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Heute hier, morgen dort (Teil 1)

23. Juni 2014, 19:51 Uhr von Uwe

Ich hab diese Woche Urlaub und nutze das für Tagestouren zu ausgewählten Orten. Das heißt früh aufstehen, mit der Bahn irgendwohin juckeln, Sightseeing machen und wieder zurück fahren, um abends 22 mehr oder weniger unfähigen Leuten beim Rasenhalma zuzugucken. Soviel also zur Vorrede, los gehts mit der heutigen Tagestour.

Das ursprüngliche Ziel für heute war gar keines, weil ich nämlich überhaupt noch keinen Plan hatte, was ich mit dem Montag anstellen würde. Allerdings wurde dann irgendwie das Ziel „Wartburg“ vorgeschlagen, und da ich dort noch nicht war, wurde dieser Vorschlag kurzerhand in die Tat umgesetzt. Der Tag begann also mitten in der Nacht (halb sechs Uhr morgens ist im Urlaub halt schon arg früh), damit ich pünktlich um sieben am Bahnhof stehen konnte. Das klappte problemlos, ebenso wie die erste Etappe der Fahrerei, nämlich von Güsten nach Erfurt. Da fährt man erstmal bis Sangerhausen auf der sogenannten Kanonenbahn, wo man unterwegs noch politischen Losungen folgen kann – in Klostermansfeld gibt es immer noch die Abzweigbahn zum VEB Mansfeldkombinat Wilhelm Pieck (also zumindest das Schild gibts noch), und in Blankenheim müssen noch heute alle Räder für den Sieg rollen…

Auf jeden Fall verpennte ich die Fahrt größtenteils, bevor ich in Erfurt umsteigen durfte in die Bummelbahn nach Eisenach. Die kam aus Halle und war anscheinend bis unters Dach gefüllt mit StudentInnen (oder wie auch immer die jetzt politisch korrekt genannt werden wollen), die zum Montag wieder zur Uni anreisten. Ich genoss danach aber eine wunderschöne Fahrt in einem richtigen(tm) Zug. Also so einer mit einer Lok vorn dran, und man konnte sogar die Fenster aufmachen. Und dank der BR182 vorn dran wurde beim Beschleunigen jeder Porsche verblasen. Kein Vergleich zu den Nerv-Triebwagen mit Unterflurkrawallmaschine aka Motor, wo man ja drinnen teilweise sein eigenes Wort nicht versteht, und bei denen man unterwegs Blumen pflücken könnte, wenn man nur ein Fenster aufmachen könnte.

Anyway, kurz vor 10 war ich in Eisenach angekommen und begann mit einem kleinen Stadtbummel. Dabei wurden folgende Dinge festgestellt: Die Innenstadt ist klein und verwinkelt, es gibt jede Menge historischer Wahrzeichen, die entweder was mit Luther, Bach oder der SPD zu tun haben (den Teil mit dem Autobau ließ ich weg, weil das Museum montags geschlossen hat und ich eh keine Zeit gehabt hätte). Es gibt zu den ganzen Wahrzeichen und Sehenswürdigkeiten auch Wegweiser (im Fall der Wartburg sind die sogar zweisprachig deutsch/japanisch). Kurz darauf stellte ich dann auch fest, dass die Wegweiser ein großes Problem haben: Sie zeigen die Richtung in Luftlinie an, was nicht wirklich was bringt, wenn in der Luftlinie eine Sackgasse neben der nächsten ist und man so erstmal ewig laufen muss, um dann doch irgendwie mal den korrekten Wanderweg zu finden. So oft hab ich mich jedenfalls noch nie verlaufen in Deutschland, obwohl die initiale Richtung vollkommen gestimmt hatte (wie ich dann dem Plan entnehmen konnte, den ich dann oben an der Wartburg angekommen konsultierte). Und nachdem ich auf dem richtigen Weg war, irritierten die Entfernungsangaben („Wanderweg, 30min“, 5min später „Wanderweg, 10 min“, ich war dann 45min später oben angekommen…)

Wenn man weiß wo es langgeht braucht man jedenfalls ungefähr eine Stunde zu Fuß da hoch (je nach Wetter und Kondition) und wenn man Glück hat mit dem Wetter, gibts dann sogar gute Aussicht. Aktuell sind aber Bauarbeiten, weswegen man nicht überall reinkommt. Trotzdem war Betrieb wie beim Sommerschlußverkauf, alle fünf Minuten kam ein Kleinbus voller lauffauler alter Säcke an. Vielleicht hatten sie aber auch einfach nur vor der Beschilderung kapituliert… Ich knipste also die obligatorischen Fotos (werden hier noch nachgereicht), guckte mir alles vorwärts und rückwärts an, bestieg alle erreichbaren Aussichtsplattformen und freute mich darüber, dass die Sonne erst rausgekommen war, als ich oben angekommen war. Und kurz nach halb eins gings dann schon wieder hinunter in die Stadt.

Ich hatte mir zwar auf dem Plan vor der Burg angeschaut, wo ich hätte langlaufen müssen, allerdings kam da zwischendrin wieder eine Abzweigung ohne Wegweiser, weswegen ich am Ende doch wieder woanders rauskam als gedacht. Ich folgte dann einfach meinem eingebauten Navi (grobe Richtung Nord und bergab) und landete dann wieder am Marktplatz, von wo aus der Weg dann klar war. Als Ergänzung zum Morgen konnten jetzt noch kulinarische Eigenheiten festgestellt werden: Wer anderen eine Bratwurst brät, hat ein (mobiles) Bratwurstbratgerät. Auf 200m Fußgängerzone gab es gleich drei von diesen, allerdings kostete die „Original Thüringer Rostbratwurst“ jeweils 2 EUR, was mir zu teuer war, weil man sie am Erfurter Hauptbahnhof für 1.80 kriegt (am Alex in Berlin kostet die Bratwurst 1.45, aber die ist dann vermutlich nicht original thüringisch angerostet).

Gegen 13:30 war ich wieder am Bahnhof, verdrückte ein Sandwich und fuhr anschließend wieder zurück, praktischerweise auf der gleichen Strecke wie am Morgen, so dass ich mir die Erzählung der Rückfahrt sparen kann – interessiert vermutlich ja sowieso niemanden.

Zusammenfassung

360,002 km Bahn gefahren, auf der Wartburg gewesen

Positiv

  • auf der Wartburg gewesen
  • zwischen Erfurt und Eisenach in einem schön altmodischen Zug gefahren
  • Der Bahnhof Eisenach hat hübsche Wandmosaike und einen sehr schönen Wartesaal mit Wartburgmotiven (also den vierrädrigen)

Negativ

  • völlig unbrauchbare Wegweiser

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