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Album der Woche

18. Mai 2023, 21:08 Uhr von Uwe

Nachdem es letzte Woche vor lauter Text- und Storyanalyse kaum um die eigentliche Musik ging, gibt es diese Woche das volle Kontrastprogramm – ein rein instrumentales Album. Also beinah fast, ein paar kurze gesprochene Sätze gibt es, die lassen sich aber sogar dezimal an zwei Händen abzählen.

Das Album der Woche feiert in diesem Monat seinen 50. Geburtstag, erschien also folgerichtig im Jahr 1973. Es gilt als Meilenstein des Progrock (da erschienen in dem Jahr ja so einige) und begründete eine ganz spezielle Weltkarriere eines Multiinstrumentalisten, der zunächst mit diversen rein instrumentalen Alben Erfolge feierte, bevor er in den 80er Jahren plötzlich Chart-Erfolge feierte. Die Soundwelten, die er kreierte waren komplett neuartig, sind ausgesprochen zeitlos und haben einen ganz besonderen Charme. Die Rede ist von Mike Oldfield und seinem Debütalbum „Tubular Bells„.

Das Album enthält keine Songs im traditionellen Sinne, sondern zwei Teile, die dem LP-Format geschuldet sind, ergo zweimal etwas über 20 Minuten Musik am Stück. Dementsprechend gibts da relativ wenig zu erzählen, man muss sich das mal ganz in Ruhe anhören und wird dann schon merken obs einem gefällt.

Ich hatte meine Erstbegegnung mit dem Album über eine Best-Of, da war ein Auszug vom letzten Abschnitt des ersten Teils zu hören. Dieser Teil enthält auch die einzigen gesprochenen Worte, denn über einem ständig wiederholten recht komplexen Riff (verglichen mit dem was man sonst so in der Rockmusik findet), werden nach und nach Schichten von Instrumenten gelegt, die jeweils angekündigt werden („grand piano“, „glockenspiel“, „two slightly distored guitars“ … „…and introducing acoustic guitar“ …) Und diese Aufschichtung endet mit dem namensgebenden Instrument (…“plus tubular bells“). Das sind so etwa die letzten acht Minuten des ersten Teils.

Das Intro des ersten Teils wurde im Kinofilm „Der Exorzist“ verwendet, was dem Album große mediale Aufmerksamkeit verschaffte und dafür sorgte, dass es 1973-74 lange in den Charts blieb. Die Kritik war sich dabei allerdings nicht wirklich einig, was sie von dem Album halten sollte – es ist halt so völlig anders als alles andere was damals wie heute veröffentlicht wurde und wird.

Oldfield selbst lieferte ja danach noch eine ganze Reihe weiterer Album in ähnlicher Machart ab, bevor er 1980 das erste Mal auf kürzere, songorientierte Wege wechselte, und wie eingangs erwähnt plötzlich mit Moonlight Shadow die Singlecharts aufmischte. Das Album dazu, „Crises“ erschient fast auf den Tag zehn Jahre nach „Tubular Bells“, und feiert dementsprechend dieser Tage seinen 40. Geburtstag.

Auf dieser Scheibe finden sich mit bereits genanntem Moonlight Shadow und Shadow On The Wall die zwei größten Hits seiner Karriere. Oldfield hatte dabei immer auf hervorragende Mitmusiker zurückgegriffen, Maggie Reilly zum Beispiel sang neben Moonlight Shadow so einige andere Sachen für ihn ein und ging auch mit auf Tour. Shadow On The Wall hingegen wird von Roger Chapman gesungen, der damals in der britischen Rockszene eine feste Größe war. Bekanntester Gastsänger auf dem Album dürfte aber Jon Anderson von Yes sein, der In High Places mit seiner unnachahmlichen glockenhellen Stimme intoniert. Neben den beiden Hits verblasst der Rest des Albums zugegebenermaßen aber ziemlich.

Fazit: „Tubular Bells“ ist ein Album, dass sich schwerlich mit typischer Rockmusik vergleichen lässt. Am ehesten könnte man es noch als „die Ideen klassischer Musik, ausgedrückt mit modernen Instrumenten“ beschreiben. „Crises“ hingegen ist ein Sammelsurium von kommerziellen Popsongs, gekoppelt mit einem Longtrack.

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