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Album der Woche

6. Mai 2022, 21:05 Uhr von Uwe

Diese Woche geht es ins London der frühen Siebziger. Da gab es neben zahllosen anderen Bands natürlich die Großen Drei des Hard Rock, namentlich Led Zeppelin, Deep Purple und Black Sabbath. Um die solls aber gar nicht gehen, sondern um eine Band, die neben diesen Drei oft zu Unrecht übersehen wird.

Die genannten Bands unterschieden sich ja stilistisch durchaus signifikant, die einzige Gemeinsamkeit war irgendwo die Verwendung von elektrischen Gitarren. Bei Uriah Heep – um die geht es heute – lag der Fokus aber eher auf dem Orgelspiel von Ken Hensley sowie auf Texten mit sehr märchenhaften Themen. Damit waren sie Wegbereiter für spätere Bands mit Fantasytexten (quasi sämtliche europäischen Power-Metal-Bands der 90er). Das Album der Woche nennt sich dementsprechend „Demons & Wizards„und stammt von 1972 (und dass es mal eine Truppe gleichen Namens mit Hansi Kürsch von Blind Guardian am Mikro gab kommt nicht von ungefähr).

Auf dem Album finden sich neun Songs, von denen mindestens zwei zu den All-Time-Klassikern des Hard Rock überhaupt zu rechnen sind. Auf der B-Seite gibt es ein paar vergleichsweise schwächere Songs, aber über die komplette Albumdistanz Weltspitzenklasse sein schafft man ja wirklich nur selten. Das eröffnende Stück ist jedenfalls gleich einer dieser All-Time-Klassiker, hat aber eher weniger mit Hardrock am Hut: The Wizard beginnt mit akustischer Gitarre und Lagerfeueratmosphäre, bevor nach knapp einer Minute die restliche Band dazukommt. Die charakteristischen hohen Schreie von Sänger Dave Byron (mitsamt passenden Backingvocals) kommen in der zweiten Songhälfte dann aber auch zum Einsatz. Blind Guardian haben die Nummer später gecovert und sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auch zu ihrem Bard’s Song inspirieren lassen.

Es folgt mit Traveller In Time ein deutlich heftiger rockendes Stück, was trotzdem eine gewisse zauberhafte Stimmung verbreitet, die verzerrten Gitarren sind vergleichsweise in den Hintergrund gemischt. Verzerrter geht’s beim dritten Stück zu, was der zweite große Klassiker ist: Easy Livin‘, sowas wie das Paranoid von Uriah Heep. Auf gut zweieinhalb Minuten wird einfach gradeaus gerockt, bei Heep natürlich in erster Linie mit verzerrten Orgelklängen.

Das an vierter Stelle stehende Poet’s Justice ist vergleichsweise unauffällig, erzählt aber eine ganz nette Märchengeschichte und enthält ein schickes Gitarrensolo. Circle Of Hands, das letzte Stück der ersten Seite, beginnt hingegen mit sakralen Orgelklängen und getragenem Gesang. Im weiteren Verlauf steigert sich die Nummer aber zu einer starken Rockballade, die einige Bands im Bereich des späteren Rockradio-Sounds beeinflusst haben könnte.

Das nächste Stück ist mein dritter Favorit auf dem Album: Die Orgelklänge erzeugen eine unheilvolle und bedrohliche Atmosphäre, David Byron besingt dazu einen gefährlichen Rainbow Demon. Großes Kino, ein düster stampfendes Stück. Danach gibt es mit All My Life nochmal einen unauffälligen Lückenfüller, bevor es zum Finale aus Paradise und The Spell – die Songs gehen direkt ineinander über – geht. Ersteres ist erneut eine akustische Lagerfeuerklampferei, bevor nach fünf Minuten ein flotter Rocker reingemischt wird. Der teilt sich dann über gut sieben Minuten und mehrere Teile auf, diverse Aaaaah-aaaaah-Chöre als Begleitung zum Gitarrensolo inklusive.

Fazit: Das Album braucht den Vergleich mit den im gleichen Zeitraum veröffentlichten Alben der oben genannten Bands nicht scheuen. Wer Wert auf Riffs legt greift eher zu Black Sabbath, wer es märchenhafter mag wird dieses Album besser finden (und Zeppelin bzw. Deep Purple gehen sowieso immer). Und nächste Woche wirds dann wieder schwermetallischer.

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