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Album der Woche

5. September 2021, 11:46 Uhr von Uwe

Wer mich kennt wird diese Woche nicht überrascht sein, um welchen Künstler es heute gehen wird. Und wer mich nicht kennt, braucht auch nicht überrascht sein, ein runder Geburtstag ist schließlich immer ein guter Grund für eine übertriebene Huldigung…

Machen wirs kurz: Die größte Rampensau des 20. Jahrhunderts und einer der einflussreichsten Rockmusiker überhaupt würde heute seinen 75. Geburtstag feiern – Freddie Mercury nämlich. Dass der Mann eine Legende ist und einige der größten Hits der letzten 50 Jahre geschrieben hat – geschenkt. Dass seine Musik im Gegensatz zu ihm unsterblich ist – auch geschenkt. Spannenderweise haben selbst die Mainstream-Medien in den letzten Jahren erkannt, welchen Einfluss er und die Band Queen hatten. So kam gestern eine Doku zur besten Sendezeit und heute kommt der Bohemian Rhapsody-Film in der Glotze, ebenso zur besten Sendezeit.

Werfen wir also einen Blick auf zwei relevante Alben, die dieses Jahr ebenfalls runden Geburtstag feiern: „A Day At The Races“ von 1976 und „A Kind Of Magic“ von 1986.

A Day At The Races“ war das Nachfolgewerk zum Überalbum „A Night At The Opera“ – eigentlich gehören beide Alben zusammen, was man schon am Artwork erkennen kann. Stilistisch gibts auch hier wieder die volle Breitseite quer durch alle möglichen und unmöglichen Stilrichtungen, vom Hardrock im eröffnenden Tie Your Mother Down über Pianoballaden (You And I, You Take My Breath Away) bis hin zu Ausflügen zum Walzer (The Millionaire Waltz) und zu Music-Hall (Good Old-Fashioned Lover Boy).

Markantestes und vermutlich bekanntestes Stück des Albums ist aber der Nachfolger von Bohemian Rhapsody – nämlich Somebody To Love. Hier wird alles an Bombast und Studiotricks aufgefahren was damals möglich war, der Satzgesang der Jungs ist sowieso einzigartig und den Inhalt des Songs unterschreib ich ebenso 😉 George Michael lieferte beim Freddie Mercury Tribute Concert eine phänomenale Leistung ab, als er dieses Stück sang. Das muss man erstmal hinkriegen.

Das Album erreicht meiner Meinung nach nicht ganz die Klasse von „A Night At The Opera“, entfaltet aber als Gesamtwerk eine ähnliche Faszination und enthält mindestens zwei der größten Hits der Bandgeschichte. Muss man als Fan also definitiv kennen.

Zehn Jahre später war die Musik von Queen völlig anders. Anfang der 80er waren die stilistischen Ausflüge mehr oder weniger Geschichte, vor allem Freddie orientierte sich sehr an der damals angesagten elektronischen Pop- und Diskomusik, sehr zum Missfallen der anderen Bandmitglieder. In diesem Spannungsfeld entstanden völlig anders geartette Hits wie Radio Ga Ga und I Want To Break Free, andererseits gab es massive interne Querelen im Bandumfeld. Der Auftritt bei Live Aid 1985 hingegen gilt als Live-Sternstunde nicht nur von Queen, sondern von Rockbands überhaupt im allgemeinen, und war (laut Band-Doku) ein wichtiger Impuls für die weitere Arbeit der Band.

Aus dieser Gemengelage heraus entstand 1986 „A Kind Of Magic„. Große Teile des Albums tauchen im Film Highlander auf, es ist aber kein offizieller Soundtrack. Die stilistische Vielfalt der 70er Jahre ist natürlich nicht mehr zu finden, es dominieren Pop-orientierte Songs wie A Kind Of Magic (nebenbei der erste Titelsong eines Queen-Albums überhaupt), One Year Of Love oder Pain Is So Close To Pleasure (auf dem Freddie in der vokalen Stratosphäre unterwegs ist). Die Rock-Fraktion kommt hingegen bei One Vision, Gimme The Prize (Kurgan’s Theme) und Princes Of The Universe auf ihre Kosten, und mit Friends Will Be Friends gibt es den (natürlich zum Scheitern verurteilten) Versuch, ein neues We Are The Champions zu schreiben.

Das emotional berührendste Stück des Albums ist aber ohne Frage Who Wants To Live Forever? – ein Duett von Freddie und Gitarrist Brian May. Begleitet werden sie von einem Orchester, thematisch geht es um die Beziehung zwischen dem unsterblichen Highlander und seiner sterblichen Frau. Natürlich kann man das Stück auch auf Freddie münzen, aber diese Interpretation entspricht nicht der Wahrheit.

Das Album finde ich insgesamt dann doch eher schwächer (im Queen-Kosmos, andere Bands würden wer weiß was dafür geben ein solches Album aufzunehmen), die Spätwerke sind kohärenter, und an die Qualität der Frühwerke kamen sie nach 1980 ohnehin nicht mehr heran, jedenfalls nicht auf Albumlänge – wobei das Geschmackssache ist, ich bevorzuge eben die rockigen Frühwerke. Das Titelstück und eben Who Wants To Live Forever sind trotzdem unsterblich. Und auf den heutigen Tag verteilt werde ich sicher noch die eine oder andere Nummer von Queen hören 🙂

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