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Album der Woche

7. September 2022, 21:14 Uhr von Uwe

Diese Woche wieder direkt und quasi sozusagen live aus dem Zentrum des ganzen Irrwitzes aus dem mein Leben nun mal so besteht. Und weil es letzte Woche so schön war bleiben wir auch gleich im Jahr 1987, machen aber einen Sprung über den großen Teich – war letzte Woche noch Boston angesagt, geht es jetzt ins zukünftige Brexitannien.

Den großen Exit hatte es bereits zwei Jahre vorher gegeben, und dieser hatte sich bereits über Jahre abgezeichnet. Die Mitglieder von Pink Floyd – denn um die geht es heute – hatten sich schon Ende der 70er mehr oder weniger komplett zerstritten, und während solche kreativen Differenzen manchmal besonders geniale Ergebnisse bringen war hier die Luft definitiv völlig raus. Roger Waters auf der einen und David Gilmour plus Nick Mason auf der anderen Seite trafen sich zur Schlammschlacht vor Gericht – immerhin war und ist die Marke Pink Floyd ordentlich was wert – und parallel dazu wurden vergleichsweise erfolglose Soloalben auf den Markt gebracht.

Es dauerte bis 1987, dass Pink Floyd ihr „And then there were three“ namens „A Momentary Lapse Of Reason“ in die damals noch real existierenden Plattenläden wuchten konnten. Musikalisch ist es dabei je nach Sichtweise völlig belangloser Hochglanz-Artrock, andere schätzen die Neuinterpretation des klassischen 70er-Jahre Floyd-Sounds mit vielen flächigen Keyboards, die Rick Wright beisteuerte, bevor ihn Roger Waters aus der Band drängte. Nun war er wieder an Bord, und das hört man.

Das Album ist im Gegensatz zu den großen Floyd-Werken der 70er kein Konzeptalbum, sondern „nur“ eine Ansammlung von Songs. Das meiste bewegt sich im Bereich um fünf-sechs Minuten, die Single Learning To Fly ist nochmal ein Stück kürzer und eigentlich ein stinknormaler unauffälliger Rocksong, der eigentlich nur deswegen relevant ist weil er eben von Pink Floyd ist. Musikalische Überraschungen gibt es so gut wie keine – die Songs gehen größtenteils einfach gut ins Ohr und tun nicht weiter weh (On The Turning Away, One Slip). Im längeren Instrumental Terminal Frost gibt es mal ausgedehnte Saxofonpassagen, Dogs Of War kommt ziemlich düster (und für mich im Albumkontext völlig deplatziert) daher. Bleibt als Highlight noch das achteinhalbminütige Sorrow, bei dem Gilmour schön düstere Gitarrenklänge auspackt, bevor der Song sich zu einem relativ normalen Rocksong mit schicken Soli entwickelt.

Highlight wie bei Floyd üblich ist die Verpackung. Für das Coverfoto schleppte man hunderte Betten an den Strand, nur um sie dann wegen einsetzendem Regen wieder wegräumen zu müssen. Im zweiten Anlauf war das Bild dann im Kasten – heutzutage macht man sowas mittels Kopierpastete am Rechner.

Fazit: Kein Vergleich mit früheren Meisterwerken, kaum progressiv im Sinne von „neue musikalische Impulse gebend“, einfach nur gut produziert und gespielt. Weltbewegende Alben sind aber im weiteren Verlauf des Herbstes geplant, es bleibt also spannend.

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