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Album der Woche

30. Mai 2024, 16:00 Uhr von Uwe

Wenn dieser Artikel erscheint bin ich hoffentlich – so die Götter des schienengebundenen Transports es gut mir meinen – erfolgreich einmal längs durch Deutschland gefahren, um in einer großen Hansestadt wild in der Gegend herumzurennen. Album der Woche gibt es trotzdem, ich hab da mal was vorbereitet…

Wild herumrennen ist ein gutes Stichwort, denn genau das macht eine Kapelle aus dem von mir heimgesuchten Hamburg seit vielen Jahrzehnten. Richtig, Running Wild sind gemeint. Dabei spielen sie seit quasi ewigen Zeiten ihren gleichen Stiefel runter – aber warum auch nicht, wenn er gut passt und zum wilden Herumrennen gut geeignet ist? Damit legen wir diesen überstrapazierten Kalauer jetzt mal auf Eis und konzentrieren uns aufs Wesentliche: Eine Auswahl fürs Album der Woche. Und wie schon letzte Woche kann ich mich nicht so richtig entscheiden, deswegen gibt es die dreifache Dosis.

Beginnen wir im schönen Jahr 1984 mit „Gates Of Purgatory„. Das war das Debüt der Band und ist als solches noch nicht ganz ausgegoren. Die Texte drehen sich noch ziemlich um Satanismus, das dafür zuständige Bandmitglied stieg später aus und wurde Priester… Aufgrund ebendieser Texte wurden Running Wild damals als Black Metal einsortiert, darüber kann man aus heutiger Sicht natürlich nur lachen. Musikalisch geht das alles schon in Richtung dessen, was man heute als europäischen Power Metal bezeichnet, und Running Wild gelten als einer der Urväter des Stils (neben Helloween, die ja auch aus Hamburg stammen – da scheint irgendwas im Elbwasser zu sein).

Songtitel wie Black Demon oder Soldiers Of Hell sprechen für sich, die Band scheppert sich durch acht Songs, wobei in erster Linie Adrian S.O.S. (Son Of Satan) und Prisoner Of Our Time zu gewissen Klassikern wurden. Ein guter Beginn einer langen Karriere, aber kaum repräsentativ für das Schaffen der Band.

Fünf Jahre später erschien „Death Of Glory„. Stilistisch hatte sich wenig geändert, allerdings ging es inhaltlich nun nicht mehr um Satan, sondern um Piraten (Tortuga Bay), Freiheitskämpfer (Highland Glory), Individualisten und sonstige außerhalb der Gesellschaft stehende Individuen. Die Songs sind ausgefeilter und länger, Riding The Storm knackt die sechs Minuten, The Battle Of Waterloo kratzt an den acht Minuten. Daneben gibt es mit Bad To The Bone noch einen der ganz großen Klassiker der Bandgeschichte, der inhaltlich leider nach wie vor viel zu relevant ist. Rock’n’Rolf Kasparek hat sich in der Hinsicht ja selten gescheut, klare Aussagen zu gesellschaftlichen und politischen Themen abzugeben.

Das Album kann als Beginn der besten Phase der Bandgeschichte gesehen werden, musikalisch hatte man sich gefunden, inhaltlich größtenteils ebenso, und dieses sowie folgenden Alben der frühen 90er sind entsprechende Qualitätsware, wenn auch ohne großartige stilistische Experimente.

Damit sind wir beim dritten und letzten Album für diese Woche: „Black Hand Inn“ erschien 1994. Auf 11 Songs mit insgesamt über einer Stunde Laufzeit wird hier allerfeinster Power Metal geboten, insbesondere Schlagzeuger Jörg Michael (trommelte u.a. für Rage, Mekong Delta, Axel Rudi Pell, Grave Digger und Stratovarius) setzt hier Impulse und treibt den Rest der Band zu Höchstleistungen an. Die Scheibe ist ein Konzeptalbum mit einer eher wilden Geschichte über hellseherisch begabte Piraten, das stört aber nicht weiter, die Songs sprechen für sich.

Fast alle Nummern sind ganz typisch für Running Wild, nur das abschließende Genesis (The Making And Fall Of Mankind) sprengt mit einer Viertelstunde Laufzeit den sonst üblichen Rahmen. Es ist dabei relativ egal ob man sich nun The Privateer, Freewind Rider oder Soulless reinzieht – steht Running Wild drauf, ist Running Wild drin. Auf diesem Album eben mit einer Schippe mehr Power.

 

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