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Tagesreise

11. August 2014, 12:30 Uhr von Uwe

Nachdem ich heute nun doch keine Tagestour mache (dazu später mehr) habe ich nun doch Gelegenheit, den gestrigen Tag in Form von viel sinnlosem Geschreibsel noch mal Revue passieren zu lassen – da kann sich dann mein Lieblingsbruder immerhin als Grammatikfreak outen. Alle anderen können den Artikel getrost ignorieren, Fotos kann man sich in der Galerie anschauen.

Ich war also gestern wie bereits geschrieben in Würzburg unterwegs. Die Hinfahrt erfolgte in zwei Etappen, beginnend mit einer Busfahrt um eine völlig nachtschlafene Zeit, zumal an einem Sonntag morgen. Nichtsdestotrotz war Betrieb im Bus, da fuhren drei Typen mit, die es schafften mich in nur 10 Minuten bis zur Weißglut zu nerven mit ihrem Gequatsche. Anscheinend wollten sie zum Flohmarkt in Erlangen, sie hatten dicke Taschen dabei und einen zusammengeklappten Tisch und diskutierten eifrig Preise für gebrauchtes Vinyl von Uriah Heep und andere Obskuritäten, allerdings in einer Lautstärke die weder dem Tag noch der Uhrzeit angepaßt war. Zum Glück hatte ich danach meine Ruhe.

Auf dem Bahnhof stand ich erstmal gemütlich völlig alleine in der Gegend herum und beobachtete die Wolken. Am frühen Morgen hatte es noch etwas getröpfelt, nun war es immer noch stark bewölkt, allerdings traute sich die Sonne so langsam zwischen den Wolken hervor. So gings dann bei einsetzendem Sonnenschein nach Würzburg, in einem Triebwagen, der eine unangenehme Gemeinsamkeit mit einem Teekessel hatte: Er heulte lautstark vor sich hin. Das wurde durch erhöhte Lautstärke des tragbaren Beschallungsgerätes ausgeglichen, was wiederum dafür sorgte, dass ich bis Würzburg doch keinen Nachtschlaf nachholen konnte. Egal, wir kamen mit fünf Minuten Verspätung bei schönstem Sonnenschein an und ich machte mich auf den Weg in die Stadt.

Würzburg

Würzburg wurde mir von vielen Kollegen als sehr sehenswert empfohlen, allein ich kann diese Meinung überhaupt nicht teilen. Es ist zunächst mal eine Stadt wie jede andere auch: dreckig und laut. Wenigstens war die Stadt quasi ausgestorben, da sonntags die Läden geschlossen sind und um die Zeit die Touristen noch nicht aus den Hotelbetten gekrochen waren. So kam ich recht unbehelligt zum Mainufer neben dem Alten Kranen und überlegte mir den weiteren Plan: Hinauf zur Festung Marienberg über die Alte Mainbrücke, danach der Ausschilderung folgend an den restlichen Sehenswürdigkeiten entlang zur Residenz. An dieser Stelle verfluchte ich außerdem meinen Fotoapparat, der Batterien schneller aussaugt als ein Vampir eine Blutkonserve. Sämtliche Fotos stammen daher vom smarten Fon.

Das hieß dann zunächst erstmal einen knackigen Anstieg hinter mich zu bringen, der jedoch mit einer prima Aussicht über die Stadt belohnt wird und sehr empfehlenswert ist. Am späten Vormittag kam ich dann wieder über die Mainbrücke, inzwischen waren die ersten Touristenmassen angerollt, ebenso hatten die üblichen Touristenfänger (silber geschminkte Typen, die sich das Stillstehen bezahlen lassen) Position bezogen. Ich hatte immerhin das Glück, die Würzburger Schleuse in Aktion zu erleben, weil zufällig gerade ein Kahn angeschippert kam.

Residenz

Anschließend gings mehr oder minder zielgerichtet an den restlichen Kirchen und Sehenswürdigkeiten zur Residenz. Für 7,50 EUR darf man auch eintreten, Führung ist inklusive, nicht obligatorisch, und fürn Arsch. Ich hätte über eine halbe Stunde auf die Führung warten müssen, darauf hatte ich keine Böcke, also marschierte ich ungeführt durch den Bau. Ich hab bei solchen Bauten ja immer das Gefühl, dass die jeweiligen Herrscher unbedingt was kompensieren mussten – heutzutage kauft sich der von der Midlife-Crisis geplagte Mann einen Sportwagen, damals musste es halt ein Palazzo Prozzo sein. Dieser wirkt auch heute noch beeindruckend, allerdings müsste man deutlich mehr von Kunst und Kirchengeschichte verstehen, um die ganzen Puttenfiguren, Fresken und Wandteppiche richtig würdigen zu können. Mein Fall ist das weniger, und die Führung, der ich bei meinem Streifzug über den Weg lief, konnte das nicht ändern – die Erklärungen wurden auswendig heruntergeleiert und waren aufgrund des Halls in den weiten Hallen ohnehin kaum zu verstehen. Außerdem rannten die Touristen hier natürlich auch wieder in Massen herum. Interessanterweise waren es fast alles Gäste aus dem Ausland, als Sprachschnipsel drangen diverse englische Dialekte, Französisch, Italienisch oder Spanisch und natürlich Chinesisch und Japanisch an mein Ohr.

Insgesamt kann man sich die Residenz definitiv von innen anschauen, auch wenn mir die andauernden Hinweise auf den an der Kasse für wenig Kohlen zu erstehenden ausführlicheren Reiseführer bereits im dritten Zimmer mächtig auf den Zeiger gingen. Ich schlenderte abschließenderweise noch durch den Hofgarten, der jedoch extrem überlaufen war und somit nur wenig zu meiner Erbauung beitragen konnte.

Rückfahrt auf Umwegen

Inzwischen war es kurz nach 12 und in meiner Magengegend machte sich mein Magen durch deutliches Knurren bemerkbar. Aus diesem schönen Grunde gings zurück zum Bahnhof und zum dort ansässigen Systemgastronomen. Ich verleibte mir also ein paar Stücken explodiertes Huhn mit frittierten Kartoffelstreifen ein und spülte das ganze mit braunem Zuckerwasser runter. Nun hatte ich noch eine gute halbe Stunde Zeit, bis der Zug fahren sollte, die verbrachte ich mit herumstehen am Bahnsteig und Beobachten von mehr oder minder überforderten Reisenden – wenn natürlich zwei Züge gleichzeitig ankommen und mehrere Hundert Reisende samt übergroßer Koffer über schmale Treppen andere Bahnsteige erreichen wollen, gibt das schon mal Stau.

Die Rückfahrt selbst erfolgte auf Umwegen, da ich die direkten Wege (via Schweinfurt bzw. Nürnberg) schon kannte. Diesmal ging es mit der Bummelbahn zunächst nach Treuchtlingen und von dort weiter nach Ingolstadt, von wo aus ich dann wieder zurückfahren wollte. Die Verbindung von Würzburg nach Ingolstadt kann ich aus touristischer Sicht nur empfehlen, man fährt zunächst schön am Main entlang und durchquert später noch das Altmühltal, was ebenfalls sehr sehenswert ist. Im Übrigen kommt man unterwegs auch durch Pappenheim, womit jetzt endlich geklärt wäre woher ich meine Pappenheimer kenne. Abschließend führt die Strecke noch einmal quer durchs Audi-Werksgelände in Ingolstadt.

In Ingolstadt wartete ich bei brütender Hitze auf den Zug zurück nach Erlangen, wobei die Fahrt ja bis Nürnberg hauptsächlich unterirdisch erfolgt, was ich spontan zum Schlafen nutzen konnte. Und so kam ich gegen 18:30 Uhr wieder daheim an, und justamente in dem Augenblick, in dem ich aus dem Bus steige intoniert der tragbare Krawallmacher den passendsten Song des Tages: Lift – Tagesreise.

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