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Kultureller Blauhelmeinsatz

22. Dezember 2012, 16:49 Uhr von Uwe

Ich komme gerade durchgefrorener Weise aus der Kirche. Was das mit blauen Helmen, Kultur und Weihnachten zu tun hat?Ganz einfach: Meine Lieblingsmutter singt im Frauenchor, und der gab heute zusammen mit dem Männerchor und einer professionellen Sängerin das diesjährige Weihnachtskonzert in der hiesigen Kirche. Und da besagte Mutter mit dem Ausbruch des dritten Weltkrieges gedroht hatte, falls die Familie den Gesangsdarbietungen nicht lauschen sollte, wurde ich aus meinem schönen Kartoffelsuppenindizierten Mittagsschlaf gerissen und durfte mich bei wunderschön nasskaltem Mistwetter in friedensstiftender Mission auf den Weg machen.

In der Kirche angekommen nahm man Platz auf formvollendet ergonomisch unmöglichen Sitzbänken und harrte dann der Dinge die da kommen. Zunächst fiel der Programmzettel auf, welcher keine Qualitätskontrolle abbekommen hatte (es fehlte ein t und ein Tabstopp), die Temperaturen waren knapp überm Gefrierpunkt, weswegen es tatsächlich bei einigen Sitzplätzen (nicht an meinem) eine Heizdecke auf der Sitzbank gab. Nuja, ich hockte da nun also wie der Affe auf dem Schleifstein und durfte mir das Geträller des Frauenchores anhören – das war gar nicht mal so schlecht wie es nach dieser Einleitung klingt, zumal die Damen mit Spezialeffekten (klingelnde Glöckchen) aufwarten konnten. Nur das mit dem th in den englischsprachigen Liedern wäre noch zu üben. Es folgten diverse improvisierte Intermezzi des Organisten, dessen Finger vermutlich steif gefroren waren, weshalb die Orgel dann auch schön schräg auf dem letzten Loch jaulte. Und was Smetana mit Weihnachten zu tun hat, muss mir mal noch einer erklären.

Den Vogel schoss die professionelle Koloratursopraneuse ab, die einen zwar mit stimmlicher Gewalt an die Wand drückte, dafür aber auch viel zu übertrieben affektiert agierte, weswegen man außer heulbojenartigem Gejaule nicht wirklich was verstehen konnte. Das wiederum funktionierte beim Männerchor ganz gut, dafür gabs dort wenig Dynamik (die Männer singen halt lieber beim Fußball) und die Harmonien waren auch nicht so schön wie bei den Damen. Nach weiteren georgelten Improvisationen gabs nochmal den Frauenchor, bevor dann sämtliche Anwesenden die fehlenden Textkenntnisse beim gemeinsamen Singen von „Ach du fröhliche“ unter Beweis stellen konnten.

Schön durchgefroren machten wir uns danach wieder auf den Heimweg. Damit ist der kulturelle Teil von Weihnachten beendet, jetzt kann man zum weniger stressigen Teil übergehen, der da lautet: Kaffee.

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