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Album der Woche

26. April 2023, 18:52 Uhr von Uwe

Eilmeldung des Tages: Im Laufe des Abends ist mit zunehmender Dunkelheit zu rechnen. So weit, so klar. Dass man daraus ein Konzeptalbum stricken kann, wenn es mitten auf der Erde einfach mal dunkel wird ist hingegen nicht ganz so klar. Und damit sind wir beim Album der Woche.

Dieses wird in diesen Tagen ein Vierteljahrhundert alt und stammt von einer Truppe von verirrten Wanderern, die ständig die tollsten Fantasysachen besingen, dabei aber aus dem ganz und gar unspektakulären Krefeld kommen. Dementsprechend wirds auch nicht mitten auf der Erde dunkel, sondern in Mittelerde, womit der Wortwitz aber auch schon weg ist. Für alle, die jetzt so dumm gucken wie eine Kuh wenn’s donnert (ein gerne genutzter Spruch meines Großvaters): Die Band nennt sich Blind Guardian, und die veröffentlichten 1998 ein Album namens „Nightfall In Middle-Earth„. Und das ist jetzt, man kann es erraten, das Album der Woche.

Diese Scheibe war so ziemlich mein Erstkontakt mit den Werken von Tolkien. Denn das Album basiert auf dem Silmarillion, was wiederum die episch lange Vorgeschichte für das Hauptwerk „Der Herr der Ringe“ darstellt. Allerdings ist das eher schwierig da einen Zugang zu finden, wenn man vorher überhaupt noch nix aus diesem Universum gelesen hat, denn da wird keine klassische Geschichte erzählt, sondern es enthält eher so einen Haufen „Märchen und Sagen aus längst vergangenen Zeiten“.

Die blinden Gardinen vertonen daraus nun die Geschichte der Silmaril. Das sind Edelsteine, die das Licht des Universums beinhalten (oder so ähnlich, Sonne und Mond werden später draus erzeugt) und um die dann die Elben auf der einen und Melkor/Morgoth (Oberboss von Sauron) kämpfen, was dann um drei Ecken zum Untergang Numenors (das Atlantis von Mittelerde) führt. Außerdem gehts um Krieg, unsterbliche Liebe und noch mehr Krieg. Halt so Zeugs, was man so aus Märchen und Sagen kennt.

Auf dem Album finden sich also insgesamt 22 Titel, wobei die Hälfte aber nur hörspielartige Zwischensequenzen sind, die ich persönlich inzwischen nur noch als unnötig empfinde. Aber es ist eine nette Idee und war ganz gut für die Atmosphäre. Wie auch immer, es gibt also elf echte Songs, wobei die Spanne von Pianoballade bis zum fetten Metal-Song reicht – mit deutlicher Schlagseite zu letzterem zum Glück.

Wie bei Blind Guardian typisch gibt es die fettesten Chöre und dicke Ohrwurmmelodien, neu hinzu kommen dem Thema entsprechend metal-untypische Instrumente. Ein wichtiger Anhaltspunkt wäre die Vokalakrobatik und der opernhafte Musikansatz von Queen, gemixt mit melodischem Heavy Metal aus der Helloween-Schule, aber eben in deutlich komplexer.

Das beginnt direkt mit Into The Storm, das direkt mal zeigt wo der Hammer hängt. Etwas getragener geht es beim semi-Titelstück Nightfall zu, wo die Chöre im Refrain extra dick auftragen. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch Blood Tears, wohingegen The Curse Of Fëanor dem Titel entsprechend zornig wütend daherkommt. Im hinteren Drittel des Albums findet man mit The Eldar die bereits erwähnte Pianoballade, bei der Hansi besonders brillieren kann. Richtig flott mit dickem Kriegerchor kommt hingegen When Sorrow Sang daher, einer meiner Favoriten auf der Scheibe. Das ganz große Highlight der Scheibe – und nebenbei so ziemlich der einzige Song, der überhaupt noch live dargeboten wird – ist aber Mirror, Mirror.

Das Album wird landläufig zu den besten Scheiben der Gardinen gezählt, ich sehe es inzwischen deutlich kritischer: Die ganzen Zwischenspiele gehen mir auf den Keks und zerstören für mich den Genuss. Die Songs hingegen sind nach wie vor Güteklasse A. Für Einsteiger ist das also eher mal nicht die beste Wahl (da bin ich nach wie vor bei „Imaginations From The Other Side“). Wenn man sich aber grob für Tolkien begeistern kann ist das Album eine Pflichtveranstaltung.

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