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Gutmenschen

4. Oktober 2007, 17:58 Uhr von Uwe

Aus gegebenem Anlass: Ich hasse sie.

Wußte jemand vor 4 Wochen überhaupt, wo Burma liegt? Wie die Leute dort leben? Wie die Politik und Gesellschaft des Landes aussieht? Und nun wird plötzlich die große Solidaritätskeule ausgepackt, weil das Land plötzlich in den Schlagzeilen ist. Ist doch prima, wenn man das Gewissen so einfach beruhigen kann… Scheinheilige Heuchler.

Man halte sich doch lieber an den Spruch von Jan Fedder, irgendwann in einer Talkrunde im Dritten Programm: „Ich tue Gutes, aber ich rede nicht noch darüber.“

12 Kommentare zu “Gutmenschen”

  1. Tok

    Ich mach da mit. Aber das ist eine lange Geschichte, von daher: Pfft.

  2. Ines

    Ach das is doch wie damals nach dem Tsunami, als alle Welt für Sri Lanka spendete, und die restlichen betroffenen Inseln vergessen wurden.

  3. chö

    Besser Solidarität heucheln als einfach nur zusehen. Ich sag nur Ruanda, Somalia, Kenia, etc. Einen Genozid hinnehmen ist auch nicht viel besser als ihn zu verantworten.

  4. der ich

    Wie war das doch gleich mit den „15 minutes of fame for everyone“?
    Kaum gibts ein paar interessante Bilder im Fernsehen schon kommt der große Spenden/Hilfs/Sonstwas – aufruf (natürlich direkt nachdem ein entsprechender Beitrag lief) und alle sind froh dass sie ihr Gewissen reinwaschen können um die Probleme der Welt dann gleich wieder zu vergessen/ignorieren.
    Mich wunderts ja schon dass im Fernsehen überhaupt noch über diese Militärdiktatur berichtet wird, im Sudan herrscht ja wohl ne sehr ähnliche Situation und keinen interessierts (mehr).

  5. Uwe

    @chö: Lieber anderswo wirklich was hilfreiches tun, anstatt heuchlerische Aktionen zu machen, die nur das Gewissen beruhigen und sonst nix bewirken. Beim Thema „Genozid hinnehmen“ sind ja wohl auch nicht du und ich gefragt, sondern entsprechende UN- und Wirtschaftskreise.

    Mein Lieblingsbruder hat meinen Punkt schön erkannt. .oO(Und ich schließe aus der Tatsache, dass er hier seinen Senf dazugibt (und dem Rechnernamen in den Logs), dass er inzwischen ZIN und Netzzugang hat)

  6. der ich

    richtig geschlossen und ich war soooooo schlecht

  7. chö

    Nicht jeder, der spendet muss ein schlechtes Gewissen haben. Manche tun es auch einfach nur aus Nächstenliebe und eben ernst gemeinter Solidarität. Wenn man „im Westen“ nicht auch Solidarität geheuchelt (?) hätte, hätten wir heute vielleicht auch kein vereinigtes Deutschland.

    Besser man spendet also, wenn nicht gerade irgendwo etwas akut brennt?

  8. Uwe

    1. Es gibt tatsächlich Leute, die spenden aus Nächstenliebe. Die machen das dann aber wohl auch unabhängig von solchen Aktionen wie der, um die es im Ausgangsbeitrag ging.
    2. Es gibt nicht wenige Leute, die spenden, weil sie eh genug Kohle haben – und Spenden von der Steuer absetzen können.
    3. Die Solidarität des Westens mit dem Osten beschränkte sich IMHO zu dem Zeitpunkt darauf, dass einige einflussreiche Lobbyisten (z.B. aus der Automobilindustrie) einen plötzlich verfügbaren riesengroßen Absatzmarkt gesehen haben. Otto Normalbürger auf der Straße wird es herzlich wenig gejuckt haben, was da im Osten hinter den Kasseler Bergen bei den sozialistischen Zwergen abging – daran hat sich auch bis heute nur wenig geändert.

  9. chö

    Was ist an 2. moralisch verwerflich? Die Steuerbefreiung soll ja gerade ein Anreiz sein, es zu tun. Ein feines Instrument des Sozialstaats.

    Bezüglich 3. habe ich einen anderen Eindruck. Ich denke schon, dass es eine Art moralische Verbundenheit zwischen Ost- und Westdeutschen gibt. Dass jeder über den anderen herzieht, ist für mich nichts weiter als der Vogtländer-Erzgebirgler-Konflikt in größerem Maßstab. „Was sich neckt, das liebt sich.“ *schwafel*

  10. Uwe

    *hust* Es ging ja gerade darum, dass man aus Überzeugung etwas Gutes tut, und nicht weil es finanziell attraktiv ist. Und was das andere angeht, da hast du offenbar völlig entgegengesetzte Erfahrungswerte.

  11. der Steffen

    Ich finde es nicht verwerflich, wenn jemand spendet, weil es offenbar irgendwo in der Welt eine Katastrophe gab. Genau dort muss doch kurzfristig Geld hin.

    Zu „2. Es gibt nicht wenige Leute, die spenden, weil sie eh genug Kohle haben“ Ja, und zu den Leuten die eh genug Geld haben zählt eben ganz Europa (auch Hartz IV und Studenten), denn in Relation zum Rest der Welt sind wir so reich, wir reden uns nur gerne arm…

    Die Frage ist ja eigentlich auch eher, wie man „Lieber anderswo wirklich was hilfreiches tun, anstatt heuchlerische Aktionen zu machen, die nur das Gewissen beruhigen“ das denn anstellt. Also: wie verbessere ich nachhaltig die Situation in der 3. Welt? Und das am besten so, dass die erste Welt ihren Lebensstandard hält? Bis wir darauf keine Antwort gefunden haben, bleibt nichts als Ad-Hoc oder regelmäßig sein Gewissen durch spenden zu beruhigen

  12. Ines

    Um das Thema Spenden um des Guten Willen mal aufzugreifen, werfe ich mal eine URL rein, die nicht *wirklich* was mit Spenden zu tun hat, mit dem Helfen hingegen schon. Klar, es ist nicht vergleichbar mit anderen Brennpunkten, in denen kurzfristig Geld benötigt wird, aber wenn man es so herum betrachtet, wird an viel zu vielen Ecken dringend Geld und Unterstützung benötigt, dass man vermutlich garnicht alles abdecken kann. Letztlich muss man sich überlegen, wo man anfängt, und ob überhaupt… also mit dem Helfen. Nun, genug geschwafelt, die URL: http://www.kiva.org eine spannende Idee, wie ich finde.

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