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Album der Woche

30. September 2021, 18:07 Uhr von Uwe

So, 1991 ist abgegrast, diesmal gehts zurück in die noch etwas weiter zurückliegende Vergangenheit. Zu einem Album, dessen Verpackung aussieht als wäre die Band mal eben hunderte Jahre in die Zukunft gehüpft. Womit wir auch genau beim Thema sind.

Besagtes Album feierte gestern 35. Geburtstag, erschien also folgerichtig 1986. Das Cover, der Sound und die Verpackung der Singles sind alle im thematisch gleichen futuristischen Stil gehalten und sehen nach wie vor einfach nur genial aus. Gezeichnet hat die Cover Derek Riggs, und bei den Kennern klingelt es jetzt schon. Jener Derek Riggs war nämlich exklusiv bei Iron Maiden unter Vertrag und zeichnete so ziemlich alle legendären Coverartworks der Band bis 1992 und war auch später hin und wieder für die Band tätig. Das Album der Woche heißt demzufolge „Somewhere In Time“ – und hat das wohl detaillierteste Coverartwork der Bandgeschichte mit zig Kreuz- und Querverweisen.

Die Songs drehen sich im weitesten Sinne um Raum und Zeit (Doctor Who approves) und enhalten – oh schockschwerenot – Gitarrensynthesizer. Geht ja mal gar nicht – oder doch? Klar geht es, aber ähnlich wie bei Judas Priest’s „Turbo“ war der Aufschrei wohl immens. Hat mich 10 Jahre später nicht die Bohne interessiert, als mein Bruder mit der Scheibe ankam, da war das Cover der Hingucker überhaupt, und der Sound  – Mix von Martin Birch und damit sowieso Weltspitzenklasse – ist nach wie vor um Welten besser als alles was die Band in den letzten 20 Jahren verbrochen hat. Außerdem hört man den Synthesizereinsatz nur an wenigen Stellen so wirklich superdeutlich.

Eine Stelle ist der Beginn des Albums, Caught Somewhere In Time. Klassisches Maiden-Songwriting der epischen Schule, was es so auch schon auf den früheren Alben gab, nur eben hier mit futuristischerer Klangfarbe. Es folgt die Single Wasted Years, die es als einziger Song noch heute in die Setlist schafft (und die des Doctors Tardis aufm Cover hat, was ich tatsächlich erst heute beim erneuten Blick aufs Singlecover im Internet gesehen habe – ha, man lernt nie aus). Sea Of Madness ist danach eher Füllmaterial, bevor Heaven Can Wait die erste Albumseite abschließt – ein weiteres klassisches episches Stück mit dickem „ohoho“-Teil zum Mitsingen beim Konzert.

Die zweite Seite wird eröffnet mit einem sehr eleganten fünfzigsekündigen Spannungsbogen, bevor The Loneliness Of The Long-Distance Runner (nach dem gleichnamigen Buch, was wir auch im Schulstoff hatten) losrennt. Steve Harris hat ja so einige dieser typischen galoppel-galoppel-Songs geschrieben (z.B. The Trooper), aber hier ist das Tempo meiner Meinung nach zu hoch, und Sänger Bruce Dickinson hat alle Mühe, gesanglich im gleichen Tempo zu bleiben. An zweiter Stelle folgt wie auf der ersten Seite eine Single, nämlich Stranger In A Strange Land (nicht nach dem gleichnamigen Buch) und enthält eines der prägnantesten Gitarrensoli von Adrian Smith – außerdem ist es einer von nur einer Handvoll Maiden-Songs die am Ende ausfaden. Auf dem Singlecover tritt Cyborg-Eddie als Clint Eastwood in einer Spacebar wie aus Star Wars oder Blade Runner auf, das Bild hing zu Studienzeiten über meinem Bett und begrüßte mich jeden Morgen.

Das folgende Deja-Vu ist dann wieder eine schnelle Nummer und mehr Füllstoff, den Abschluss des Albums bildet schließlich ein achteinhalb-Minuten-Epos namens Alexander The Great. Das Stück steht in der Tradition anderer Maiden-Epen wie Hallowed Be Thy Name, Powerslave oder Rime Of The Ancient Mariner, wurde aber live nie gespielt, obwohl es von den Fans immer wieder vehement gefordert wurde.

Das Album ist zwischen dem direkten Vorgänger „Powerslave“ und dem Nachfolger „Seventh Son Of A Seventh Son“ ein wenig untergegangen, gehört aber trotzdem zu den Alben, die man von Iron Maiden kennen sollte (was man von vielen der neueren Veröffentlichungen nicht behaupten kann). Und ich werd mir das Album jetzt auch zum ersten Mal seit langer Zeit (ha, schon wieder dieses Zeitthema) anhören.

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