen. Die neuere Geschichte ist eng mit dem Ritterorden der Malteser verbunden, der zwischen 1530 und 1798 die Insel in eine quasi uneinnehmbare Festung ausbaute. Aus dieser Zeit stammen die zahllosen Befestigungsanlagen, die überall auf der Insel zu finden sind. Leider war der Großmeisterpalast in Valletta wegen Bauarbeiten nicht zugänglich, dort hätte man sehr viele historische Dinge aus dieser Zeit besichtigen können.

Nach 1800 waren die Briten an der Macht, die haben dann insbesondere marinemäßig ihre Spuren hinterlassen haben – zu besichtigen im Marinemuseum. Daneben gibts zahllose Museen zur Geschichte Maltas im Zweiten Weltkrieg sowie Führungen zum Thema alte Kanonen und sonstiger Militärkrempel. Kann man sich mal angeschaut haben, und das Abfeuern einer solchen Kanone ist schon recht spektakulär.

Und dann gibts da noch Kirchen. Viele Kirchen. Allein in Valletta mehr als ein Dutzend, auf ganz Malta mehr als 360. Darunter einige wirklich beeindruckende Bauten, wie die Rotunde in Mosta, die eine der größten Kuppeln der Welt hat. Am beeindruckendsten soll die St John’s-Co-Cathedral in Valletta sein, die als schönste Kirche im Mittelmeerraum gilt. Nachdem ich erstmal eine Viertelstunde sämtliche Hinweise studiert hatte, was man vor dem Eintritt in die Kirche zu beachten hat (nix essen, nicht rauchen, nicht telefonieren, keine Stöckelschuhe, nicht schulterfrei, …) und dann noch einen Eintritt von sechs Euro löhnen sollte, ließ ich es bleiben, mir das Gebäude von innen anzuschauen.

Baden

Planschen geht auf Malta gar nicht, es gibt so gut wie keinen Strand, und auf dem bissl Strand den es gibt, stapeln sich die Touristen. Der größte Teil der Küste ist entweder steil aufragender Fels, oder Kalkstein, gegen den die Brandung schlägt. Trotzdem gibts zahllose Hotels, die aber in der Regel ihre eigenen Swimmingpools mitbringen.

Sonstiges

Die widerwärtigsten Touristen sind Briten und Amerikaner, erstere leichenblass und klatschenfett, ausgerüstet mit kurzen Hosen und viel zu engen Hawaii-Hemden, letztere ähnlich, aber mit anderen Macken behaftet, wie z.B. das Ehepaar mit dem Kinderwagen für ihren Hund. Und britisches Frühstück ist ja das Allerletzte, so viel Fett verträgt doch kein Mensch auf nüchternen Magen. Malteser sind im Übrigen ganz schlecht in Buchführung, beim Bezahlen wirds auch nicht so genau genommen, und im Cafe bleibt man gerne auch mal stundenlang auf dem Trockenen sitzen.

Gesamtfazit

Man kann Malta mal gesehen haben, insgesamt ist es aber doch recht monoton und wenig abwechslungsreich, beim nächsten Mal gehts daher woanders hin. Fotos gibts hier.

Ein Kommentar zu “Urlaubsrückblick”

  1. riedschor

    Danke für die tolle Karte! hat mich riesig gefreut! Ein Detail, welches mich interessiert fehlt aber in deinem schönen Bericht 😉

    Viele Grüße nach VS

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