Kategorien

Archiv

Kalender

Juli 2020
M D M D F S S
 12345
6789101112
13141516171819
20212223242526
2728293031  

Album der Woche

10. Juli 2020, 16:49 Uhr von Uwe

Livekonzerte fallen ja „aus Gründen“ in diesem Jahr weitestgehend flach, deswegen ist das Album dieser Woche ein Livealbum. Und zwar ein ganz wichtiges in der Karriere der entsprechenden Band, denn es war für sie der große Durchbruch für eine Weltkarriere.

Livealben zählten in den 1970er und 1980er Jahren zum guten Ton im Bereich Rock und Metal, nicht wenige werden als Meilensteine der Musikgeschichte angesehen – „Made In Japan“, „Unleashed In The East“, „Tokyo Tapes“ (Japan scheint ein gutes Pflaster für Livealben zu sein), „Strangers In The Night“, „Live & Dangerous“ oder „Live after Death“ (wer ohne Bemühen von Wikipedia die Bands zu den Alben aufzählen kann kriegt ein Bienchen) sind so mal eben die ersten in der Liste, die mir da einfallen würden. Und nicht wenige würden jetzt ein ganz bestimmtes Album in der Liste vermissen, aufgenommen im Sommer 1975 in den USA. Die Rede ist von „Alive!“ von – richtig – Kiss.

Auf die maskierten Rocker wurde ich ja erstmals um 1993-94 herum aufmerksam, als ich irgendwo im TV das Video zum damals noch recht aktuellen God Gave Rock’n’Roll To You sah, und dann irgendwann noch im Radio I Was Made For Loving You (miese Diskonummer, die ich schon lange nicht mehr zu den Highlights im Bandkatalog zähle, aber eben die einzige die im Radio gespielt wird) hörte. Und tatsächlich war eine Best Of von Kiss eine meiner allerersten selbstgekauften CDs, anno 1996 müsste das gewesen sein, nachdem sie grade große Reunion mit Masken und allem Drum und Dran verkündet hatten.

In den folgenden Jahren erstand ich dann nach und nach fast den kompletten restlichen Katalog der Band, und grade die Alben bis ungefähr Destroyer (anno 1979) sind nicht umsonst Klassiker geworden. Das erste Live-Album (zwei Jahre später folgte ein weiteres) der Band war eigentlich nur eine Notlösung, weil das Label keine Kohle für die Produkton eines Studioalbums hatte. Die ersten drei Alben der Band hatten sich (trotz unbestrittener Qualität und großem Klassikerstatus heutzutage) eher schleppend verkauft, ein Livealbum ließ sich vergleichsweise preiswert aufnehmen, und so wurde dann Geschichte geschrieben.

Die Setlist umfasst alle Hits der damals noch jungen Geschichte der Band, sprich Material von „Kiss“ (fast das ganze Album), „Hotter Than Hell“ und „Dressed To Kill“. Die Songs sind natürlich schon in den Studiofassungen fast durchgehend große Klassiker, die bis weit ins 21. Jahrhundert hinein live dargeboten wurden, dazu kommt natürlich bei Kiss die (auf Album schwer fassbare) gigantische Show mit Feuerspucken, Kunstblut, Schminke, Kostümen und riesigen Plateaustiefeln dazu, die sämtliche Maßstäbe für Shows verschob und auf neue Level hob – und nicht zu vergessen ein infernalisch laut dazugemischtes Publikum.

Zur Musik selbst will ich eigentlich gar nicht viel schreiben, es ist meistenteils geradliniger Rock, mit klassischen Rocklyrics zum Thema Spaß, Party und Alkohol (oder so in der Richtung). 100.000 Years und Cold Gin werden durch Soli und Mitsingspielchen ausgiebig in die Länge gezogen, anonsten kommt man in aller Regel innerhalb von vier Minuten auf den Punkt. Anspieltipps erübrigen sich bei einem Livealbum auch mehr oder weniger, man sollte sich das Konzert schon am Stück reinziehen – am ehesten kann man noch das als Single veröffentlichte Rock And Roll All Nite hernehmen, das heute noch gerne im Rockradio gespielt wird.

Das Album verkaufte sich wie geschnitten Brot, landete in den USA in den Top Ten, wurde mit Platin ausgezeichnet und eröffnete der Band auf einen Schlag ganz neue Möglichkeiten für die Zukunft – um nicht zu sagen es rettete ihnen die Karriere. Allein aufgrund der historischen Bedeutung ist das Album relevant, aber es zeigt Kiss vor allem auch noch in ihrer rohesten rockigsten Phase, bevor nach und nach die Showelemente immer wichtiger als die Musik wurden. Wobei man sich ein Kiss-Konzert natürlich am besten als Video reinzieht, um eben diese ganzen visuellen Showelemente auch erleben zu können.

Einen Kommentar schreiben