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Album der Woche

19. August 2021, 16:35 Uhr von Uwe

Diese Woche gehts um einen großen Klassiker einer englischen Band, die zu den Pionieren der härteren Rockmusik gehörte. Da gibts so einige Bands, auf die diese Beschreibung passt, deswegen stellt sich da nun natürlich die Frage, wer das denn nu ist.

Ja, wer ist es denn nun? Die Band? Nein die Band war die Begleittruppe von Bob Dylan. Ja aber WER denn nun? Ja, genau die. The Who nämlich. Die sangen schon Mitte der sechziger was von wegen „hope I die before I get old“, was aber am Ende nur Schlagzeuger Keith Moon aka „Moon the loon“ durchzog. Bassist John Entwistle verstarb 2002, Windmühlengitarrist Pete Townshend und Sänger Roger Daltrey werden nun wohl erst sterben nachdem sie doch alt geworden sind. Aber sie haben Musikgeschichte geschrieben: fette Liveauftritte inkl. Zerstörungsorgien der Instrumente, zahllose zerlegte Hotelzimmer, Rockopern, Nummer-1 Hits, Auftritt bei Woodstock, und nicht zuletzt geht der Name Led Zeppelin auf Keith Moon zurück.

Soviel also zur Vorrede, das Album der Woche wird dieses Jahr runde 50 Lenze alt: „Who’s Next„. Das Vorgängeralbum, die Rockoper „Tommy“ war künstlerisch ambitioniert und war ein großer Erfolg, enthält aber aus meiner persönlichen Sicht außer dem Überhit Pinball Wizard nur jede Menge verkopftes Zeugs. Das ist nun bei Who’s Next ganz anders. Ursprünglich wollte Pete Townshend Tommy noch übertrumpfen und eine multimediale Rockoper schreiben – das endete mit einem Nervenzusammenbruch, der Großteil der Songs formte nun dieses Album, ohne dass es zu einer komplexen Rockoper ausgearbeitet wurde.

Die Hälfte des Albums ist auch auf diversen Greatest Hits-Veröffentlichungen enthalten, das sagt eigentlich schon alles aus über dieses Album. Die musikalische Landschaft hatte sich seit Tommy verändert: Hippies waren out, Black Sabbath, Deep Purple und Led Zeppelin hatten den Hardrock neu definiert und The Who legten nun nach. Neun Songs sind auf dem Album zu finden, mit Längen zwischen knapp über zwei und weit über acht Minuten. Der Großteil kommt aber unter fünf Minuten auf den Punkt.

Das Album beginnt gleich mal mit einer Innovation: Baba O’Riley setzt auf ein Synthesizer-Riff. Das folgende Bargain enthält wiederum Synthesizer, der Fokus liegt aber viel stärker auf der Gitarre, und Keith Moon trommelt dazu kreuz und quer – aber immer die passenden Fills. Love Ain’t For Keeping kommt akustische daher und ist eher verzichtbar, geht dafür aber auch nur knapp über zwei Minuten. John Entwistle hat seinen großen Auftritt bei My Wife – mit Bass, Gesang, Piano und Bläsern. Die A-Seite wird beschlossen von The Song Is Over, einer an Tommy erinnernden Ballade mit viel Pianogeklimper.

Die B-Seite wird mit Getting In Tune eröffnet, und ich hab den Eindruck dass die Band auch erstmal den halben Song brauchte um auf Betriebstemperatur zu kommen, denn erst da nimmt das Stück Fahrt auf. Going Mobile beschreibt die Freuden des Lebens im Wohnmobil, so dass man gehen kann wohin man will. Nuja, kann man diskutieren, der Song ist jedenfalls eher unscheinbar und stinkt gegen die folgenden zwei großen Klassiker ebenso ab wie der Rest des Albums. Behind Blue Eyes ist einer der größten Klassiker der Bandgeschichte, beginnt akustisch – „No one knows what it’s like, to be the bad man, to be the sad man, behind blue eyes.“ – und wächst sich am Ende zu einem fetten Rocksong aus – „When my fist clenches, crack it open, before I’d use it and loose my cool“. Das Riff am Ende des Songs taucht dann auch bei der großen Schlussnummer nochmal auf – war halt für eine Rockoper gedacht, wo solche Stilmittel üblich sind.

Eben diese Schlussnummer ist auch die mit Abstand längste des Album (achteinhalb Minuten), und für mich der beste Song der Bandgeschichte: Won’t Get Fooled Again. Hier kommt nochmal alles vor was es auf dem Album zu entdecken gibt: Synthesizer-Riffs, fette Riffs, ein ebenso wilder Bass, Keith Moons dynamisches Schlagzeugspiel und natürlich der markante Urschrei von Roger Daltrey – ein gewisser Bruce Dickinson bediente sich dieses Mittels später bei The Number Of The Beast. Textlich ist es die Feststellung, dass Revolutionen auch nicht wirklich was ändern – „Meet the new boss, same as the old boss“.

Fazit: Drei ganz große Hits, dreimal überdurchschnittlich und dreimal so lala – eine einfache Formel für einen großen Klassiker der Rockgeschichte.

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