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Alteisenbegutachtung

6. September 2014, 13:05 Uhr von Uwe

Weiter geht es mit dem Urlaubsrückblick. Wir sind inzwischen beim letzten Tag der Koblenzreise angekommen, und dieser wich in einer relevanten Eigenheit von den anderen Tagen ab: Ich fuhr nicht mit der Bahn.

Bahnbezug hatte der Tag trotzdem, aber erst gegen Mittag. Vorher spazierte ich gemütlich durch die südlichen Stadtviertel von Koblenz. Dort gibt es noch einige wenige Wohnhäuser aus der Gründerzeit, dazwischen stehen dann jeweils Neubauten aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Viertel muss vor dem Krieg vermutlich so ähnlich ausgesehen haben wie der Kaßberg in Chemnitz, davon ist aber nur noch rudimentär etwas zu erkennen.

Dafür gibt es am Rheinufer noch n+1 Denkmäler, z.B. für Kaiserin Augusta, für ehemalige Rheinbrücken, für nicht mehr existente Geburtshäuser ehemaliger französischer Staatsmänner und derlei mehr. Ich spazierte also am Rhein entlang in Richtung Norden, dann wieder durch die Altstadt (die ich nun tatsächlich und endgültig einmal komplett gesehen hatte), bevor ich dann per pedes die Mosel via Balduinbrücke überquerte. Der weitere Weg führte mich vorbei an der Falckenstein-Kaserne (eine Kaserne als Weltkulturerbe, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen) zum Güterbahnhof Koblenz-Lützel. Dort befindet sich nämlich das DB-Museum (bzw. ein Teil des Verkehrsmuseums Nürnberg, welches wiederum auch einen Standort in Halle/Saale hat) .

Damit erklärt sich dann auch der Eisenbahnbezug des Tages. In Koblenz gibt es in erster Linie elektrische Lokomotiven zu sehen, und da wiederum liegt der Schwerpunkt auf den Einheitsbaureihen der Bundesbahn aus den 60er und 70er Jahren. Dazu gibt es das übliche Sammelsurium an Signalen und sonstiger Technik, die man als Bahnreisender nicht sieht, ohne die es aber nicht geht. Dazu kann man sich einen sehr interessanten Film ansehen, der beschreibt, wie im Hintergrund die Weichen und Signale gestellt werden, und was alles passieren muss, damit ein Zug in einen Bahnhof ein- und ausfahren darf. Das ist nämlich wesentlich komplexer als man gemeinhin so annimmt.

Für den lächerlichen Eintrittspreis von 2.50 EUR war ich also deutlich über zwei Stunden im Museum unterwegs, guckte mir die Loks teilweise auch von innen an (leider waren die Maschinenräume nicht zugänglich), besichtigte Salonwagen aus der Zeit, als man noch internationale Staatsbesuche mit dem Zug machte und knipste einige alte Werbeplakate (als die Bahn noch nicht vom Wetter redete, sondern pünktlich war). Interessant aus politisch-historischer Sicht war eine Karte des Streckennetzes von 1963. Die innerdeutsche Grenze war ebenso eingezeichnet wie die Grenzen vor dem Krieg, der entsprechende Teil Polens war beschriftet als „derzeit unter fremder Verwaltung“ und natürlich waren die Ortsnamen alle Deutsch. Es ist immer wieder spannend was man so aus Landkarten an Informationen zur politischen Großwetterlage herauslesen kann. Daneben ist es natürlich immer wieder bezeichnend, wenn man die Dichte des Streckennetzes von damals und heute vergleicht…

Nachdem ich das Museum also vorwärts und rückwärts ausführlichst abgegrast hatte, wollte ich den Nachmittag damit verbringen, an der Mosel entlang zu spazieren. Das klappte auch ganz hervorragend, zumindest anfangs. Ich überquerte die Mosel auf Höhe der Staustufe Koblenz, da gibt es eine Fußgängerbrücke mit hervorragendem Blick auf die Schleusenanlagen. Und wie ich da über die Brücke trampele, kommt gerade ein Flusskreuzfahrtschiff in die Schleuse gefahren. Die Schleusenkammer ist 12m breit, das Schiff ca 11.5m Das heißt da muss ein über 100m langes Schiff exakt gerade einparken, sonst gibts kaltverformtes Blech. Da zuzuschauen war schon sehr beeindruckend. Der Schleusenvorgang selbst ist dann unspektakulär, das Schiff schwimmt am Ende halt knapp 5m höher als vorher.

Während ich also dem Schiff hinterherguckte, wie es weiter die Mosel hinauf fuhr, sah ich im Hintergrund wunderschöne dunkle Regenwolken. Ich war noch nicht von der Brücke runter als es auch schon anfing mit schütten – und kaum hatte ich den am ersten Urlaubstag gekauften Regenschirm aufgespannt war der Spuk auch schon wieder vorbei, es hatte nicht mal gereicht, den Fußweg richtig nass zu machen… Allerdings waren hinter der ersten Wolkenfront weitere dunkle Wolken auszumachen, weswegen ich den Plan änderte und zurück in die Altstadt marschierte. Dort hätte ich beim nächsten Regenguß eher eine Möglichkeit, mich in irgendein Cafe zu setzen. Und genau so kam es auch, und ich landete im Eiscafe Brustolon.

Während ich dort noch damit beschäftigt war, einem Eisbecher zu Leibe zu rücken, verfinsterte sich draußen der Himmel endgültig und ein schicker Landregen setzte ein. Die Chefin fluchte auf italienisch, weil die Gäste ausblieben, die Bedienung (Studentin im zweiten Semester) verkippte einen Eiscafe auf ihr T-Shirt, einige Stammgäste kamen und gingen, draußen wurden Regenschirme spazieren geführt, und hinter diesen Regenschirmen trotteten dann einige Touristen durchnässter Weise übers Pflaster… und ich saß knapp anderthalb Stunden im Cafe und beobachtete das muntere Treiben.  Und damit das nicht zu langweilig wurde, spülte ich den Eisbecher währenddessen noch mit einem Kännchen Kaffee runter.

Am späteren Nachmittag war denn endlich Schluß mit nass, die Wolken verzogen sich, die Sonne kam raus und innerhalb von Minuten war der Laden voll, was für mich das Signal war zum Abdüsen. Auf einigen kurzen Umwegen lief ich nun zurück zum Hotel, schoss noch ein paar letzte Fotos und begann dann schon damit, meinen Koffer für die Abreise am nächsten Morgen zu packen. Der Hauptteil des Abends bestand jedoch darin, die richtige Bahnverbindung rauszusuchen. Dazu aber mehr im nächsten Beitrag.

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