Es gibt Alben, die kauft man sich wegen eines Songs (z.B. Rebel von John Miles). Und es gibt Alben, die hat man sich mal wegen eines Songs gekauft und stellt dann fest dass der Rest vom Album viel besser ist. Und das ist der Fall beim Album der Woche.
Wir gehen 30 Jahre zurück. Am 12. August 1991, und damit vor genau 30 Jahren, wuchten Metallica nach drei Jahren Pause ihr fünftes Studioalbum in die damals noch real existierenden Plattenläden. Ungefähr fünf Jahre später landet die CD dann auch in meinem Schrank. Und das ist natürlich nun Grund genug, dass die Scheibe mit dem Spinal-Tap-Gedächtniscover (blacker than the blackest black) Album der Woche ist.
Ich glaube nicht, dass ich bei einem Album, welches zu den meistverkauften Metal-Alben der Geschichte zählt, großartig erzählen muss, was Sache ist. Fünf der zwölf Songs wurden als Single ausgekoppelt und sind nach wie vor so gut wie unverzichtbar bei Konzerten, die restlichen Nummern halten durchweg ein hohes Niveau. Waren die vorherigen beiden Alben mit vertrackten und verschachtelten ewig langen Songs aufgefallen, gehts jetzt kürzer und mehr auf den Punkt zur Sache, es bewegt sich größtenteils im Bereich um fünf Minuten pro Song.
Der wesentliche Unterschied ist der veränderte Sound. Ich würde das schwarze Album heute nicht mehr unter Metal einsortieren, sondern eher unter Hard Rock. Das muss nicht per se etwas schlechtes sein, es erschloss der Band jedenfalls einen erheblich größeren Kundenkreis. Das Songwriting ist erheblich abwechslungsreicher als der reine Thrash, den sie auf den ersten drei Alben perfektioniert hatten (das vierte Album krankt an der schwachen Produktion, die hingegen ein großer Pluspunkt am schwarzen Album ist).
Das Gaspedal wird nur noch selten durchgetreten, Holier Than Thou geht noch flott nach vorn, wohingegen Sad But True so richtig fies langsam daherstampft und an Black Sabbath denken lässt. Enter Sandman kennt sowieso jeder, Wherever I May Roam bietet einige ungewohnte Klangtupfer, und die gesamte zweite Albumhälfte mit Through The Never, Of Wolf And Man, The God That Failed, My Friend Of Misery und The Struggle Within bietet solide Rockkost der gehobenen Klasse – allerdings auch nicht mit Überfliegerniveau.
Am weitesten von den Thrash-Wurzeln entfernten sich Metallica aber mit The Unforgiven als Semiballade und natürlich mit Nothing Else Matters (muss ich dazu was erzählen? Kennt doch sowieso jeder). Ich hab das Teil damals tatsächlich wegen Nothing Else Matters gekauft. Und heute kann ich die Nummer eigentlich nicht mehr hören. So kanns gehen.
Retrospektiv würde ich „Ride The Lightning“ und „Master Of Puppets“ dem schwarzen Album deutlich vorziehen. Andererseits kam nach dem schwarzen Album fünf Jahre nix und dann nur ein maues Rockalbum. So richtig in Form fand die Band erst weit nach der Jahrtausendwende wieder… Insofern steht das Album auch für das Ende einer Ära, denn wenige Wochen später ließ eine Truppe aus Seattle eine Platte auf die Menschheit los, die den Musikmarkt der Neunziger nachhaltig umkrempelte. Oder wie es ein Musikjournalist formulierte: „Da dämmerte mir, dass Enter Sandman nur der zweitwichtigste Song des Jahres war.“

13. August 2021, 20:16 Uhr
Mal wieder ein Album, das ich auch im Schrank stehen habe – und zwar als DVD-Audio. Interessante Einschätzung, dass es eher Hard Rock ist. Vielleicht gefällt es mir deshalb besser als die Thrash-Alben. Auf jeden Fall ist es vor allem deshalb ein tolles Album, weil man keinen Song skippen will und mit „The Unforgiven“ eine Fortsetzungsstory gestartet wurde.
13. August 2021, 21:33 Uhr
Da würde mich echt mal interessieren, ob sie das mit The Unforgiven so geplant hatten oder ob sie erst später für The Unforgiven II auf diese Idee kamen.
Aber klar, Geschmäcker sind verschieden – das ist ja das schöne, dass man da endlos drüber debattieren kann. Und ja, ich stimme zu dass es ein sehr homogenes Album ist – Nothing Else Matters würde ich trotzdem skippen wollen, die Nummer kann ich nicht mehr hören 😉