Jetzt hätt ich doch beinah das Schreiben dieses Eintrags verpeilt, weil ich zu sehr mit Jubiläen beschäftigt war. Heute vor 60 Jahren gabs schließlich die erste Folge Doctor Who (und neue Folgen gibts in den nächsten Tagen, woohoo :-)). Dass John F. Kennedy die Radieschen seit 60 Jahren und einem Tag von unten anguckt sei am Rande erwähnt. Was das mit dem Album der Woche zu tun hat? Rein gar nichts. Und deswegen zitieren wir nun Monty Python: „And now for something completely different.“
Das Album der Woche stammt aus dem Jahr 1983 und wurde von einer Band aus dem Land des Legosteins zusammengepuzzelt. Und damit nicht genug, die haben einen waschechten König in ihren Reihen. Naja, eigentlich steht da nur ein gewisser Kim Bendix Petersen am Mikro, aber das kann sich ja keiner merken, und ein cooler Künstlername wie King Diamond verkauft sich doch gleich viel besser. Bevor er Ende der 80er Jahre mit Schauermärchen und Horrorgeschichten Solo-Geschichte schrieb, kreischte er als Frontteufel von Mercyful Fate mal eben zwei der besten Metal-Alben der frühen 80er ein. Entsprechend geht es also heute um deren Debütalbum „Melissa„.
Das Album gilt allgemein als eines der ersten „extremen“ Metal-Alben, wobei das immer relativ zu sehen ist. Die Vocals des Kings mit seinem irrsinnigen Falsett sind sicher nicht jedermanns Sache, die Riffs sind anspruchsvoll, die Songs komplex und die Texte satanisch. Der längste Song läuft nach schlappen 11 Minuten ins Ziel, weil der Gitarrist einfach mit immer neuen Riffideen ankam. Kann man schon mal machen. Im Übrigen war der King auch einer der ersten (nach Alice Cooper, Kiss und Arthur Brown), der sich die Visage schwarzweiß bemalte und sogenanntes Corpsepaint populär machte (und damit unbeabsichtigterweise eine Horde norwegischer Pandabären inspirierte).
Eröffnet wird das dämonische Treiben stilecht mit dem Song Evil, was gleich mal die Marschrichtung vorgibt – düster und vertrackt. Noch etwas vertrackter wirds im folgenden Curse Of The Pharaohs. Die dritte Nummer hört auf den Titel Into The Coven, es geht also weiter fies und okkult zu. Die erste Seite wird dann von At The Sound Of The Demon Bell beschlossen, der Name ist Programm.
Auf Seite zwei finden sich nur drei Songs, beginnend mit dem knapp dreiminütigen Black Funeral. Herzstück der ganzen Scheibe ist das bereits erwähnte überlange Satan’s Fall, was nach rund der Hälfte in wilde Prog-Frickel-Sphären abdriftet, komplett mit Tempowechseln und allen Extras. Das Titelstück fungiert danach als Rausschmeißer und ist deutlich ruhiger und getragener als der ganze Rest des Albums.
Die Scheibe war wegweisend und inspirierte so große Acts wie Metallica (die auf einem in Kürze zu besprechenden Album mal eben die Hälfte dieses Albums in ein Medley verwursteten).
Zehn Jahre später reformierte sich die Band übrigens für die Scheibe „In The Shadows„, auf der sich bezugnehmend auf das Debüt der Weltklassesong Is That You, Melissa befindet.
Fazit: Ein wichtiges Puzzleteil der Metalgeschichte der 80er Jahre, aber aufgrund des gewöhnungsbedürftigen Gesangs sicherlich nicht für jedermann geeignet.

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