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Album der Woche

12. Mai 2022, 21:49 Uhr von Uwe

Wie letzte Woche bereits angekündigt wirds diese Woche krawalliger. Und zwar geht es um das beste Album was eine Band nicht gemacht hat…

Dazu begeben wir uns 25 Jahre in die Vergangenheit, somit also ins schöne Jahr 1997 (bzw. 1998, denn da spielt die folgende kleine Geschichte). Klein Uwe (damals schon genauso hoch wie heute, aber ein Viertelpfund schlanker) hatte die ersten wirklich interessanten Metalbands erkundet, darunter natürlich Iron Maiden. Nach einem exzellenten Review eines Albums eines gewissen Ex-Sängers jener Band und einem Querverweis auf dessen Vorgängeralbum wurde umgehend das damals noch brandneue Internet genutzt um mittels des ebenso brandneuen Mediums mp3 einen Höreindruck zu kriegen (jaja, ich hab die Alben wenige Wochen später gekauft, und Jahre später die Rerelease nochmal wegen der Bonustitel, und überhaupt hätte ich ohne Probehören von mp3s wesentlich weniger Geld für CDs ausgegeben und dafür möglicherweise noch viel dümmeres Zeugs gekauft).

Der langen Vorrede kurzer Sinn: Das Album der Woche ist „Accident Of Birth“ von Bruce Dickinson. Dieser war ja 1993 bei Iron Maiden ausgestiegen und hatte danach solo nicht allzuviel bemerkenswerte Musik zustandegebracht. In erster Linie lag das an der musikalischen Ausrichtung, er hatte schlicht keinen Bock auf Heavy Metal. Allerdings ergab sich ab 1996 in Kollaboration mit Roy Z doch ein Sinneswandel. Bruce baute seine Begleitband um und holte Gitarrist Adrian Smith dazu (der ja auch von 1981 bis 1989 bei Iron Maiden gespielt hatte, an allen großen Klassikeralben beteiligt war und oft zusammen mit Bruce Dickinson Songs geschrieben hatte.

Iron Maiden hingegen waren in den 90ern deutlich weniger erfolgreich als noch in den goldenen 80ern. Grunge war allerorten große Mode, Steve Harris waren die kreativen Gegenparts abhanden gekommen – meiner Meinung nach schreibt Steve Harris seit ungefähr 30 Jahren die immer gleichen zu langen Songs, ohne dabei wie bis Fear Of The Dark gut auf den Punkt zu kommen. Nicht zuletzt nahmen die Fans Dickinsons Nachfolger Blaze Bayley nicht an. Im direkten Vergleich zu damals aktuellen Maiden-Album „The X Factor“ und „Virtual XI“ zeigen Bruce und Adrian mit Accident Of Birth mal eben, wie Iron Maiden in den 90ern hätten klingen können.

Die Verpackung der Scheibe ziert ein Werk von Derek Riggs, der ja bekanntermaßen so gut wie alle Album- und Singlecover von Iron Maiden bis 1990 erschaffen hat. Zu sehen ist der Clown Edison, was ein Wortspiel auf Maidens Maskottchen Eddie ist (Eddie’s Son). Wichtiger ist aber wie immer der Inhalt, und da haben wir 12 Songs, wovon eins ein halbminütiges Instrumentalstück ist.

Das Album wird eröffnet von Freak, einem klassisch an Maiden angelehnten Riffmonster der Sorte The Trooper. Da weiß man gleich wo der Hammer hängt. Es folgt das schon angesprochene kurze Instrumental, betitelt als Toltec 7 Arrival. Nach dieser kurzen Atempause geht es mit Starchildren gleich im gleichen Tempo weiter. Der Anfang des folgenden Songs Taking The Queen kommt hingegen akustisch daher, bevor es extra heftig zur Sache geht. Die Highlights des Albums in der Mitte spare ich hier jetzt mal aus und gehe direkt zu The Magician, das so dermaßen nach klassischen schnellen Iron Maiden klingt dass es eine Freude ist. Deutlich langsamer kommt danach Welcome To The Pit dahergewalzt, bevor Omega als Halbballade wieder mit akustischen Gitarren beginnt. Komplett akustisch ist dann der Rausschmeißer Arc Of Space, bei dem der Gesang natürlich besonder gut zur Geltung kommt – wobei man da eh nicht viel zu sagen muss, Bruce Dickinson ist nun mal einer der markantesten Sänger im Heavy Metal.

Die vier ganz großen Highlights haben sich wie schon angedeutet in der Albummitte versteckt: Das beginnt mit dem längsten Stück der Scheibe, Darkside Of Aquarius. Diese Nummer steht ganz in der Historie von Epen wie Revelations oder Powerslave. Besonders die Steigerung in der Mitte (beginnen mit „From the starlit sky, on the silver sea, a lonely silver surfer comes to push the wheel for me“) gehört zu den stärksten Momenten in Dickinson’s Karriere. Direkt danach folgt Road To Hell, das beste kurze Maiden-Stück was Maiden in den 90ern nicht geschrieben haben. Besonders atmosphärisch kommt hingegen Man Of Sorrows als Ballade daher. Die Nummer wurde auch als Single ausgekoppelt. Übrig bleibt nun noch das Titelstück, was zunächst ungewöhnlich heftig rifft und irgendwie besonders böse klingt, bevor traditionellere Klänge das Kommando übernehmen.

Fazit: Das mit Abstand zugänglichste Solowerk von Bruce Dickinson, und dabei so gut, dass Oberjungfrau Steve Harris angeblich noch heute schlechte Laune kriegt wenn man ihn auf dieses Album anspricht. Kurz: Das Beste Album was Maiden in den 90ern nicht veröffentlicht haben (und ganz nebenbei besser als alles seit Seventh Son Of A Seventh Son).

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