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Extreme Spazierengehen

12. Oktober 2015, 21:52 Uhr von Uwe

Mein letzter Tag in Stuttgart war ein vergleichsweise langweiliger. Ich hatte nämlich überhaupt nichts vor. Das führte dann zu einem unmotivierten Spaziergang durch die Stadt. Und irgendwie kriegte ich den Tag dann doch noch rum.

Der Tag begann der Abwechslung halber mit einem späteren Aufstehen, was auch gleich der erste Fehler des Tages war. Also zum Einen das Aufstehen ansich, was ja eh die erste Niederlage des Tages ist, zum anderen aber auch wegen der Uhrzeit. Da herrschte nämlich gerade der heiße Kampf ums kalte Frühstücksbuffet. Irgendwie hebt das die Laune nicht, wenn man an der Kaffeemaschine anstehen muss.

Irgendwie zwängte ich mir aber doch ein paar Brötchen und ein Frühstücksei in den Magen und spülte mit Kaffee und O-Saft nach. Allerdings hatte ich noch keine Idee, was ich mit dem angebrochenen Tag nun tun würde. Also schlich ich erstmal unmotiviert zurück aufs Zimmer und setzte mich zwecks Nachdenken nochmal in Ruhe auf den Thron und studierte den elektronischen Stadtplan. Der Stuttgarter Schloßgarten erschien als großes und lohnenswertes Ziel eines längeren Spaziergangs, und so machte ich mich schließlich kurz vor neun Uhr auf den Weg.

Im Park spazieren

Der Weg führte mich zunächst durch die Fußgängerzone der Innenstadt und dann in einem Bogen entgegen dem Uhrzeigersinn hin zur Ostseite des Hauptbahnhofs. Dort führt ein mehrere Kilometer langer und rund 500m breiter Grünstreifen parallel zu den Bahnhofsgleisen nach Norden. Dort spazierte ich also schön gemütlich (um nicht zu sagen noch völlig im morgendlichen Tran) durch die Gegend – und wurde mehrfach fast von wildgewordenen hypergestressten Radfahrern attackiert.

Der Park nahm und nahm kein Ende, dafür wurde meine Laune immer schlechter. Das Wetter war irgendwie ziemlich auf Herbst gepolt, mit Morgennebel und kühlen Temperaturen. Einzig spannend war die lokale Tierpopulation, im Park tummeln sich diverse Flatterviecher in verschiedenen Formen, Farben und Größen. Zu dieser frühen Morgenstunde waren die aber alle irgendwie noch mit Ausschlafen beschäftigt. Und im Hintergrund rauschte der morgendliche Dauerstau vor sich hin, also auf der einen Seite, auf der anderen Seite rumpelte alle paar Minuten eine S-Bahn vorbei.

Irgendwo am Übergang zwischen Unterem Schloßgarten und Rosensteinpark setzte ich mich dann mal ganz gemütlich auf eine Parkbank und schrieb wenig erhellendes ins Reisetagebuch. Soo richtig Bock auf weiter spazieren hatte ich da schon wieder nicht mehr, weil der Park dann doch für sich genommen doch eben nur ein Park ist. Zumindest wurde das Wetter langsam besser, die Wolken verzogen sich so ganz allmählich.

Ich lief also weiter durch den Rosensteinpark, vorbei an neugierigen Eichhörnchen (die rote Sorte) und komischen Brunnen. Nun kam auch tatsächlich die Sonne raus, was sich recht schnell positiv auf meine Laune auswirkte. Vielleicht wirkte aber auch einfach nur endlich mal der Kaffee. Auf jeden Fall ergab sich nun die Beschäftigung für den Rest des Tages, denn ich war irgendwie mehr zufällig als geplant am Nebeneingang der Wilhelma angekommen. Und so fasste ich den Entschluß, mir bunte Tiere und wilde Pflanzen (oder wars andersherum?) anzuschauen und lief deswegen zunächst einmal den Hügel hinunter zum Haupteingang.

Wilhelm mit A

Auf dem Weg zum Haupteingang musste man an einer großen Baustelle mit einem noch größeren Stau vorbei, bevor man dann endlich einen halbseidenen Tauschhandel abschließen konnte, indem man wieder einmal bedrucktes Papier gegen anders bedrucktes Papier tauscht. Dieses anders bedruckte Papier hält man dann gegen einen Barcodescanner und dann darf man rein.

Meine erste Amtshandlung war nun das Herunterladen des Wegeplans als PDF, da die Papiervariante Geld gekostet hätte… Und mit diesem Wegeplan konnte es dann auch losgehen mit dem Spaziergang. Es gab da denn auch in der Tat einiges schickes zu sehen, man merkt der ganzen Anlage ja die Geschichte als Blumengarten nach französischem Vorbild an, zwischendrin gibts dann aber eben auch Tigertatzikatzis bei der Fütterung, mit Körben spielende Orang-Utans, fischverschmähende Pinguine, Gorillas, Elefantöses und nicht zuletzt auch eine große Abteilung mit Frischfisch und diversem mehr oder minder giftigem Reptilienallerlei (Krokofantenviecher, Danger Noodles und Nope Ropes).

Neben den ganzen tierischen Sehenswürdigkeiten kann man aber auch stundenlang nur Blumen angucken. Es gab auch eine Sonderausstellung zum Thema Chilischoten, wo mir schon vom Hingucken die Augen tränten – ich mag ja scharfes Zeugs nicht mal anasatzweise, und da standen die schärfsten Chilisorten der Welt in der Gegend herum… Wie auch immer, man kann in der Anlage problemlos den ganzen Tag zubringen und sich Steaks und Schnitzel in der Lebendform aus der Nähe angucken.

Gruppenkuscheln in der Fußgängerzone

Ich hatte dann so gegen halb drei Uhr nachmittags die Schnauze voll, die Füße taten weh, die Sonne brannte inzwischen wieder runter wie blöde, zu Mittag gegessen hatte ich auch noch nicht und vier Kilometer Fußmarsch zurück in die Innenstadt lagen auch noch vor mir. Ich lief also wieder fast den gleichen Weg zurück wie am Morgen und ärgerte mich über den Gürtel an der Hose, der es nicht schaffte die Hose da zu halten wo ich sie gerne gehabt hätte – das mit dem Abnehmen hatte irgendwie besser geklappt als ich es mir vorgestellt hatte.

In der Innenstadt herrschte dichtestes Getümmel in einer Mixtur aus Touristen auf Sightseeingtour, Einheimischen auf dem Weg in den Feierabend und Geschäftsleuten, die von einem Termin zum nächsten hetzten. Und ich mittendrin. Eigentlich suchte ich einen einfachen 08/15 Supermarkt, damit ich mir noch Verpflegung für den nächsten Tag kaufen konnte. Nachdem ich diesen gefunden hatte, lief ich erstmal dran vorbei und zur örtlichen Filiale einer bekannten Elektronikfachmarktkette. Dort erstand ich tote Hosen im Sonderangebot für 5.55 und Neuauflagen der Spätwerke von Led Zeppelin – muss man halt haben sowas, auch wenn man es schon mal im Schrank stehen hat… Nach diesem ebenso wichtigen (für die persönliche Laune) wie unnötigen (aus rein rationaler Sicht) Einkauf ging es nun noch in den Supermarkt. Dort deckte ich mich mit Reiseproviant ein und gönnte mir zur Feier des Tages noch eine Extraration Schokolade.

Danach ging es direkt zurück ins Hotel. Dort fiel mir endlich auch auf, was mich schon die beiden vorherigen Tage genervt hatte – beim Reinkommen steckt man seine Türkarte in eine Halterung neben der Tür, und erst daraufhin kann man das Licht einschalten. Soweit, so klar und einleuchtend. Aber warum zum Henker schalten sich dann alle Lampen und der Fernseher ein? Und wieso muss ich dann erstmal durchs ganze Zimmer tapsen, um alles wieder abzuschalten? Und wer denkt sich so einen energietechnischen Schwachsinn aus?

Anyway, das war der letzte Tag in Stuttgart, am nächsten Tag ging es zurück nach Erlangen.

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