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Dumm gelaufen

5. September 2015, 18:07 Uhr von Uwe

Am 13.8. machte ich eine Reise mit Hindernissen. Eines dieser Hindernisse war meine eigene Blödheit, aber auch die Bahn tat ihr Bestes…

Eigentlich(tm) hatte ich vorgehabt, mir mal Wittenberg oder Erfurt anzuschauen. Beim Prüfen der Bahnverbindungen stellte ich dann aber fest, dass man nur mit massiven Umwegen in diese Städte fahren konnte, da die Bahn gerade zahlreiche Baustellen eingerichtet hatte und nur Schienenersatzverkehr unterwegs war. Erschwerend kam hinzu, dass zwischen Aschersleben und Dessau die Züge wegen Personalmangel ausfielen (und Stand heute immer noch ausfallen). Damit waren keine vernünftigen Fahrten möglich und ich saß abends fluchend auf dem Sofa und ging damit meinen Eltern ziemlich auf den Zeiger.

Damit sich dies änderte, wurde nun gemeinsam Vorschläge gesammelt, die eher in der Nähe lagen, namentlich Merseburg als alte Domstadt und die alte Heimat Halle (z.B. wegen des Beatles-Museums). Nun stellte sich aber auch da heraus, dass das zeitlich alles blöd war. Ohne Bahnverbindung in Richtung Halle (siehe oben) hätte ich morgens mit meiner Mutter mitfahren müssen und hätte bereits gegen 7 Uhr in Halle gestanden. Da haben aber sämtliche Museen zu, und man steht dann drei Stunden auf dem Marktplatz wie eine Statue. Darauf hatte ich dann auch nicht wirklich Lust. Zu guter Letzt verfiel ich auf die Idee, eine Harztour zu machen und mir die Welterbestadt Quedlinburg anzusehen. Und das lief dann im Einzelnen so ab:

It was 20 years ago today…

Meine Lieblingsmutter (die mit der manchmal lockeren Schraube) fuhr mich morgens gegen 6 Uhr via Eisleben nach Halle. Dabei machten wir einen Abstecher durch Halle-Neustadt, wo wir in grauer Vorzeit mal 11 Jahre lang gelebt hatten. Vor etwa 20 Jahren waren wir von dort weggezogen, und seitdem wurden vor allem die Bäume größer, viele Häuser abgerissen und andere modernisiert. Das war durchaus mal ganz interessant zu sehen, obgleich wir nur einmal der Magistrale in Richtung Halle folgten.

Am Hauptbahnhof angekommen wartete ich auf den Zug in Richtung Kassel. Dieser brachte mich problemlos bis nach Nordhausen. Hier hatte ich nun eine knappe Stunde Zeit zum Umsteigen. In dieser Zeit musste natürlich noch eine Fahrkarte gekauft werden, denn die Harzer Schmalspurbahnen haben ihren eigenen Tarif (den ich für etwas bekloppt halte, aber anscheinend wollen die meisten für die Fahrt zum Brocken deutlich mehr löhnen, anstatt in Schierke auszusteigen und zu laufen). Ich hatte mit der Planung sogar noch Glück, die Fahrt würde von Nordhausen nach Quedlinburg komplett mit Dampfzügen gemacht werden. Ich musste natürlich einmal umsteigen, da ich nicht zum Brocken wollte.

Auf schmaler Spur in die Berge

So wartete ich auf dem Bahnsteig, schaute mir die Duo-Straßenbahn an (elektrisch im Stadtverkehr, mit Diesel auf der Strecke Richtung Ilfeld) und verfolgte das Rangieren der Dampflok. Ich suchte mir schließlich einen schönen Sitzplatz, der zwei Minuten später nicht mehr schön war, denn da enterte eine Horde wildgewordener Grundschulkinder samt Betreuerstab den Waggon. Nuja, kann man nix machen, ab dem Beginn der Fahrt standen aber eh alle auf den Außenplattformen an den Waggonenden.

Der Schaffner kam durch und verkaufte nach der Fahrkartenkontrolle noch Schnaps (ich trinke zwar keinen, kann jetzt aber Gästen welchen anbieten) und erklärte mir, dass ich in Eisfelder Talmühle umsteigen müsste und mein Anschluss von Gleis 3 abfahren würde. Das tat er dann auch, allerdings ohne mich. Und das kam so:

Unser Zug hatte bei Ankunft in Eisfelder Talmühle ungefähr fünf Minuten Verspätung, das war ungefähr auch die Zeit, die ich zum Umsteigen hatte. Ich orientiere mich beim Aussteigen an der Bahnsteigkante und stand nun auf dem Bahnsteig zwischen Gleis 1 und 2. Zum Gleis 3 auf der anderen Seite musste ich einmal um den Zug rumlaufen. Bis ich das gemerkt und den Überweg erreicht hatte, war der Anschlusszug aber auch schon laut schnaufend losgedampft. Da stand ich nun ich armer Tor, und war um eine ungeplante Erfahrung reicher – aufgrund eigener Blödheit (ich hätte nicht um den Zug rumlaufen müssen, einfach nochmal einsteigen und auf der anderen Seite wieder raus hätte ja gereicht) den Anschluss zu verpassen war mir auch noch nie passiert.

Ein Uwe steht im Walde

Zum Glück hatte ich wenigstens Empfang mit dem smarten Phone und konnte so einen Blick auf den Fahrplan werfen. Das unerfreuliche Ergebnis hieß: Zwei Stunden warten auf den nächsten Zug. Nun liegt Eisfelder Talmühle mitten im Wald. Da führt eine Straße dran vorbei, es gibt ein (zu dieser Uhrzeit geschlossenes) Restaurant und Wanderwege in drei Richtungen. Was es nicht gibt sind Bänke zum Hinsetzen. Und so hieß es nun für mich: „Ein Uwe steht im Walde ganz still und stur“…

Nachdem ich dann zwei Stunden lang bei sengender Hitze im Wald gestanden hatte wie ein Steinpilz kam endlich der nächste Zug in Form eines kleinen Triebwagens. Nun konnte ich mich endlich setzen, meine Laune war allerdings ziemlich im Eimer. Den Plan, nach Ankunft in Quedlinburg noch einen Stadtbummel zu machen hatte ich ob der Temperaturen verworfen und eigentlich wollte ich nur noch zurück nach Güsten. Statt 13 Uhr irgendwas war ich nun erst 15 Uhr irgendwas in Quedlinburg, die Luft hatte irgendwas oberhalb von 30°C und ich musste dank der tollen Personalpolitik der Bahn (siehe oben) nun noch einen Umweg über Magdeburg fahren. Zum Glück ist Güsten immer noch ein Bahnknotenpunkt von ehemals drei Strecken. Eine ist stillgelegt, auf der zweiten fährt grad nix, also bleibt immer noch die dritte…

Und so endete endete eine Tour, die nicht ganz so lief, wie ich mir das vorgestellt hatte. Auf jeden Fall weiß ich jetzt aber, wie das mit dem Umsteigen in Zukunft besser funktioniert.

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