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Sonnentagswanderung

27. August 2019, 19:50 Uhr von Uwe

Die zweite Wanderung des Urlaubs führte an einem schönen sonnigen Sonntag vom Weisshorn mit Umwegen nach Arosa. Dazu gabs Begegnungen der erwarteten und weniger erwarteten Sorte und am Ende kaputte Sohlen (am Fuß und an den Wanderschuhen). Aber der Reihe nach…

Ran an den Berg – rauf auf den Berg (28.8 km, ↗2010m, 3m)

Der Tag begann wie schon der vorherige – mit dem Frühstück nämlich. Und weil Sonntag war gabs zusätzlich zu zwei Wurstbrötchen auch noch ein Frühstücksei. War aber ein bissl länglich gekocht. Frisch gestärkt gings dann (eine Thronsitzung später) wie schon am Vortag zum Bahnhof, allerdings bei deutlich besserem Wetter. Der Zug war aber auch besser besucht als am Vortag, insbesondere von Familien mit kleinen Kindern. Die wollten in allererster Linie nämlich ins Bärenland Arosa, da gibts nämlich übergroße Teddybären zu begucken. Mich interessierten diese nun nicht so wirklich, ich seh ja schon jeden Morgen einen Brummbär wenn ich in den Spiegel gucke. Aber ich schweife ab.

Diagramm

Der Zug brachte mich ohne weitere Vorkommnisse und (muss ich das erwähnen?) pünktlich nach Arosa. Es quietschte auch wieder schön in den Kurven, und im Gegensatz zum Vortag gabs auch Aussicht bis zum Horizont (was nicht viel heißt wenn man im Tal zwischen diversen Zweitausendern unterwegs ist). Auf jeden Fall hieß es in Arosa nun umsteigen zur Seilbahn zum Weisshorn. Die Verkäuferin wollte mir noch penetrant die erweiterte Eintrittskarte aufschwatzen (nur einen Franken mehr) mit Zutritt zum Bärenland und Rückfahrt und allen anderen Extras. Interessierte mich alles wie die Wasserstandsmeldung vom letzten Winter, ich wollte ja nur rauf auf den Berg, runter gehts schließlich mit Hilfe der Schwerkraft von ganz alleine.

Wenige Minuten und eine widerspenstige Barcode-Leseaktion am Eingang später gings dann auch schon los, zunächst zur Mittelstation (da war dann schon von der Seilbahn aus ein Exemplar von Ursus arctos zu sehen, also warum noch extra Eintritt zahlen?) und dort einmal Umsteigen später bis zum Gipfel. Der liegt auf ungefähr 2500m, nach Chur (1900m tiefer) sinds in Luftlinie keine 12km und überhaupt hat man eine tolle Aussicht in alle Richtungen – außer in Richtung Arosa, da hat die Automarke mit den vier Ringen ein riesengroßes Werbebanner aufhängen lassen, um harmlose Wanderer von den Vorteilen von elektrischem Antrieb zu überzeugen (dabei hat der beste Audi fünf Zylinder und nen Turbolader und nen dicken Auspuff, und zwitschert beim Runterschalten wie ein überlautes Vögelchen).

Diagramm

Zwei Füße am Doppelgipfel (12.6 km, 277m, 1117m)

Oben am Gipfel angekommen schmierte ich mich erstmal mit ordentlich Lichtschutzfaktor ein, Vorbeugen ist bekanntermaßen besser als nach hinten fallen. Dazu wurde dann noch die khakifarbene Dunstkiepe auf die Rübe geschnallt und schon konnte es losgehen, allerdings erst nachdem ich ein paar semitolle Fotos von der tollen Aussicht gemacht hatte. Und da ich schon oben auf dem Gipfel rumstand konnte es der Logik nach nur bergab gehen. Und da man sich mit der Logik nicht anlegen kann (weil sie einfach immer Recht hat) gings natürlich auch bergab. Und zwar ganz schön steil – schwarze Piste war ausgeschildert, allerdings gabs da im Sommer keinen Schnee – was meiner Traktion durchaus zuträglich war. Und ich laber schon wieder viel zu viel.

Erster Zwischenhalt war der Carmennapass, danach gings dann noch ein Stück den Berg hinab, allerdings deutlich weniger steil. Und ehe ich michs versah war ich unterhalb des Hörnligipfels angekommen. Ab da gings bergauf, schön gemütlich und langsam und mit diversen Pausen zum Fotos machen (und Luft holen). Dort war dann auch mächtig Betrieb mit jeder Menge anderer Wanderer auf dem Weg zur Hörnlihütte bzw. von dort wieder nach unten.

Diagramm

Und eben jene Hörnlihütte war das nächste Ziel. Diverse Höhenmeter und ungefähr zwei Stunden Wanderung später hatte ich besagte Hütte auch schon erreicht. Im Hintergrund Richtung Norden gabs ziemlich düstere Gewitterwolken, in Richtung Süden gabs Sonnenschein und einen orangenen Rettungshubschrabschrab. Also wurde die Pause ein wenig gekürzt und die Operation Abstieg in Angriff genommen (so werd ich bestimmt nie ein guter Trainer).

Das Ziel vor Augen

Der Abstieg gestaltete sich schwieriger als gedacht. Weniger wegen der Wegstrecke als vielmehr aufgrund diverser unerwarteter Hindernisse. In diesem Gebiet ist es nämlich so, dass es einen ganzen Haufen Mountainbike-Trails gibt, für die ganzen Hohlbirnen, die nicht schnell genug unten ankommen können. Und eben diese Hohlbirnen belästigen dann auch noch harmlose Wanderer indem sie auf den Wanderwegen runtergurken müssen. Und da kann man nicht wirklich mit dem MTB lang, da gehts nämlich wirklich über Stock und Stein. Und Platz zum Schieben ist da auch nicht wirklich. Entsprechend genervt reagieren dann die Wanderer.

Diagramm

Neben diesen zweirädrigen Rindviechern gibts in der Schweiz natürlich auch noch jede Menge vierhufige Rindviecher in verschiedenen Farben, Sorten und Größen. Einzige Gemeinsamkeit war, dass nicht eins davon lila war (wieder mal). Diese Rindviecher stehen da also in der Gegend rum wie Steinpilze und glotzen gelangweilt. Außerdem sprangen ein paar Schafe durch die Gegend, und im Hintergrund pfiffen alle Nase lang irgendwelche unsichtbaren Murmeltiere in der Gegend herum.

Ich kam jedenfalls irgendwann an einem kleinen Bach an, der da irgendwo von oben herunterplätscherte und in den Schwellisee mündete. Dort waren tatsächlich zwei Badenixen damit beschäftigt, sich zumindest mit den Beinen im eiskalten Wasser abzukühlen. Da staunten nicht nur die Rindviecher nicht schlecht. Von dort gings nun in relativ sanftem Abstieg die restliche Strecke hinunter nach Arosa. Dieses Ziel der Wanderung hat man ja eigentlich die ganze Zeit im Blick, aber es ist gut wenn es dann nicht nur näher kommt, sondern man auch irgendwann mal so gut wie da ist.

Diagramm

Mein Lieblingsbruder unterrichtete mich in der Zwischenzeit über die neuesten Sportergebnisse (Notiz fürs Lesen in ferner Zukunft: MotoGP Österreich 2019, letzte Kurve). Ich hingegen stapfte den Berg hinunter durch Innerarosa. Das zieht sich noch mächtig gewaltig, bis man mehrere Kilometer später dann doch irgendwann mal in Arosa am Bahnhof ankommt. Da war alles abgesperrt wegen einer Sportveranstaltung, da rannten irgendwelche sportbegeisterten Typen langstreckenmäßig um die Wette. Ist mir schleierhaft wie man an sowas bei brütender Sommerhitze auch noch Spaß haben kann…

Besser langsam gefahren als schnell gelaufen (25.8km, 60m – Rundungsfehler, 1162m)

Ich setzte mich auf die nächstbeste Bank am Bahnhof und wartete auf den Zug. Der fuhr auch kurz darauf ein, gut gefüllt mit Hotelgästen aus allen Ecken dieser Welt. Diese wurden auch direkt vom Hotelpersonal in Empfang genommen. Derartigen Service brauch ich ja nicht, ich kann meinen Koffer auch noch alleine bis zum Hotel ziehen. Aber gut, Service ist Service und wenn mans bezahlt hat… Ich suchte mir also ein kuschliges Plätzchen und alsbald quietschte der Zug gemächlich den Berg hinunter nach Chur. Mit ihm Zug saßen diverse andere Touristen, die scheinbar ein ausgesprochenes Interesse daran hatten sich an Tunnelwänden oder Fahrleitungsmasten die Rübe amputieren zu lassen… Man sollte da schon echt vorsichtig sein wie weit man die Rübe aus dem Fenster streckt, der Zug zuckelt zwar nur mit 30 Sachen, aber im Zweifelsfall ist die Rübe dann trotzdem ab. Es passierte glücklicherweise doch nichts, wir kamen pünktlich und in einem Stück in Chur an.

Ich schleppte mich die letzten Meter zum Hotel und begutachtete dort erstmal die Flurschäden, die die Wanderung bei mir angerichtet hatte. Da waren zunächst mal die gelockerten Sohlen an den Wanderschuhen, da löst sich die Klebstoffbindung in Wohlgefallen aus. Nächster Punkt waren neue Blasen an den Füßen – nicht unbedingt schlimm, aber zumindest leicht nervig. Und im Lauf des Abends stellte ich dann noch fest, dass meine Ellbogen eine ungewöhnliche Affinität zum Kommunismus aufwiesen – da gabs doch glatt ein paar ziemlich krebsrote Stellen, wo ich am Morgen beim Auftragen des Lichtschutzfaktors geschlampt hatte. Dumm gelaufen. Das schlechte Wetter, was ich oben an der Hörnlihütte gesehen hatte, war übrigens an der Alpennordseite hängengeblieben und kam erst am späten Abend in Chur an, blieb dann aber auch bis zum nächsten Nachmittag.

Diagramm

Fazit: Schöne und schön anstrengende Wanderung. Meine Knie machten mit, die Muskeln auch, die Füße nicht ganz so. Mountainbiker sind doof, Kühe sind nicht lila, und Höhensonne ist gefährlich. Aufgrund leicht malader Fußsohlen und eines eher nass aussehenden Wetterberichts lautete der Plan des nächsten Tages nun, eine Bahntour durch die Ostschweiz zu machen. Aber das wird im nächsten Beitrag in epischer Breite durchgekaut werden.

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