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Mixtape der Woche

13. Juni 2025, 19:01 Uhr von Uwe

Es gibt nur wenige Genies in der Popmusik – Künstler die prägenden Einfluss auf die Musikgeschichte hatten, sei es durch unkonventionelle Ideen, Wandelbarkeit (David Bowie zum Beispiel), das Sprengen von Grenzen (die Beatles zwischen Rubber Soul und Sgt. Pepper) oder schlicht durch ihren Erfolg (Michael Jackson). Zu diesen Genies zählte auch Brian Wilson, der kreative Kopf hinter den Beach Boys. Gestern ist er verstorben, und deswegen gibt es nun eine kurze Rückschau auf einige seiner Songs (die größten Hits hatte ich ja Anfang des Jahres schon mal verwurstet, das offensichtliche Good Vibrations fehlt hier dementsprechend).

Surfer Girl

Dieses Stück von 1963 gilt als erstes von Brian Wilson selbst produzierter Song. Vorher hatte die Plattenfirma auf ihrem eigenen erfahrenen Produzenten bestanden, Brian Wilson, damals grade 20 Jahre alt, hatte aber andere Vorstellungen und konnte sich nach den ersten Erfolgen der Band schließlich durchsetzen. Der Song selbst ist freilich recht unspektakulär und setzt die typischen Vokalharmonien der Band in Szene. Thematisch geht es hier wie auf den ersten Alben der Band ausschließlich ums Surfen und alles was damit zusammenhängt.

In My Room

Diese Ballade von 1963 ist ein frühes Beispiel für Songs, bei denen es mal nicht ums Surfen geht. Man könnte den Inhalt kurz mit „my home is my castle“ zusammenfassen, ausgeschmückt mit dichten Vokalarrangements, düster und sentimental.

Fun, Fun, Fun

Ein Jahr später ging es hier ganz klar um den Spaß an der Freude – am Autofahren, nicht am Surfen. Sowas war damals noch gang und gäbe, heute würde man von der Moralpolizei sowas von auseinandergenommen… Aber immerhin wars damals schon die Frau am Steuer, die die Männer abblitzen lässt – nachdem sie sich die Autoschlüssel für Papis Thunderbird ohne dessen Einverständnis ausgeborgt hat.

California Girls

Vor 60 Jahren ging es irgendwie nach wie vor und immer noch um die schönen Seiten des Lebens in Kalifornien – Sonne, Strand, Bikini Babes (oder so). David Lee Roth (Sänger von Van Halen) coverte die Nummer folgerichtig in den 80ern, da passte es ja auch mit der hedonistischen Lebenseinstellung.

Help Me, Rhonda

Die Kompositionen von Brian Wilson wurden komplexer, verloren aber nichts von ihrem Hitpotential. Bestes Beispiel ist diese Nummer von 1965, die an der Spitze der Charts landete und die Beatles vom Thron stieß. Thematisch geht es zwar immer noch recht seicht um die Liebe, aber musikalisch gibt es hier so einiges zu entdecken.

God Only Knows

Auf dem bahnbrechenden und wegweisenden Album „Pet Sounds“ von 1966 findet sich neben Good Vibrations auch diese Nummer, die die Popmusik mal eben neu definierte. Für viele gilt der Song als beste Komposition Wilsons. Die Beatles dürften ihn hier schwer beeinflusst haben, die waren ja ihrerseits grade dabei die Grenzen der Popmusik zu sprengen.

Heroes And Villains

Mit dem Projekt „Smile“ legte Wilson eine Bruchlandung hin – Drogen und mentale Probleme machten das Arbeiten unmöglich, das Projekt wurde abgebrochen und erst nach der Jahrtausendwende in geänderter Form veröffentlicht. Einige der Songs aus diesen Sessions waren mehr oder minder fertig und wurden auf weiteren Alben veröffentlicht. Diese Nummer ist mit Abstand die komplexeste im Katalog der Band, was den Mix und die Struktur angeht. Zahllose Aufnahmesessions wurden gemacht, der Song durchlief unzählige Metamorphosen, weil Brian Sektionen verschob oder austauschte. Er hatte einfach so viele Ideen, dass er den Song auch auf eine komplette LP-Seite hätte ausdehnen können, viele Fragmente des Songs wurden dann aber doch zu eigenständigen Nummern – Progressive Rock ist ein Scheiß dagegen. Lassen wir es also als Höhepunkt seines kreativen Schaffens stehen, von da an ging es tief abwärts.

Damit wäre das Mixtape ziemlich voll, und prinzipiell gäbe es genug Material für noch ein Mixtape – belassen wir es mal bei honorable mentions für Darlin‘, Wild Honey, Wouldn’t It Be Nice und When I Grow Up (To Be A Man).

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