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Tiere von hinten im Busch

25. September 2006, 00:43 Uhr von Uwe

Seit meinem letzten Zoobesuch in Leipzig sind ja bereits zwei Jahre vergangen, es gab seitdem wieder zahlreiche Um- und Neubauten, daher stand schon lange der Plan, dem Zoo mal wieder einen Besuch abzustatten. Allerdings hatte ich keinen Bock, das wieder alleine zu machen, was die ganze Sache immer wieder hinausschob. Letzten Montag nun meldete sich ein Freund, der mir einen Zoobesuch für den heutigen Sonntag vorschlug. Langer Einleitungsrede kurzer Sinn, ich war heute mit einigen Freunden im Leipziger Zoo.

BahnreiseDer Tag begann gegen sieben Uhr morgens. Das Frühstück viel wegen Zeitmangels etwas kleiner aus, denn halb sieben warteten bereits Thomas und Susi auf mich, so daß wir uns zu dritt auf den Weg zum Bahnhof machten, per pedes versteht sich, Sonntags morgens fährt in der Weltstadt Chemnitz natürlich kein Bus. Am Bahnhof trafen wir dann noch auf Norbert, Marc und Anita, womit die Reisegruppe komplett war. Zwei Fahrscheinkäufe (einmal Sachsenticket für fünf Leute, einmal normale Fahrt für Anita, die wegen Praktikum ohnehin in Leipzig blieb) und einen Rundgang durch den Buchladen später standen wir auf dem Bahnsteig und erwarteten den Zug. Dieser Bestand zu meiner Verwunderung aus einer Dreier-Garnitur der BR 612 (gegenüber der sonst üblichen Doppeleinheit). Na jedenfalls hatten wir viel Platz, ich holte noch ein wenig Schlaf nach und gegen halb neun waren wir pünktlich am Leipziger Hauptbahnhof.
GruppenfotoStörcheDort stießen zunächst noch Anne und ihr Markus aus Halle kommend zu uns. Anschließend warteten wir auf Anja und ihren Markus. Die Warterei überbrückte ich mit einem Besuch beim Bäcker (ein Amerikaner für 65ct). Eine akademische Viertelstunde und zwei Telefonate später stellte sich heraus, daß die beiden nicht am Bahnhof, sondern am Zoo warteten. Also machten wir uns flotten Fußes auf den Weg zum Zoo, so weit ist das ja nicht vom Bahnhof. Dort angekommen war die Truppe von zehn kleinen Zoobesucherlein somit vollzählig.
Die nächste Hürde war der Kauf der Eintrittskarten, dank genügend Andrang konnte man wieder mal mit Buzzwords wie „Erwartungswert“ angeben. Wir löhnten also alle brav unsere 10 Euronen (ermäßigt weil Student) und waren dann drin. Das war aber dank komischer Barcode-Scanner am Eingang gar nicht so einfach, ein schlichtes Entwerten mit einer Zange hätte es auch getan, zumal ja eh ein Mitarbeiter am Eingang stand und darauf achtete, daß die Barcodeeintrittskarten korrekt benutzt werden (und Kinderwagen durchwinkte).
ErdmännchenNa jedenfalls konnten wir uns nun der geplanten Hauptbeschäftigung widmen – Tiere hinterm Busch und Tiere von hinten im Busch begucken. Zum Beispiel waren Rehe hinterm Busch, ebenso der rote Katzenbär bei seiner morgendlichen Joggingrunde (deswegen gibt es da auch keine Fotos). Die gehörnten Dallschafe hingegen waren weder hinterm Busch noch von hinten zu sehen. Die Amurleoparden verpennten den Morgen einfach, ebenso die anderen großen Mietzekatzen in der Löwensavanne. Bei den Erdmännchen hingegen war Hochbetrieb, ebenso rund um ihre Anlage, wo die Besucher fast ebenso wuselten wie die Erdmännchen selbst. Die Hyänen auf der gegenüberliegenden Seite hingegen waren auch recht verpennt.
Fotound sowas im SeptemberSehr schön kam auch die Savannenanlage zur Geltung, inzwischen hatten wir ja schon Temperaturen, die Afrika Konkurrenz machten. Giraffen und Strauße bevölkerten die Gegend und ließen sich auch nicht durch die knipsenden Besucher aus der Ruhe bringen. Im Huftierhaus, wo Giraffe, Zebra und Co nachts untergebracht sind, gibt es noch (ganz wichtig) Graumulle und andere Nager zu sehen. Da der heutige Sonntag ein Aktionstag war, wurden Führungen hinter die Kulissen angeboten. Im Huftierhaus hatten wir dann auch das Glück, gerade fünf Minuten vor Beginn einer solchen Führung herumzustehen, und so nahmen wir dieses Angebot natürlich an.
Die Führung durch das Huftierhaus zeigte uns zahlreiche Ställe für alle möglichen behuften Viehcher, außerdem den Marabu Bruno sowie den aus dem Fernsehen bekannten übergewichtigen Igel zu sehen (und zu fotografieren). Es wurden auch Infos zur Logistik gegeben (irgendwie muß das was die Giraffen futtern (feinstes Luzerneheu aus Frankreich) ja auch in den Zoo kommen). FotoFotoZwischendrin wurde auch was über die Nummerierung von Tieren erklärt, nämlich grundsätzlich in der Reihenfolge männlich/weiblich/unbestimmt. Meinen dummen Kommentar zum Thema „Rolle und Bedeutung des Mannes“ konterte Anne eiskalt mit einem „Jaja, Männer haben eben die größere Potenz.“ Nachdem die Führung beendet war ging es weiter im Uhrzeigersinn, vorbei am Okapidschungel hin zum Pongoland. Bevor wir letzteres betraten, wurde noch eine Verschnauf- und Mittagspause gemacht (Rowumikatosa 3.70 EUR, ich nahm die Rostbratwurst mit Brötchen für 1.90). Dazu gab es von Anne gebackene Muffins in den Richtungen Schokolade und Zitrone (lecker!).
FotoHinter den KulissenDanach hieß die Devise: auf in den Kampf gegen die Massen. Gemeint sind natürlich die anderen Besucher, die sich entlang des offiziellen Rundgangs entgegen des Uhrzeigersinns durch das Pongoland wälzten. Für sture Studenten gilt hingegen, wo ein Wille ist ist auch ein geht nicht Weg. Also durchquerten wir das Pongoland in der „falschen“ Richtung, sahen Schimpansen, Orang-Utans und Gorillas (die meisten natürlich nur von hinten, weil den Affen die Besucher selbstverfreilich am Arsch vorbeigehen).
FotoFotoAls wir das Pongoland hinter uns gelassen hatten und an der Bärenburg angekommen waren, erlebte ich mein persönliches Lowlight des Tages – die Akkus meiner Knipse machten schlapp, und die extra mitgenommen Ersatzakkus strömten auch nicht gerade eine brauchbare Spannung aus, mit dem Ergebnis, daß ich vom letzten Drittel unseres Zoobesuchs keine Fotos machen konnte.
Egal, es lag ja noch die Tiger-Taiga und der Elefantentempel vor uns, ebenso die Volieren und und und. Nächster Anlaufpunkt war die Tigertaiga, auch da gab es nur Tiger hinterm Busch zu sehen. Gut getarnt ist halb gewonnen, und man kanns ihm ja auch nicht verdenken, bei dem Wetter nur den Sonnenschein zu genießen.
IgelDie Besuchermassen wurden ab etwa diesem Zeitpunkt (kurz nach 13 Uhr) merklich umfangreicher. Besonders gut konnte man das im Elefantentempel sehen. Diesen Teil des Zoos kannte ich noch nicht, er wurde ja erst im April diesen Jahres eingeweiht. Die Anlage ist definitiv beeindruckend, auch wenn man vor Besuchern kaum treten konnte, ohne versehentlich anderen auf die Füße zu trampeln oder kleine Kinder umzurennen. Den Dickhäutern war das jedenfalls ziemlich schnuppe, die standen in ihren verschiedenen Anlagenteilen oder waren mit Baden beschäftigt. Von der Elefantenanlage aus ging es dann wieder zurück Richtung Eingang, vorbei an den Volieren, die wir nicht weiter beachteten und uns stattdessen den Raubtierfelsen widmeten, auf denen es sich Nasenbär und ausgelagerte Hyänen bequem machten.
GruppenfotoKänguruhDamit waren wir bei den Seebären angekommen. Diese beschäftigten sich zu diesem Zeitpunkt nur mit einer Art Yoga, d.h. sie trieben im Wasser und verdrehten die Flossen gen Sonne. Bei den Pinguinen nebenan war auch nur wenig los, und da einige Leute aus der Truppe unbedingt die Erdmännchenfütterung sehen wollten, gingen wir dann so langsam in die entsprechende Richtung. Dabei kamen wir an den Affenfreianlagen vorbei. Dort saßen die Mantelpaviane dusslig in der Gegend rum. Und wie wir die so sitzen sahen, wurde auch klar, warum die einen roten Arsch haben – wer ständig drauf sitzt braucht sich nicht über das Ergebnis zu wundern…
Kurz vor 14 Uhr waren wir dann wieder bei den Erdmännchen angekommen, deren Anlage schon wieder oder immer noch belagert wurde. Anstatt nun ewig in der Sonne zu schmoren, bezog ein Teil der Truppe einen schattigeren Platz. In diesem Augenblick bekam Rafayel einen Anruf, der seinen Zoobesuch umgehend beendete. Admins müssen eben auch sonntags im Dienst sein, wenn irgendwas klemmt. Die Erdmännchenfütterung ließ auf sich warten, vorher waren die Löwen dran. Mir wurde es dann in der Sonne zu warm, so daß ich mir ebenfalls einen Platz im Schatten suchte, im Gegensatz zu zahlreichen kleinen Kindern, die (natürlich ohne Mütze) wild auf der Umzäunung der Anlage herumkletterten. Ich sah die schon mehrfach einfach reinfallen und formulierte im Stillen eine Petition auf Einführung des Elternführerscheins. In meinen Augen ist es jedenfalls nicht in Ordnung, daß, wenn die Kinder nach der zweiten Ermahnung immer noch nicht reagieren (was ja durchaus vorkommen soll), die Eltern nichts weiter unternehmen. Ich hätte in einer solchen Situation vermutlich den sofortigen Abbruch des Zoobesuchs riskiert, und das zurecht, eine gewisse Ordnung und Erziehung muß halt sein.
ElefantenSo, Exkurs beendet, zurück zu den Erdmännchen, denn diese wurden nun gefüttert. Jörg Gräser, ebenfalls bekannt aus dem Fernsehen, erzählte nebenbei so einige Anekdoten über die Buddelmeister, die sich wohl schon quer durch den halben Zoo gegraben haben müssen und dann plötzlich zwischen den Besuchern am Anlagenrand auftauchten. Anschließend wiederholte sich das Spiel mit füttern und erzählen für die Hyänen, und wir wanderten zurück Richtung Pinguinanlage, weil dort auch die Fütterung anstand. Aus irgendwelchen Gründen verpaßten wir diese dann aber, und da auch die Robbenfütterung nicht unbedingt die fesselndste Attraktion war (soll heißen wir hatten keine Lust, noch eine halbe Stunde in der Sonne zu braten) ging es nun mit einem Abstecher an der Lippenbärenanlage vorbei zum Terrarium/Aquarium. Während draußen eine Bullenhitze war, war drin eine Bullenhitze mit der tropisch-typischen Luftfeuchtigkeit. Von den Schildkröten, Schlangen, Krokofanten und sonstigem Handtaschengrundmaterial bekam man ohnehin kaum etwas mit, weil man aufgrund des hohen Besucherandrangs durch die Anlage durchgeschoben wurde.
PavianeÄhnliches galt für die Aquarien, abzüglich der Luftfeuchtigkeit. Die Haie schwammen Kreise, die Rochen ebenso, außerdem konnte man von orange-weiß gestreiften Nemos über große und kleine Karpfen ziemlich viele verschiedene Fische begutachten. Es war nun schon nach 15 Uhr, die Hitze und das Herumlaufen hatte erste Spuren hinterlassen, außerdem waren wir quasi durch und begaben uns nun Richtung Ausgang, den wir um 15:30 passierten. Anja und Markus verließen uns an dieser Stelle, da sie mit dem Auto unterwegs waren, der Rest der 10 kleinen Zoobesucherlein (von denen es nunmehr nur noch sieben waren) wanderte zurück zum Bahnhof (Anne bewaffnet mit einem Luftballon). Auf dem Weg wurden sowohl ein roter Ferrari als auch ein grauer Lamborghini gesichtet. Im Bahnhof wurde zuerst der Aldi aufgesucht, um die Getränkevorräte zu ergänzen (1.5l Flasche Apfelschorle, 80ct).Anschließend setzen wir uns in ein Eiscafe und kühlten uns dort ein wenig ab (ein Erdbeermilchshake 3.50 EUR).
GruppenfotoGegen 16:30 Uhr fuhr der Zug zurück nach Chemnitz, vorher verabschiedete sich Anne in Richtung Halle (6 Zoobesucherlein). Da Anita ja in Leipzig blieb, machten sich schlußendlich fünf kleine Zoobesucherlein auf die Rückfahrt in einem sehr gut besuchten Zug (klar, Sonntag nachmittag/abend, und diesmal nur die übliche Doppelgarnitur). Über die schlechte Vorbildwirkung der Oma, die jeden Wunsch des Enkels (ein sehr aufgewecktes Kerlchen von 3-4 Jahren) mit einem lautstarken Keifen und Genervtsein kommentiert, sage ich mal lieber nix. Der Chemnitzer Hauptbahnhof wurde pünktlich gegen 17:30 Uhr erreicht, und kurz nach 18 Uhr waren alle wieder in ihren entsprechenden Wohnheimen angekommen.
Fazit: Tolles Wetter, toller Zoo, blöde Akkus, verstaubte Schuhe und eine Blase am linken Fuß. Tok und Rafayel haben auch schon was dazu gesagt. Und ganz wichtig: „Wir haben den Igel gesehen!“

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