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Steampowered

12. September 2015, 22:37 Uhr von Uwe

Nein, ich rede nicht von Computerspielen, sondern – wie könnte es anders sein – von Zeitmaschinen. Anyone remember Doc Brown und Marty McFly? Wo der Doc am Ende des dritten Teils Marty im Jahr 1985 seine neueste Zeitmaschine vorführt: „Marty, sie fährt mit Dampf!“ Jo, tut sie, und in vier Wochen sollten endlich Hoverboards und aufblasbare Schuhe sowie fliegende Autos und Der weiße Hai Teil 19 zum Alltag gehören. Aber ich schweife ab, der einzige Teil, der von den genannten real ist, ist das Fahren mit Dampf, das gibt es nämlich schon seit ungefähr 1769, und Mitte des 19. Jahrhunderts verbreitete es sich weltweit. Inzwischen ist die Technik ja etwas weiter, aber im Museum kann man zahlreiche Zeugnisse der Ingenieurskunst besichtigen. Und genau ein solches war das Ziel der heutigen Reise (wobei heute der 18.8.2015 ist).

Fahrtplanung

Das Ziel des Tages war das bayrische Eisenbahnmuseum in Nördlingen. Dieses liegt in einem ehemaligen Bw, welches seinerseits auf den Bau von württembergischen und bayrischen Bahnstrecken zurückgeht, zu der Zeit, als es da noch verschiedenste Königreiche gab. Da das Museum aber erst mittags öffnet, war vorher eine kleine Rundreise über verschiedene bayrische Nebenstrecken angedacht, damit ich auf meiner Streckenkarte ein paar weitere Strecken als befahren verzeichnen kann.

So führte mich die Fahrt zunächst einmal nach Ingolstadt, anschließend nach Augsburg, von dort nach Donauwörth und von da nach Nördlingen. Die Rückfahrt führte dann über die Landesgrenze nach Baden-Württemberg, um via Goldshöfe und Crailsheim wieder nach Hause zu fahren. Aber der Reihe nach.

Quer und längs durch Bayern

Die Beschreibung der Fahrt bis Nürnberg ist ebenso redundant wie hyperliquid, der interessante Teil begann mit dem ICE nach Ingolstadt. Das ist zwar eine doofe Strecke (Tunnel an Tunnel), aber ich hatte ja noch ein Achievement offen für eine Fahrt mit über 250 km/h. So setzte ich mich also in einen quasi leeren ICE 3, der aus Köln gekommen war und nach München fuhr. Der ICE 3 fährt planmäßig auf den passenden Strecken mit 300 km/h, und eine dieser Strecken ist gerade das Stück zwischen Nürnberg und Ingolstadt. Das Display im Zug zeigte denn auch irgendwann mal 298 km/h und ich konnte einen Haken machen.

In Ingolstadt war es wie auch schon in Erlangen und Nürnberg bedeckt, aber der Wetterbericht hatte Auflockerungen im Lauf des Tages angekündigt. So schlappte ich noch gemütlich den Bahnsteig hoch und runter und guckte mir den Betrieb im Güterbahnhof an, wo in erster Linie Autotransportwaggons (klaro) und in zweiter Linie Kesselwaggons rangiert wurden.

Dann fuhr der München-Nürnberg-Express ein, eine komische Mischung aus IC-Fahrzeugen zum Nahverkehrstarif, der eine preiswerte Alternative zum ICE darstellen soll, deswegen chronisch überfüllt und außerdem fast ausschließlich von Leuten mit klammem Geldbeutel genutzt wird. Das hatte dann eher was von Viehwagen, wie ich mir das so angesehen habe. Muss ich mir nicht antun.

Auf Nebenstrecken zum Ziel

Antun musste ich mir anschließend aber den Triebwagen Richtung Augsburg, der blöderweise keine Erste Klasse hatte. Nuja, kann man drüber streiten, da die erste Klasse in neueren Triebwagen komfortmäßig ohnehin keinen Unterschied bringt, war es verschmerzbar. Die Fahrt führte über eine eingleisige nichtelektrifizerte Nebenstrecke, landschaftlich ganz nett, und je näher wir Augsburg kamen, desto voller wurde der Triebwagen. Von Augsburg ging es nun wieder nach Norden Richtung Nürnberg, allerdings nur bis nach Donauwörth. Dort war nochmals Umsteigen angesagt, um schlußendlich nach Nördlingen zu gelangen. Hier ging es nun durch das Nördlinger Ries, das heißt da gabs dann mal Hügel, die sich tatsächlich mal vor dem ebenerdigen Vorder- und Hintergrund hügeligerweise abhoben.

Kurz vor Augsburg war auch tatsächlich die Sonne herausgekommen, und schon wurde es auch wieder ordentlich warm. Dies war spätestens im Lokschuppen des Museum zu bemerken. Um dorthin zu gelangen, war allerdings erstmal ein Fußmarsch notwendig, der mich vom Bahnhof aus auf die andere Seite desselben führen musste. Irgendein Depp hat das Empfangsgebäude gerade auf die falsche Seite gebaut, so dass man ungefähr 20 Minuten unterwegs ist, um über eine Fußgängerbrücke die Bahnstrecke zu queren, um schließlich auf der anderen Seite das Museum betreten zu können, welches Luftlinie keine 100m vom Bahnsteig entfernt ist… Letzterer punktet dafür durch eine richtig schön alte Bahnhofsgastronomie.

Museale Dampfrösser

Der Stolz des Museum ist eine bayrische S3/6, eine Schnellzugdampflok von ungefähr 1918, sowie eine 01, beide betriebsfähig. Daneben gibt es eine ganze Reihe Güterzugloks der verschiedensten Sorten und Größen (aber nicht Farben), z.B. 44er und 50er der diversesten Umbauvarianten, wobei die meisten Varianten aus der ehemaligen DDR stammen (50.35, 50.40, 50.50). Eine davon war früher sogar mal in Güsten im Einsatz.

Neben den ganzen großen Dampfrössern gibt es noch die üblichen eisenbahnspezifischen Ausstellungsstücke, verschiedenste Modelle, Waggons, etc. pp. Für das interessierte Fachpublikum ist das natürlich immer sehr interessant, für die zum Besuch verdonnerten Ehefrauen hingegen völlig egal. Eine dieser Ehefrauen musste sich die Erklärungen ihres allwissenden Ehegatten anhören, der zu jeder Lok irgendeine Weisheit zu wissen glaubte, wohingegen ich schon vom flüchtigen Zuhören merkte, dass er wenn überhaupt nur ein rudimentäres Halbwissen hatte. Eine Schnellzuglok ist ja nun durchaus recht einfach von einer Güterzuglok zu unterscheiden, bei Dampfloks zumindest. Ich hab nur die Klappe gehalten und an Dieter Nuhr gedacht…

Rückfahrt nach Erlangen

Nach ungefähr zwei Stunden war ich einmal durch (mehr als ein Lokschuppen ist es ja im Wesentlichen nicht), also verkrümelte ich mich bei inzwischen wieder ordentlicher Hitze zurück zum Bahnhof. Es folgte eine ereignislose Fahrt nach Goldshöfe. Das ist ein Bahnhof, der mitten in der Pampa liegt und vier Gleise hat, zwei links vom Gebäude und zwei rechts vom Gebäude. Im Gebäude selbst hockt eine arme Sau, die bei jedem Zug rausgehen muss, um die Bahnsteigsperre aufzusperren und nach der Abfahrt wieder abzuschließen. Die Bahnsteige selbst sind nicht etwa durchnummeriert, sondern es gibt auf beiden Seiten jeweils die Bahnsteige 1 und 2. Zur Unterscheidung hängt auf der einen Seite ein J dran (für Jagst), auf der anderen ein R (für Rems). Gebraucht wird der Bahnhof eigentlich nur zum Umsteigen aus Richtung Donauwörth in Richtung Crailsheim und umgekehrt, weil der Fahrplan kein Umsteigen im nur wenige km entfernten Aalen erlaubt.

Auf jeden Fall durfte ich mir da ungefähr 15 Minuten lang die Sonne ins Gesicht scheinen lassen, bevor dann ein Triebwagen angedieselt kam, der irgendwie nur von verpeilten Personen besetzt war. Einer fragte beim Zwischenstop in Jagstzell glatt, ob das der Zug nach Jagstzell sei (WTF?). Warum er das nicht beim Einsteigen in Ellwangen fragte entzieht sich meiner Kenntnis… In Crailsheim war schließlich statt Triebwagen wieder richtige Eisenbahn angesagt, allerdings in Form von mäßig modernisierten Silberlingen – ohne Klimaanlage bei über 25 Grad reisen macht wenig Spaß, wenn dann auch noch die Abteiltüren passend zum Fahrtwind lautstark mitschwingen.

In Nürnberg gab es nach dem Umsteigen schließlich noch nette Verspätung, weil der ICE wieder einer von der Sorte war, die unterwegs geteilt wird. Diesmal war die Teilung wenn ich mich richtig entsinne in Würzburg, eine Einheit fuhr weiter Richtung Ruhrgebiet, die andere Richtung Göttingen und von dort noch irgendwie weiter. Trotz x-facher Durchsagen am Bahnsteig und im Zug sorgte das nun wieder dafür, dass wir knapp 10 Minuten Verspätung hatten, als wir endlich abfuhren.

Die Verspätung änderte nichts mehr an meiner Busfahrt, und ich verbrachte den Rest des Abends mit dem Packen des Koffers für die Reise nach Hamburg, die am nächsten Morgen stattfinden sollte.

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